Liebe Frau Welter,
meine Tochter ist nun 13 Monate alt und ich habe sie bislang regelmäßig gestillt. Untertags isst sie schon sehr gut und ausreichend aber zum Einschlafen und Wiedereinschlafen sucht sie immer die Brust. Nun ist es aber so, dass ich erneut schwanger bin, mittlerweile in der 11 SSW. Meine Milch ist ohnehin immer weniger geworden, seit einigen Tagen kommt nun gar nichts mehr. An sich finde ich das in Ordnung, da ich zumindest ein Jahr lang gestillt habe. Nur meine Tochter möchte natürlich nicht auf die Brust verzichten und nuckelt v.a. nachts sehr oft und lange daran. Ich habe bislang leider noch keine Möglichkeit gefunden sie anders sanft in den Schlaf zu bringen. Das Nuckeln ist zum Teil schmerzhaft, v.a. weil ich die Zähne sehr spüre, aber ich weiß nicht wie ich es ihr abgewöhnen kann. Vor allem seit keine Milch mehr kommt (vielleicht wegen den Schwangerschaftshormonen?) ist es unangenehm weil sie dann manchmal an der Brust zieht und zerrt. Einen Schnuller hat sie noch nie akzeptiert. Ich habe es auch schon mit einer Flasche probiert aber da ärgert sich meine Tochter eher darüber. Ich denke auch nicht, dass es Hunger ist, eher die Angewohnheit an der Brust einzuschlafen. Ich weiß nun wirklich nicht was ich machen soll, v.a. da mein drittes Kind im August zur Welt kommt und ich deshalb einen Zeitdruck verspüre, meiner Tochter das Nuckeln bis dahin abzugewöhnen damit ich mich mit dem Stillen dann ganz auf das Neugeborene konzentrieren kann.
Können Sie mir einen Rat geben? Vielen Dank!
Anja
von
anjawds
am 08.02.2024, 20:23
Antwort auf:
Erneut schwanger und meine 13 Monate alte Tochter nuckelt an der Brust ohne dass Milch kommt
Liebe Anja,
in der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Auch können die Brustwarzen sehr empfindlich werden, so dass die Frau das Stillen als unangenehm empfindet.
Wenn du also wirklich abstillen möchtest, braucht es Geduld und Konsequenz.
Sicherlich ist es für dein Baby ein leibgewonnenes Ritual und es wird die Brust schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Baby das auch. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Vielleicht versuchst du es damit, die Stillzeiten immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt du die Zeit an der Brust immer mehr. Auch wenn es deiner Kleinen nicht gefällt, musst du klar und konsequent bleiben.
Ich möchte dir nun noch ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Es kann auch ablenkend wirken, wenn du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn du zum Beispiel sitzen bleibst, anstatt dich hinzulegen, wenn du dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeitausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden.
Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt, oft hilfreich.
Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin Deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.02.2024