Hallo liebe Stillberaterinnen,
mein Sohn ist 5 einhalb Monate alt. Er wurde von Anfang an gestillt und bekommt mittlerweile mittags und abends Brei. Abends schafft er meistens noch keine ganze Portion, sodass wir noch stillen.
Da er in letzter Zeit wieder öfter nachts trinken möchte, reicht meine Milch morgens dann nicht mehr wirklich aus. Daher würde ich gern abends oder morgens die Flasche geben.
Allerdings weigert er sich wehement. Dachte erst, es läge an den Flaschen, deshalb habe ich probiert, ob er Wasser daraus nimmt. Das tut er. Deshalb dachte ich, ihm schmeckt das Milchpulver nicht. Habe also statt pre Einser versucht, dann noch eine andere Firma aber nichts. Er trinkt nicht. Selbst frisch abgepumpte Muttermilch, die ich in die Flasche fülle, nimmt er nicht an.
Im November habe ich zudem einen Lehrgang, da müsste der Kleine tagsüber bei Papa und Oma bleiben und auch die Flasche bekommen. Ich weiß mir momentan keinen Rat. Die Milchbildung anregen mit Tee etc. habe ich versucht, aber es tut sich nichts.
Ich habe aber auch Angst davor, dass er Hunger hat und nicht genug Milch bekommt.
Wie bekomme ich ihn dazu, aus der Flasche zu trinken?
Liebe Grüße,
Clumsy
von
Clumsy1839
am 19.07.2018, 16:26
Antwort auf:
Baby trinkt nur keine Milch aus Flasche
Liebe Clumsy,
die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Wenn Du das Gefühl hast, dass die Milch nicht mehr ausreicht, kannst Du einfach vermehrt und länger anlegen, somit wird die Milchmenge größer.
Auch kann es gut sein, dass Dein Baby genau so oft wach wird, wenn Du die Flasche gibst.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Natürlich kannst Du trotzdem weiterhin versuchen, die Flasche schmackhaft zu machen.
Hast Du die Becherfütterung schon einmal probiert?
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt.
Wenn Du das nicht magst, helfen folgende Tipps:
- Lass immer JEMANDEN ANDEREN die Flasche anbieten, mach es nie du selbst (vielleicht kannst du den nächsten Versuch ja auf ein Wochenende legen?). Es gibt einige Tricks, die helfen können:
- versucht die Flasche anzubieten, wenn das Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird es keine Experimente mitmachen wollen) ist;
- lass die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird;
- anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, die Unterlippe damit kitzeln, damit das Kind selbst ihn nimmt;
- dein Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach dir riecht;
- der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden;
- probiert verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger;
- probiert verschiedene Trinkpositionen aus;
- vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser;
- probiere, die Flasche zu geben, wenn dein Baby schläft;
- gib nicht sofort auf, wenn es nicht klappt, probiert es weiter - aber bedenke auch, dein Baby kann auch (tagsüber) aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 19.07.2018