Hallo,
meine zweite Tochter möchte ich nun im März (so keine Krankheit dazwischen kommt) mit 22 Monaten abstillen. Bei der Großen ging das damals - überraschenderweise - sehr schnell und einfach (war bereits wieder schwanger und wahrscheinlich dementsprechend überzeugend:0) Zudem hat sie ein sehr ruhiges Temperament. Die Kleine dagegen hat jetzt schon manchmal richtig heftige Wutanfälle, gerade wenn sie müde ist. Allerdings stille ich fast ausschließlich nur noch zum Einschlafen und habe so ein bisschen Angst, dass sie dann riesige Wutanfälle bekommt, weil es dann noch nicht mehr mal die Brust gibt. Habt ihr da Tipps?
Eine zweite Frage: Während ich sie stille (auch nachts) kratzt und kneift sie mir an der Brust, was das Stillen nicht gerade angenehm macht. Ich habe ihr schon gesagt, dass es wehtut, dass sie "Ei" machen soll, ihre Hand weggenommen, die Stellen wo sie kneift zugehalten, es hilft alles nichts. Auch da wäre ich für Tipps dankbar. Vielen Dank und viele Grüße.
von
Große
am 22.01.2014, 10:09
Antwort auf:
Abstillen und Wutanfälle
Liebe Große,
wenn Du nicht sofort und abrupt abstillen möchtest, kannst Du langsam abstillen (was für das Kind und auch deine Brust besser wäre).
In diesem Alter kann dein Kind durchaus lernen, dass es nachts mal eine Pause gibt, eine stillfreie Zeit. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann.
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum Einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum Anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Genau so würde ich es auch mit dem Kneifen handhaben.
Es ist eine Angewohnheit, die sich deine Kleine jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn sie kneifen möchte, sagst du ganz deutlich NEIN und hältst ihr Händchen fest. Wird sie selig weiter trinken? Keinesfalls, sie wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deiner Maus ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat.
Vielleicht kannst du ihr auch eine Kneif-Alternative anbieten, ein weiches Schnuffeltuch etwa. Es gibt auch Mütter, die sich eine spezielle "Still-Halskette" basteln, an der dann einige haptisch interessante Dinge hängen (Holzringe etwa, oder Styroporkugeln mit Stoffüberzug) an denen die Kleinen "fummeln" können.
Wenn du konsequent bleibst, sollte sie in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ganz sicher werden da Dinge aus deiner eigenen Kindheit hochkommen; begrüße sie wie Freunde, die lang verschollen waren, und freu dich, denn sie bieten dir die Gelegenheit, sie zu bearbeiten und aufzulösen, und frei zu werden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt: Es lohnt sich :-)
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 22.01.2014