Lieber Dr. Bluni,
habe heute wieder 2 kleine Fragen. Ich (34) bin jetzt in der 22.SSW.
1. Meine Ärztin hat einen großen Zucker-Belastungstest in 4 Wochen anberaumt. Es gibt aber überhaupt keinerlei Anzeichen für irgendeine Entwicklung in Richtung SS-Diabetes. So richtig versteh ich das nicht, weshalb sie das machen möchte. Es gibt keine Vorgeschichte dazu, keine erbliche Belastung oder sonstwas. Alle Werte sind vollkommen normal. Weder ich noch das Baby haben "Gewichtsprobleme" oder so. Auch in meiner ersten SS wurde das nicht gemacht. Da wurde aber bei jedem U-Termin Blut getestet (nur ein Piecks in Finger), ich weiß aber nicht genau, was da immer kontrolliert wurde. Das jedenfalls macht meine jetzige Gyn nicht, da wird immer nur Urin getestet.
Also wozu soll der Test gut sein?
2. Außerdem hat sie mir vorbeugend Eisen-Tabletten verschrieben, obwohl meine Eisen-Werte bestens sind. Auch in meiner ersten SS habe ich bis zum Schluss keinerlei Zusatzpräparate einnehmen müssen, weder Magnesium noch Eisen. Was ist davon zu halten? Ich mag es ansich nicht besonders, ohne erkennbaren Grund irgendwelche Medis zu nehmen, zumal ich das wie gesagt von meiner ersten SS nicht kenne.
Herzlichen DAnk!
ivonne
Mitglied inaktiv - 17.11.2008, 15:15
Antwort auf:
Zucker-Belastungstest
Liebe Ivonne,
1. ja, die Untersuchung zum Ausschluss eines Schwangerschaftsdiabetes ist sicher eine der sinnvollsten Untersuchungen:
bisher beinhalten die Routineuntersuchungen im Rahmen der Schwangerenvorsorge nur den routinemäßigen Urintest auf Zucker (Glucosurie), der allerdings unzuverlässig ist.
Denn die Nierenschwelle ist in der Schwangerschaft meist erniedrigt. Das heißt, auch bei relativ niedrigen Blutzuckerwerten wird schon Glucose im Harn ausgeschieden. Durch den Urintest wird im Übrigen nur ein Bruchteil der Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes erkannt.
Aus diesem Grund gibt es schon seit längerem Bestrebungen, einen objektivierbaren Blutzuckertest: Suchtest mit 50 Gramm Glucose oder oraler Glucosetoleranztest = oGTT mit 75 Gramm Glucose in die allgemeine Schwangerenvorsorge (24. - 28. SSW) zu integrieren, um durch eine frühzeitige Diagnose eine erfolgreiche Behandlung einleiten zu können.
Zeigen sich nun im Urintest erhöhte Werte von Zuckerausscheidungen, sollte dieses kontrolliert werden und bei Anhalten sollte ggf. ein entsprechender Test (oraler Glucosetoleranztest= oGTT) durchgeführt werden.
Da der unerkannte Schwangerschaftsdiabetes mit erheblichen Folgen für Mutter und Kind verbunden sein kann - mit dem Zuckertest werden letztlich nur 10% der Betroffenen erkannt - sind sich die Experten einig, dass eine solche Suche sinnvoll ist.
2. allerdings ist dieses ja bei vorsorglicher Testung freiwillig und insofern können Sie auch auf die Testung verzichten.
3. Die WHO definiert eine Anämie beim Vorliegen eines Hämoglobinwertes unter 11 g/dl in der Schwangerschaft und unter 10 g/dl in der Wochenbett-Periode. Es ist gesichert, dass niedrige Hämoglobinwerte in der Schwangerschaft und im Wochenbett - insbesondere Werte unter 9 g/dl - Negativauswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf und die kindliche Entwicklung haben.
Ab diesen Werten ist eine Eisensubstitution sinnvoll. Es gibt aber bis heute keine evidenzbasierten Studien, die belegen würden, dass eine rein prophylaktische Eisensubstitution bei normalen Hb-Werten Vorteile hätte. Die meisten internationalen Fachgesellschaften empfehlen dieses nicht.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 17.11.2008