Frage: unzählige Untersuchungen

Guten Tag, ich bin leider privat versichert und nun wird mit allerlei Käse empfohlen mit der Begründung, die Versicherung würde es bei mir ja zahlen... (1) Toxoplasmose am besten alle acht Wochen, dabei haben wir keine Katze und essen kein Fleisch (2) Cytomegalie alle acht Wochen, aber unsere Zwillinge waren nie in einer Krabbelgruppe o.ä., sie spielen ja miteinander. (3) Eisen alle zwei Wochen, dabei nehme ich (weil ich kein Fleisch mag) eh Tabletten und das letzte Mal war der HB 16 (4) Röteln-Antikörper, dabei waren sie noch vor einem Jahr in Ordnung, ich bin viermal geimpft, zuletzt Anfang zwanzig, davor nach Plan (5) Chlamydien habe ich mir nicht holen können, auch mein Mann nicht, garantiert nicht, aber auf dem Test besteht mein FA obwohl die Versicherung sagt, ich dürfe alles ablehnen, was ich nicht will (6) einzig die Grippeimpfung finde ich sinnvoll, Frage dazu: ab wann gibt es den aktuellen Impfstoff? (7) Ultraschall alle zwei Wochen von Anfang an: auch das würden doch garantiert die Kassen übernehmen, wenn man damit irgendein Unheil abwenden könnte? Nichts dagegen, wenn jemand sich verunsichert fühlt (durch den Arzt?) und die Untersuchungen will, aber ich bin es echt leid, ständig antreten zu müssen, mir geht es diesmal gut, ich kann besseres mit meiner Freizeit anfangen als im Wartezimmer zu sitzen.

Mitglied inaktiv - 16.08.2018, 16:06



Antwort auf: unzählige Untersuchungen

Hallo, 1. eine entsprechende Kommentierung einer derartigen Vorgehensweise, weil die Patientin privat versichert ist, erspare ich mir einmal im Rahmen eines solchen Forums. Sicherlich werden Sie zwischen den Zeilen lesen können. 2. grundsätzlich gilt eigentlich die Devise, dass viel nicht viel gut ist und das gilt auch für privat versicherte Patienten. Nun zu Ihren konkreten Fragen: 1. grundsätzlich wird in Deutschland aus guten Gründen überhaupt keine Testung empfohlen. Dieses wird bei klinischem Verdacht auf diese Infektion durchgeführt oder auf Wunsch als Selbstzahlerleistung, wenn zum Beispiel eine Katze im Haus ist. 2. wenn es Kleinkinder bis zu einem Alter von etwa drei Jahren im Haus gibt, dann besteht für die Schwangere, die keine Immunität hat, schon ein gewisses, wenn auch kleines, Risiko der Infektion mit einer Cytomegalie. Deshalb empfehlen wir für diese Frauen zumindest einmalig, dass die Immunität überprüft wird. Und anschließend sollten gewisse Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Sehr umfassend finden sie dieses in unserer Stichwortsuche unter dem Stichwort Cytomegalie beschrieben. 3. die Mutterschaftsrichtlinien sehen unabhängig vom Versichertenstatus eine Bestimmung des Hämoglobinwertes (am besten über eine Blutentnahme aus der Vene) zu Beginn der Schwangerschaft und dann noch einmal etwa um die 20. Woche herum, wenn die Werte in Ordnung sind. Bei Besonderheiten und Auffälligkeiten, kann diese Untersuchung, die nach Bedarf natürlich wiederholt werden. 4. ebenfalls in die deutschen Mutterschaftsrichtlinien vor, dass wenn die Patientin nach eigenen Angaben die Rötelninfektion durchgemacht hat oder einmal im Vorfeld ein ausreichender Titer nachgewiesen wurde, dass dann dieser überhaupt nicht mehr bestimmt werden muss. 5. die Untersuchung auf Chlamydien zu Beginn der Schwangerschaft aus dem Morgenurin wird in Deutschland für alle Schwangeren empfohlen. Natürlich kann dieses von der Frau auch abgelehnt werden, denn es handelt sich ja um eine freiwillige Maßnahme. 6. die ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung gegen die Grippe in den Wintermonaten, wenn das erste Drittel der Schwangerschaft überschritten ist. Dazu sind alle bisher im Handel vergnüglicher Impfstoffe geeignet. 7. in der sicherlich überwiegenden Zahl der Fälle wird die Ultraschalluntersuchung dreimal in der Schwangerschaft absolut ausreichen, wenn es keine Besonderheiten gibt. Hier kann in Abstimmung mit der Patientin natürlich die eine oder andere zusätzliche Untersuchung durchgeführt werden. Aber, auch hier gilt die Devise, dass es weniger darum geht, häufig zu untersuchen, weil es sich abrechnen lässt, sondern dass dann gegebenenfalls am individuellen Risiko orientiert die Häufigkeit ausgerichtet wird. Letztlich ist natürlich jeder Arzt frei, dieses für sich in Abstimmung mit der Patientin auszugestalten. Dazu lässt sich aber sagen, dass es in Land der Weltmeister des Ultraschalls (in keinem Land dieser Welt wird so häufig Ultraschall in der Schwangerschaft durchgeführt) schwierig ist, auch die Patientin davon zu überzeugen, dass eine bestimmte Zahl an Untersuchungen völlig ausreichen wird. Herzliche Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 16.08.2018



Antwort auf: unzählige Untersuchungen

Es steht jeder Frau vollkommen frei, überflüssige Untersuchungen abzulehnen.

von Andrea6 am 16.08.2018, 18:16