Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel

Dr. med. Christian Karle Frage an Dr. med. Christian Karle Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel

Ich bin in der 11. Schwangerschaftswoche und beim Bluttest vor zwei Wochen wurden bei mir Toxoplasmos-Antikörper nachgewiesen. Nach einem weiteren Bluttest ist nun ziemlich klar, dass ich mich während der Schwangerschaft mit Toxoplasmose infiziert habe. Ich muss nun die ganze Schwangerschaft Antibiotika einnehmen. Ob sich das Kind infiziert hat und wenn ja eine Beeinträchtigung hat, lässt sich erst nach der Geburt definitiv feststellen. Hat jemand konkrete Erfahrungen gemacht? Wie sich das zum Beispiel aufs Kind ausgwirkt hat. Ich habe etwas von Sehschwäche und Wasserkopf gelesen, was mich nicht gerade beruhigt hat. Und wie hoch ist die Möglichkeit, dass das Kind behindert sein könnte? (Für mich ist klar, dass ich deswegen keinen Schwangerschaftsabbruch möchte, aber vielleicht kann ich mich besser darauf einstellen!)

Mitglied inaktiv - 03.09.2003, 20:53



Antwort auf: Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel

Hallo, die Erreger der Toxoplasmose setzen sich zunächst im Mutterkuchen fest. Von da aus können das Gehirn (Funktionsausfälle in Abhängigkeit vom Sitz der Infektion bzw. Hydrocephalus) und die Netzhaut des Auges (Sehkraft!) befallen. Diese Organe können schwerste Schäden erleiden. In der Frühschwangerschaft ist es unwahrscheinlich, dass sich das ungeborene Kind ansteckt; im Fall der Infektion wären aber Schäden zu befürchten. Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto wahrscheinlicher wird eine Infektion des Kindes, aber desto weniger gefährlich sind ihre Folgen. Bei festgestellter Toxoplasmose-Infektion kann eine antibiotische Therapie durchgeführt werden, die Erfolgsrate ist sehr hoch. Zur möglichen Therapie gibt es verschiedene Antibiotika, wobei die Kombinationstherapie die größere Erfolgsrate (ca. 70 %) hat. Bis zur 15+0 SSW wird meistens nur Spiramycin alleine eingesetzt. In Deutschland hat sich eine 4wöchige Behandlungsdauer durchgesetzt. Möglich ist auch eine Therapie über die gesamte Schwangerschaft mit Wechsel zwischen jeweils 4wöchiger Therapiedauer und einem therapiefreien Intervall von 4 Wochen. Toxoplasmen können die Plazenta erst nach der 13. SSW passieren. Frühe Infektionen mit kindlichen Schäden sind bekannt geworden, enden aber meistens als Abort. Ein sofortiger Behandlungsbeginn bei Bekanntwerden der Infektion ist deshalb angebracht. Oft treten die Schäden allerdings nach einer längeren Latenzzeit auf, da Infektionsherde in der Plazenta und in den Eihäuten erst nach einiger Zeit den Einbruch der Erreger in den fetalen Kreislauf bewirken (bis 3 Wochen), so dass die später begonnene Therapie das Risiko für das Kind noch zu senken vermag. Eine ausführliche Ultraschalluntersuchung durch einen für die erweiterte Ultraschalluntersuchung entsprechend ausgebildeten Frauenarzt ist im weiteren Verlauf der Schwangerschaft erforderlich, um eine Schädigung des Kindes auszuschließen. Zudem kann nach der 20. Schwangerschaftswoche eine Fruchtwasseruntersuchung Aufschluß darüber geben, ob die Toxoplasmen das Kind überhaupt erreicht haben und das kindliche Immunsystem darauf reagieren mußte. Habedank

Mitglied inaktiv - 03.09.2003, 22:31



Antwort auf: Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel

Hallo! Habe dasselbe Problem wie Du. Bin jetzt allerdings schon 21. SSW, es ist meine zweite SS. Auch bei mir hat der Toxoplasmosetest in der 13. Woche ergeben, daß ich wahrscheinlich akut mit Toxoplasmen infiziert bin. Auch für uns war der Schreck groß! Ich habe dann ab 15. SSW für 3 Wochen die Spiramycin- Therapie bekommen und dann ab 18. SSW die Kombinationstherapie aus Sulfadiazin u. Pyrimethamin zzgl. Folinsäure. Ich hatte am 26.8. den Termin für die Amniozentese, es wurde jedoch auf den 16.09. ´verschoben, da ich noch bis Freitag die Therapie habe. Bei der Amniozentese wird dann festgestellt, ob das Kind angesteckt wurde oder nicht. Dann entscheidet sich auch, ob ich bis zum Ende der SS weiter therapiert werde oder nicht. Wenn ich den Befund habe, bin ich bereits 25. SSW und wir sind uns im Klaren darüber, daß wir kein geschädigtes Kind bekommen wollen. Jeder Feinultraschall ergab bis jetzt jedoch keinen Anhalt für eine Infektion des Kindes, daher bin ich jetzt schon zuversichtlicher, daß alles gut geht. Auch habe ich mich im internet und bei meiner Hebamme erkundigt und erfahren, daß man Toxoplasmose sehr gut in den Griff kriegt heut zutage. So viel zu meinen Erfahrungen. Ich hoffe, ich konnte Dir ein bißchen weiterhelfen. Würde mich freuen, zu erfahren, wie es bei Dir weitergeht. Habe die Erfahrung gemacht, daß es nicht allzu viele Leute im Netz gibt, die das auch durchgemacht haben. Sei lieb gegrüßt und halt die Ohren steif! Alles Gute für Dich und Dein Kind! RudiMama

Mitglied inaktiv - 04.09.2003, 12:36



Antwort auf: Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel

Ich muss nun ab sofort diese spyramcin-Therapie machen bis zur 16. Woche, dann wird gewechselt, aber wie dann das heisst, weiss ich noch nicht. Frage: Was ist Amniozentese? Ist das der Fruchtwassertest? Wir wollen nämlich keinen, da es für uns klar ist, dass wir das Kind so oder so wollen. Meine Ärztin meinte, dass ich bis zum Schluss therapiert werde und man erst nachher untersuchen kann, ob sich das Kind infiziert hat und es auch dann auf allfällige Schädigungen untersucht wird.

Mitglied inaktiv - 04.09.2003, 14:29



Antwort auf: Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel

Amniozentese ist die Frauchtwasseruntersuchung. Also, mir wurde erklärt, daß man die Amniozentese in erster Linie macht, um zu sehen, inwieweit Antikörper des Babys im Fruchtwasser sind. Sind keine da, ist die Toxo nicht bis zum Baby durchgekommen. Je nach dem, ob welche sind oder nicht, wird entschieden, ob ich bis zum Ende der SS therapiert werden muß oder nicht und ob das Baby nach der Geburt therapiert wird. Je nachdem, wie viele Antikörper da sind, kann auch das Kind geschädigt sein. Das kannst Du ja mal auf der Homepage des Robert- Koch- Instítuts nachlesen, da gibts ein Merkblatt für Ärzte über 6 Seiten, da steht alles genau so auch drin. Zusätzlich wird bei mir auch gleich von dem Fruchtwasser eine Chromosomenbestimmung gemacht. Also ich finde es ganz schön mutig von Euch zu dagen, egal, ob das Kind geschädigt ist oder nicht, ihr wollt es trotzdem. Hochachtung! Ich habe in einem Behindertenheim gearbeitet und habe selbst eine Behinderte in der Familie und weiß daher, was es bedeutet. Es ist nicht nur die Arbeit die dahinter steckt. Ich finde, das Kind und auch das gesamte Umfeld leiden ganz schön darunter. Aber Hut ab, vor allen, die sich so etwas zutrauen. Ist dies Deine 1. SSW? Wie alt bist Du? Habe nächste Woche meinen Termin zur Amniozentese. Wenn ich den Befund habe bin ich 25. SSW! Sollte dennoch ein gravierender Schaden am Kind fesgestellt werden(was ich nicht mehr glaube) werde ich mich auch dann noch für einen Abbruch entscheiden. Freue micht wieder von Dir zu hören! LG RudiMama

Mitglied inaktiv - 09.09.2003, 20:07



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