Hallo Dr. Bluni!
Ich habe große Angst um mein Baby und hätte gerne noch eine zweite Meinung gehört. Bin jetzt in der 20. SSW und bei mir wurde eine Nebenplazenta festgestellt die genau auf dem Muttermund liegt. Diese war wohl auch dafür verantwortlich das ich in der 11. SSW Blutungen hatte (wurde damals für ein Hämatom gehalten). Meine FÄ meinte das ich wohl nicht um eine Sectio kommen werde und das ich mit hoher Wahrscheinlich mit weiteren Blutungen rechnen muss. Leider besteht auch die Gefahr das bei stärkeren Blutungen das Baby frühzeitig geholt werden muss, ich also ein Frühchen bekommen könnte. Mir macht das alles große Angst und mich würde interessieren wie Ihre Erfahrungen mit dieser Diagnose sind. Wie gut sind die Chancen das doch alles gut geht und die Nebenplazenta noch nach oben wandert? Und wie hoch ist die Möglichkeit das es noch zu Blutungen kommt oder mir eine Frühgeburt bevorsteht?
Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort
Viele Grüße Carola
Mitglied inaktiv - 01.10.2007, 18:01
Antwort auf:
Nebenplazenta totalis
Liebe Carola,
1. wir unterscheiden zwischen einer nur tief und nahe am Muttermund sitzenden Plazenta und derjenigen, die komplett über dem inneren Muttermund sitzt.
Tief oder nahe am inneren Muttermund sitzend hieße, die Plazenta sitzt nahe am inneren Muttermund; liegt aber nicht komplett davor, was einer Plazenta praevia entsprechen würde.
Dieses kann man manchmal im Ultraschall nicht direkt erkennen, wenn sie nur randständig ist.
Wenn es auch in dieser Situation mal bei Anstrengung oder Verkehr aus Randgefäßen bluten kann, so zeigt die Erfahrung, dass die zu einem so frühen Schwangerschaftszeitpunkt randständige Plazenta häufig mit weiterem Alter der Schwangerschaft nach oben wandert; weg vom inneren Muttermund.
Sofern die Frau nicht blutet, sollte sie beruhigt sein und sich an die Empfehlungen des behandelnden Frauenarztes oder Frauenärztin halten. Welche Empfehlungen hinsichtlich Arbeit und Belastung ausgesprochen werden sollten, ist am besten im Einzelfall; auch abhängig von Blutungen zu entscheiden.
Die Plazenta praevia kommt in ca.1 von 200 Schwangerschaften vor, aber nur in 20 Prozent dieser Fälle liegt sie komplett vor dem Muttermund.
In diesem Fall bestehen geringe Chancen, dass hier eine Änderung der Lage im weiteren Verlauf der Schwangerschaft eintritt.
In meinen Unterlagen kann ich keine statistischen Angaben über die Wahrscheinlichkeit einer Blutung finden, jedoch ist diese Risiko bei einer Plazenta praevia totalis entsprechend hoch. Die Ursache für eine Blutung ist entweder die Lösung des Mutterkuchens von seiner Unterlage, Eine Entzündung der Plazenta oder die Ruptur von plazentaren Gefäßen.
2. Untersuchungen zeigen, dass eine nur tiefsitzende Plazenta in den allermeisten Fällen im weiteren Verlauf nach oben rückt. Bei komplett vor dem Muttermund liegender Plazenta sind die Chancen deutlich geringer. Dieses ist in nur 20 Prozent der Fall
In Anlehnung an das amerikanische Lehrbuch zur Geburtshilfe von Williams, geht eine vor der 20. SSW diagnostizierte Plazenta praevia mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,3 Prozent hinsichtlich Blutungen unter der Geburt einher. Je weiter man in der Schwangerschaft und der Diagnose einer Plazenta praevia kommt, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit.
Darüber hinaus sind die Chancen auf ein sich nach oben Bewegen der Plazenta um so größer, je weiter sie sich vom inneren Muttermund befindet.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 01.10.2007