Hallo Herr Dr. Paulus,
darf man eigentlich in der Schwangerschaft, falls man wirklich mal Migräne bekommen sollte, Schmerztabletten nehmen?`Ich bin dabei schon immer sparsam gewesen, meist nur eine halbe Ibuprofen wenn es wirklich notwendig war.
Und wie ist es bei Erkältungen? Nasenspray oder z.B. pflanzliche Tabletten (Sinupret) gegen Schnupfen?
Danke und freundlliche Grüße
von
Jana120
am 13.11.2020, 12:08
Antwort auf:
Welche Medikamente sind bei Kopfschmerzen und Erkältung erlaubt?
Paracetamol gilt als Schmerzmittel der 1.Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft (3-4 x 500 mg pro Tag). Allerdings sollte auch Paracetamol möglichst zeitlich begrenzt in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen ASS, Ibuprofen oder Diclofenac dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln ebenfalls eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus (kindliche Kreislaufverbindung vor Geburt) bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten.
Ein erhöhtes Risiko für die kindliche Entwicklung aufgrund einer therapeutischen Anwendung von abschwellenden Nasensprays (z. B. mit Xylometazolin) in der Schwangerschaft wurde beim Menschen nicht beschrieben.
Der Wirkstoff könnte bei hoher Konzentration im Blut zur Gefäßverengung und verminderten Durchblutung von Gebärmutter und Mutterkuchen führen, was bei nasaler Verabreichung in therapeutischer Dosis nicht zu befürchten ist.
Daher sollte man nicht mehr als 3 x täglich 1 Hub des Erwachsenensprays pro Nasenöffnung anwenden.
Eine Langzeitanwendung wird von den HNO-Ärzten wegen Austrocknung der Nasenschleimhäute ungern gesehen, wäre jedoch für die Schwangerschaft unbedenklich.
Bei Sinupret® handelt es sich um ein Präparat aus der Naturheilkunde mit Anteilen aus Eisenkraut, Enzianwurzel, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten. Die aus der Volksmedizin bekannten Wirkstoffe sind bisher nicht als fruchtschädigend aufgefallen. Nach Angaben des Herstellers hat sich bei umfangreicher Anwendung am Menschen kein Verdacht auf eine fruchtschädigende Wirkung ergeben. Auch der Tierversuch erbrachte keine Hinweise auf fruchtschädigende Wirkungen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 13.11.2020