Guten Tag Hr. Dr. Paulus,
da ich seit Jahren unter Genitalherpes leide, habe ich in den letzten ca. 2 Jahren auf Empfehlung einer Gynäkologin die Aminosäure L-Lysin 2.000 mg/Tag + FolPlus und Zink eingenommen und versucht auf L-Arginin haltige Lebensmittel zu verzichten. Ich bin aktuell in der 8+6 SS-Wo. und habe leider einen Genitalherpes-Ausbruch. Ich habe Lysin nur für 4 Tage abgesetzt und Mandeln (Argininhaltig) gegessen inkl. Stress. Ich nehme 5xTag Aciclovir 400 mg und in der SS nehme ich Femibion1+Zink+Lysin.
1.Ich möchte gerne wissen, ob 2.000 mg Lysin/Tag in der Schwangerschaft unbedenklich sind? Ich habe gelesen, dass es zur Blutverdünnung und Plazenta-Probleme dienen könnte!? Oder ist nur kurz vor der Geburt nicht unbedingt vorteilhaft?
2. Ich möchte schon beim anfänglichen Kribbeln mit Aciclovir beginnen, damit es nicht so schmerzhaft wird. Wieviel mg in wievielen Abständen, wie lange empfehlen Sie? Herzlichen Dank! Beste Grüße
von
ShinyOne
am 16.04.2021, 08:48
Antwort auf:
SS Genitalherpes_L-Lysin 2.000_Aciclovir
Bei L-Lysin handelt es sich um eine essenzielle Aminosäure, die man über Eiweiße mit der Nahrung aufnimmt. Bei einem Lysinmangel können sich Einschränkungen des Immunsystems ergeben.
Die Einnahme der Aminosäure L-Lysin über Nahrungsmittel oder als Nahrungsergänzung ist in der Schwangerschaft grundsätzlich unbedenklich. Bei einigermaßen ausgewogener Ernährung dürfte jedoch kein Lysinmangel vorliegen.
Eine neuere Auswertung nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin sieht keinen klaren Nachweis für einen Nutzen von L-Lysin zur Vermeidung von Herpes [Chi CC, Wang SH, Delamere FM, Wojnarowska F, Peters MC, Kanjirath PP. Interventions for prevention of herpes simplex labialis (cold sores on the lips). Cochrane Database Syst Rev. 2015 Aug 7;(8):CD010095].
Das vom Hersteller aufgebaute Register (Acyclovir Pregnancy Registry 1999) erfasste 19 angeborene Anomalien unter 596 Neugeborenen, deren Mütter im ersten Schwangerschaftsdrittel Aciclovir systemisch (oral, intravenös) angewandt hatten und danach bis zur Geburt verfolgt worden waren. Mit einer Fehlbildungsrate von 3,2% übertrifft dieses Kollektiv nicht das allgemeine Basisrisiko von 3 bis 5%.
2 von 196 Neugeborenen wiesen nach intrauteriner Exposition im II.Trimenon, 7 von 289 Neugeborenen nach intrauteriner Exposition im III.Trimenon angeborene Anomalien auf, was dem allgemeinen Basisrisiko entspricht.
Zur Verhinderung einer Übertragung bei Herpes genitalis wird die Gabe von Aciclovir vor der Geburt empfohlen. In zwei klinischen Studien fielen nach einer derartigen Behandlung bei 46 bzw. 21 Schwangeren keine kindlichen Störungen auf (Stray-Pedersen et al 1990; Scott et al 1996).
Bei rezidivierendem Herpes genitalis wird eine Gabe von 3 x 400 mg über mindestens 5 Tage empfohlen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 16.04.2021