Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich plane eine Schwangerschaft.
kann ich während der Schwangerschaft meine Medikamente weiter nehmen?
(Seroquel und Tegretal)
Der Plan ist, zu reduzieren, die ersten drei Monate nichts einzunehmen, und dann auf 5 mg Haldol umzusteigen.
Da aber auch ein geringes Rest-Risiko besteht, psychotisch zu werden, wäre ich froh, meine normalen Medikamente weiter einnehmen zukönne.
Gibt es da Ergebnisse, oder auch Alternativen?
Viele Grüße Frau F.
Mitglied inaktiv - 15.06.2007, 10:25
Antwort auf:
Seroquel
Bei Quetiapin handelt es sich um ein neues Neuroleptikum aus der Klasse der Dibenzothiazepine. In einer prospektiven Followup-Studie zur Anwendung von atypischen Neuroleptika in der Schwangerschaft registrierte man bei 151 exponierten Schwangeren im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine Zunahme von Aborten oder Fehlbildungen. Darunter befanden sich auch 36 Fälle mit einer Quetiapin-Medikation (McKenna et al 2005).
Zuvor waren zwei Fälle publiziert worden, in denen Quetiapin während der gesamten Schwangerschaft in Dosen von 150 bis 300 mg/d verabreicht worden war. Die beiden Neugeborenen wiesen keine Anomalien auf (Tényi et al 2002; Taylor et al 2003).
Wir verfügen bislang über 11 Rückmeldungen nach mütterlicher Medikation mit Quetiapin im ersten Trimenon:
2 Schwangerschaftsabbrüche (psychosoziale Indikation)
2 Spontanaborte
7 unauffällige Schwangerschaftsausgänge
(darunter 5 Dauermedikationen)
Mehr Erfahrungen liegen für ältere Phenothiazine und Butyrophenone in der Schwangerschaft vor.
Als klassischer Vertreter der Butyrophenone gilt Haloperidol (z. B.Haldol). Zwar wurde in der Literatur gelegentlich über Fehlbildungen berichtet (Herz, Extremitäten), doch konnte kein statistischer Nachweis für eine Häufung solcher Defekte erbracht werden.
Wenn Sie die therapeutischen Alternativen nicht vertragen, wäre der Einsatz von Quetiapin unter strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft vertretbar, wobei eine möglichst moderate Dosis gewählt werden sollte. Aus den bisherigen Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft ergab sich kein Anhalt für ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko.
Unter Carbamazepin ist ein erhöhtes Risiko für Neuralrohrdefekte beschrieben (ca. 1%), was zu entsprechender Pränataldiagnostik veranlassen sollte. Die Erfahrungen mit Carbamazepin beziehen sich in erster Linie auf seinen Einsatz als Antikonvulsivum, wobei die Grunderkrankung Epilepsie selbst mit einem leicht erhöhten Fehlbildungsrisiko verbunden ist.
Angesichts Ihrer niedrigen Tagesdosis ist unter Carbamazepin nicht von einem wesentlich erhöhten Fehlbildungsrisiko auszugehen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 18.06.2007