Hallo
Mein FA hat mir vorgeschlagen, beim nächsten Arzttermin, der drei Wochen vor dem Geburtstermin sein wird, die Grippeimpfung machen zu lassen. Ich bin absolut für‘s Impfen - einzig gegenüber der Grippeimpfung bin ich skeptisch. In meinem Bekanntenkreis sind in den letzten Jahren einerseits viele Geimpfte im Laufe der Grippesaison trotzdem krank geworden, andererseits wurden viele direkt nach der Impfung so krank wie nie zuvor.
Der Geburtstermin ist am 30. Oktober. Der Schutz für‘s Baby wirkt gemäss Gesundheitsministerium „einige Wochen“. Meine eigene Immunabwehr sollte wenige Wochen nach der Schwangerschaft ja auch wieder normal sein. Die Grippesaison hingegen geht ja normalerweise erst im Dezember richtig los.
1) Macht da eine Impfung während der Schwangerschaft wirklich Sinn (wenn ich sonst, „nicht-schwanger“, keine machen würde)?
2) Und falls ja: Wie lange danach müsste das Baby mindestens noch im Bauch sein, damit die Impfung auch bei ihm wirkt?
3) Die Grippeimpfung schützt das Baby nicht gegen gewöhnliche Erkältungsviren oder einen grippalen Infekt, sondern nur die richtige Grippe, oder?
Vielen Dank im Voraus!
Grüsse
von
Rahel@12
am 20.09.2019, 07:18
Antwort auf:
Grippeimpfung
Die üblichen saisonalen Influenzaimpfstoffe enthalten inaktivierte Viren. Berichte über mehr als 4.000 Impfungen kurz vor oder während der Schwangerschaft lassen keinen Zusammenhang mit kindlichen Komplikationen erkennen (Heinonen et al 1973, Deinard & Ogburn 1981, Sumaya & Gibbs 1979, Munoz et al 2005, Sheffield et al 2004).
1998 stuften die amerikanischen Centers for Disease Control den Impfstoff als sicher für Schwangere ein, deren gesundheitliche Verfassung sich bei einer Influenzainfektion bedrohlich verschlechtern könnte. 2004 wurde die Empfehlung zur Impfung grundsätzlich auf Schwangere – unabhängig vom Schwangerschaftsalter – ausgeweitet (Centers for Disease Control 2004). Auch das American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG 2004) unterstützt die Influenzaimpfung in Schwangerschaft und Stillzeit.
Inzwischen haben sich die Experten (STIKO, RKI) auch in Deutschland dieser bewährten Strategie angeschlossen.
Schwangere haben ein erhöhtes Risiko, bei einer Influenzavirus-Infektion einen schweren Krankheitsverlauf zu entwickeln. Gesunde Schwangere sollen die Impfung vorzugsweise ab dem 2. Trimenon erhalten. Für Schwangere mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer chronischen Grundkrankheit (z. B. Immunschwäche, Asthma bronchiale) wird die Impfung ab dem 1. Trimenon empfohlen.
Die bisherigen Influenzaimpfstoffe müssen jährlich neu an die gerade zirkulierenden Influenza-Viren angepasst werden. Die Wirksamkeit Influenzaimpfstoffe ist nicht optimal und schwankt von Saison zu Saison sehr stark, je nachdem, ob die relevanten Virustypen im Impfstoff enthalten sind.
Die volle Schutzwirkung wird in der Regel innerhalb von 2 bis 3 Wochen erreicht. Die Dauer der Immunität gegen homologe oder den Impfstämmen nahe verwandte Virusstämme ist nach der Impfung unterschiedlich, beträgt aber im Allgemeinen 6 – 12 Monate.
Die von der Mutter auf das Ungeborene übertragenen Immunglobuline bauen sich innerhalb von drei Wochen auf die halbe Konzentration ab.
Grundsätzlich hilft eine Impfung der Personen im Umkreis des Neugeborenen, einer Ansteckung des Säuglings vorzubeugen.
Die Influenza-Impfung schützt nicht vor „grippalen Infekten“ („Erkältungen“), da sie von anderen Erregern hervorgerufen werden.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 23.09.2019