Frage: FOSTER 100/6 Dosieraerosol; Salbuhexal; Pneumokokkenimpfung

Guten Morgen Dr. Paulus, ich habe Ihnen ja letzte Woche schon mal geschrieben, zwecks Pneumokokkenimpfung da ich Asthma Bronchiale habe, ob es eine Wartezeit gibt nach der Impfung wenn ein Kinderwunsch besteht, sie haben mir folgendes geantwortet: "Bei Pneumokokken-Impfstoff handelt es sich um Antigenstrukturen (Polysaccharide) gegen Streptococcus pneumoniae, also nicht um Lebendimpfstoff. Fruchtschädigende Effekte sind nicht bekannt. Ein längeres Intervall zwischen Impfung und Schwangerschaft ist daher nicht erforderlich." Gestern habe ich mich dann auch Impfen lassen, es wurde der Wirkstoff Pneumovax 23 verwendet. Mein Hausarzt meinte dann, 2 Monate warten bevor wir mit dem Kinderwunsch weiter machen, dann wären wir auf der sicheren Seite.... jetzt bin ich leider ein bisschen verwirrt, deshalb wollte ich Sie nun nochmal fragen, ob es jetzt wirklich keine Wartezeit gibt, oder ob die 2 Monate die mir mein Hausarzt genannt hat "zur Absicherung" sind? Des Weiteren kommt nun noch folgendes, ich hatte die letzten Jahre zwecks Asthma keine großen Probleme, das "Notfallspray" Salbutamol hat ausgereicht. Habe mit meinem Lungenfacharzt telefoniert (der mir auch die Pneumokokkenimpfung nahe gelegt hat) und dieser meinte wegen Corona ist gut eingestelltes Asthma wichtig und ich soll mit meinem "Controller-Spray" FOSTER 100/6 μg 120 Hub Dosieraerosol wieder beginnen und dieses morgens und abends anwenden, das Salbutamol dann bei Bedarf wie gehabt. Meine Frage: Kann/ darf das Foster Spray auch in der Schwangerschaft angewendet werden? Das Notfallspray Salbutamol ist meines Wissens in einer Schwangerschaft ja kein Problem. Da ich ja Asthmatikerin bin, kann es sich ja immer "verschlimmern" so dass ich auch "ohne Corona"-Pandemie evtl. in einer Schwangerschaft auf meine Sprays angewiesen bin.

von Dariana am 20.03.2020, 08:45



Antwort auf: FOSTER 100/6 Dosieraerosol; Salbuhexal; Pneumokokkenimpfung

Selbst in der ausführlichen Fachinformation des Herstellers von Pneumovax 23 wird kein besonderes Intervall zwischen Impfung und Schwangerschaft gefordert. Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt. Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus. Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995). Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998). Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004). Sowohl der Einsatz von Foster als auch von Salbutamol wäre in der Schwangerschaft akzeptabel.

von Dr. Wolfgang Paulus am 20.03.2020