Sehr geehrter Herr Doktor Paulus,
bei einer durchgeführten Trinkwasseranalyse in unserer neuen Wohnung kam ein erhöhter Nickelwert zu Tage. Dieser beträgt 0,034 mg/l.
Weiterhin ist Ammonium genau am Grenzwert von 0,5 mg/l.
Ist das schädlich?
Alle anderen Werte sind im Normbereich. Die neu angebrachte Armatur in der Küche ist nickelfrei, somit vermute ich Nickel in der Leitung.
Das Wasser habe ich (SSW 15) lediglich seit 4 Wochen für die Zubereitung von ca. 1-2 Tassen Kaffee genutzt und das auch nicht täglich. An einem Tag war es etwas mehr, höchstens 1 Liter. Ist hier eine Schädigung durch Nickel und Ammonium zu erwarten?
Das größere Problem ist jedoch wie verhalten wir uns künftig in der Schwangerschaft und später bei der Zubereitung der Säuglingsnahrung?
Nur Mineralwasser verwenden?
Ist Kochen mit dem belasteten Wasser problematisch?
Von Wasserfiltern wird ja aufgrund der Keimbelastung auch abgeraten.
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
von
Herbst19
am 04.02.2022, 08:20
Antwort auf:
Erhöhte Werte
Im Bereich der Umweltmedizin steht die sensibilisierende Wirkung von Nickel im Vordergrund des Interesses. Es gibt Hinweise darauf, dass bereits die üblicherweise über Nahrung bzw. Trinkwasser aufgenommene Nickelmenge zu einer Verschlimmerung oder zu einem Wiederauftreten von nickelbedingten Kontaktekzemen führen könnte. Die novellierte deutsche Trinkwasserverordnung sieht für die Nickelkonzentration im Trinkwasser einen Grenzwert von 20 µg/l vor. Erhöhte Nickel-Konzentrationen im Trinkwasser sind sehr häufig ein Indiz für den Einsatz vernickelter oder nickelhaltiger Teile der Trinkwasser-Installation (z. B. vernickelte Armaturen). In diesen Fällen ist ein Austausch der betroffenen Armaturen angezeigt.
Im Falle einer Nickelallergie und wenn die Grenzwertüberschreitung auf die Armatur zurückzuführen ist, empfiehlt das Umweltbundesamt, die ersten 200 ml des Wassers weder zur Körperpflege noch zu Lebensmittelzwecken einzusetzen.
Ammonium (Grenzwert im Trinkwasser: 0,5 mg/l) kann je nach Beschaffenheit der Erdschichten im Grundwasser auftreten und ist ein Bestandteil des Stickstoffkreislaufs. Auch bei der Zersetzung von Exkrementen durch Bakterien und Pilze werden größere Mengen Ammonium freigesetzt. Unter Sauerstoffverbrauch kann Ammonium zu Nitrat umgewandelt werden. Grenzwertüberschreitungen können ein Hinweis auf mögliche Kontaminationen durch Abwasser und Gülle oder auf Überdüngung sein.
Eine akute gesundheitliche Gefährdung sehe ich zwar nicht, doch sollte man langfristig den Ursachen der Trinkwasserbelastung nachgehen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 04.02.2022