Warum benimmt sich mein Kind anders als gleichaltrige?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Warum benimmt sich mein Kind anders als gleichaltrige?

Guten Tag, Frau Ubbens! Ich schreibe Ihnen voller Verzweiflung und weil ich nicht weiß wie es weiter gehen soll. Unser Sohn ist jetzt 2 Jahre alt. Im ersten Lebensjahr war er ein unkompliziertes pflegeleichtes Kind. Danach haben die Probleme mit dem Essen angefangen- er isst ganz wenige Sachen, ich weiß nicht, warum er genau die Gerichte sich ausgesucht hat, auf jeden Fall alles was die anderen Kinder so gerne mögen und essen, mag er nicht. Daher muss ich die paar Gerichte immer kombinieren und ihm anbieten, was anderes will er nicht mal probieren. Ich habe mich schon daran gewöhnt, auch wenn es manchmal nicht einfach ist. Wenn wir fortfahren oder ins Restaurant alle zusammen gehen, zum Beispiel. Ich muss immer etwas für ihn mithaben. Beim fortfahren mieten wir schon eine Wohnung, nur weil ich für ihn was kochen muss. Daher ist fortfahren für mich sehr anstrengend ist. Seit ca. einem Jahr ist sein Verhalten unerträglich geworden. Er ist sehr stur und will niemals nachgeben! Es muss alles so sein, wie er es will, sonst haben alle nur Stress. Mit dem Kinderwagen will er nicht mehr fahren, zu Fuß gehen will er aber auch nicht. Der Papa trägt ihn immer auf den Schultern, ich kann es aber nicht, darum nach jedem Spaziergang bin ich mit nerven und mit Kräften am Ende. Er folgt mir nicht, schmeißt sich ständig auf den Boden, und will getragen werden. Darum gehe ich mit ihm nirgendshin, bleibe nur im Hof. Da will er aber auch nicht bleiben sondern nur in die Tiefgarage gehen, was ich nicht mag, weil er in der frischen Luft bleiben sollte. Er schreit wieder und schmeißt sich auf den Boden. Er hat ziemlich spät zu laufen angefangen, mit 18 Monaten. Aber er kann sehr gut gehen und ich bin der Meinung, dass er getragen werden sollte nur wenn er wirklich müde ist und selber nicht mehr gehen kann. Am 22 Jänner ist er 2 Jahre alt geworden. Er spricht nur ein Wort "Papa", mehr gibt es bei ihm nicht. "Mama" will er nicht sagen. Wenn ich ihn bitte, dass er "Mama" sagt, sagt er absichtlich "Papa". Da ich aus der Ukraine komme, und sein Vater aus Österreich, wird er zweisprachig erzogen - bevorzugt russisch, weil er meiste Zeit mit mir verbringt. Er kennt alle Tiere ( auf beiden Sprachen), weiß wie jedes Tier "sagt", kann sie alle nachmachen, mehr aber auch nicht. Er versteht alles was ich oder mein Mann ihm sagt, macht auch alles was man ihm sagt. Seit 1 Februar gehen wir mit ihm in die Krabbelgruppe. Er ist das zweitkleinste Kind da. Und das einzige, das gar nicht redet. Er kann sich nicht wörtlich ausdrücken und deswegen wird er aggressiv. Die anderen Kinder im Kindergarten sind schon weit vorne. Er kann nicht sitzen beim Essen, er muss immer irgendwas haben, was er nicht haben darf oder kann, und muss immer irgendetwas holen, sprich Fotokamera von den Erzieherinnen oder was ännliches, was zum Beispiel andere Kinder nochmal bemerken. Heute hatte ein Kind Geburtstag, sie sollten alle im Kreis sitzen und dem Geburtstagskind gratulieren, alle Kinder haben es getan, nur mein Paul musste sich unbedingt was holen, war ganz unruhig und das ganze hat ihn gar nicht interessiert, obwohl die Erzieherinnen haben sich sehr ins Zeug gelegt und alles sehr interessant veranstaltet. Dann beim kuchenessen war er der einzige der den Kuchen nicht mal probiert hat, was bei den süßen Sachen für mich ganz passend ist. Er hat noch nie eineSchokolade probiert, will es auch nicht. Er kriegt nur manchmal Hipp Riegeln oder irgendwelche Kinderkekse, sonst nichts. Daher kennt er die ganzen Süßigkeiten nicht. Nach dem Kuchenessen, war er schon so lästig, dass er das ganze Trinkwasser aus seinem Glass ausgeschüttet hat und ich musste ihn mit nach Hause nehmen. Das war 10 Minuten früher als es sein sollte. Ich bin schon mit meinen Nerven am Ende und weiß gar nicht was ich machen soll, wenn ich ihn mit anderen Kindern vergleiche dann sehe ich dass er ganz hinten ist, nur weil er so stur ist und weil er nur machen will wonach er momentan Lust hat. Und das letzte Problem. Seit September hat er schon in seinem eigenem Zimmer geschlafen. Es hat am Anfang auch sehr gut geklappt. Manchmal war er wach, aber ich hatte immer das babyphone an. Dann hat er angefangen immer öfter in der Nacht wach werden , saß neben seinem Bett und weinte. Ich habe ihn immer getröstet und wieder hingelegt. So hat es eine Weile gedauert, bis ich komplett erschöpft war und habe ihn dann immer wieder zu mir genommen. Aber er hat dann ohne Probleme in seinem Zimmer auch geschlafen. Später wollte er nicht mehr ins gitterbett und hat bei sich im Zimmer auf der Couch geschlafen, oder jemand von uns hat bei ihm geschlafen. Seit der Zeit schaffen wir es nicht mehr, dass er allein in seinem Zimmer schläft - entweder schläft er bei mir und wir schlafen alle, oder niemand schläft, weil allein im Zimmer will er nicht sein. Mein Mann ist ein Schichtarbeiter, er braucht seine Ruhe, darum haben wir uns für die erste Variante entschieden, aber darunter leidet unsere Beziehung, weil wir keine Zeit für uns zwei mehr haben. Wir haben überhaupt keine Möglichkeit für die Zweisamkeit. Wie schaffen wir es diese alle Probleme los zu werden? Ich bin verzweifelt und schreie nach Hilfe! Danke im Voraus LG Svibi

von Svibi am 09.02.2017, 14:04



Antwort auf: Warum benimmt sich mein Kind anders als gleichaltrige?

Liebe Svibi, vergleichen Sie Ihren Sohn nicht mit anderen Kindern. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigene Entwicklung. Bzgl. der Sprachentwicklung müssen Sie sich noch keine Sorgen machen. Viele Kinder sprechen in dem Alter Ihres Sohnes noch nicht mehr. Bis zum dritten Geburtstag hat Ihr Sohn noch Zeit, das Sprechen zu entwickeln. Zweisprachig aufwachsende Kinder nehmen in der ersten Zeit Worte auf und verinnerlichen diese, bevor sie sie meist viel später in einer großen Zahl wieder herauslassen. Trauen Sie sich mit Ihrem Sohn vom Hof hinunter. Gemeinsam sollen Sie Spaß an der Bewegung haben. Gehen Sie in den Park, machen Sie Wettläufe, spielen Fußball usw. Beschäftigen Sie Ihren Sohn zu Hause, wie im Freien. Ihr Sohn und Sie waren erst wenige Male in der Krabbelgruppe. Ihr Sohn muss sich erst an Gruppenstrukturen gewöhnen und lernen, wie diese funktionieren. Er muss sich noch nicht so an die Regeln halten können, wie die Kinder, die schon länger dabei sind und vor allem auch älter sind. Bleiben Sie gelassen und zeigen Ihrem Sohn immer wieder freundlich, wie er sich verhalten kann. Setzen Sie sich z.B. mit ihm in den Stuhlkreis. Bzgl. des Schlafens ist Ihre Konsequenz gefragt. Wenn Sie möchten, dass Ihr Sohn alleine in seinem Zimmer schläft, dann müssen Sie gemeinsam den Protest für ein paar Tage aushalten und dürfen keine Ausnahmen machen. Überlegen Sie sich ein Abendritual und legen Ihren Sohn anschließend in sein Bett. Begleiten Sie ihn die ersten Abende in den Schlaf. Schläft Ihr Sohn wieder gut in seinem Bett ein, entfernen Sie sich langsam von ihm. Dazu können Sie Ihrem Sohn z.B. erzählen, dass Sie kurz auf die Toilette gehen und dann gleich wieder zu ihm kommen. Gehen Sie dann auch wieder hin. Verlängern Sie die Zeiten des Fernbleibens, bis Ihr Sohn "aus Versehen" von alleine eingeschlafen ist. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 10.02.2017



Antwort auf: Warum benimmt sich mein Kind anders als gleichaltrige?

Hallo. Das klingt nach meinem Sohn :) Und zwar 1 zu 1 ... Mach dich nicht verrückt! Er ist erst 2! Er muss nicht so funktionieren wie Mama und Papa sich das vorstellen. Er ist noch so klein und will alles sehen, alles anfassen, neugierig sein, unruhig sein... Für mein empfinden ist es eher befremdlich, wenn 2 jährige Still sitzen und brav all das machen was man von ihnen verlangt... Du brauchst dich auch nicht schlecht dabei fühlen! Kinder in dem alter sind eben so. Vergleich ihn nicht mit anderen. junima

von junima2011 am 09.02.2017, 15:43



Antwort auf: Warum benimmt sich mein Kind anders als gleichaltrige?

Zeig deinem Kind, das du bestimmst. Du kannst ruhig mit ihm raus gehen...lass ihn toben und rennen. So powerst du ihn aus. du darfst dich nicht zurück ziehen nur weil dein Kind etwas forscher ist. Und in Sachen Essen: Du machst das was es für alle gibt. Ohne wenn und aber... wenn er bockt dann bockt er eben. Wir haben das so geregelt, das mein Sohnemann einmal die Woche entscheidet was gegessen wird. Und das klappt super.

von junima2011 am 09.02.2017, 15:53