Entwicklungsstagnation; Trennungsangst, Verweigerung Kindergarten - was tun?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Entwicklungsstagnation; Trennungsangst, Verweigerung Kindergarten - was tun?

Unsere jüngste Tochter (seit Oktober 3 Jahre alt) geht seit einem Jahr in einen Kindergarten, zusammen mit ihrem großen Bruder (6). Seit Anfang Dezember 2022 weigert sie sich hartnäckig, dort hin zu gehen bzw. versucht alles, um nicht in ihre Gruppe zu müssen. Sie sagt, sie hat Angst vor ihrer Bezugserzieherin und ein Kind würde sie ständig ärgern. Ich habe sie sogar schon zweimal wieder mit nach Haus genommen, weil mir mein Bauchgefühl sagt, dass dalassen gegen ihren Willen auch nicht weiterhilft. Gleichzeitig erleben wir eine Art Entwicklungsstagnation, was Trockenwerden (da sogar eher Rückschritte), Sprache, nächtlichen Schlaf betrifft. Sie schläft ebenfalls seit Anfang Dezember nur noch bei mir im Bett (was für mich ok ist), setzt sich aber circa 5 Mal die Nacht auf und vergewissert sich, dass ich da bin und träumt sehr aktiv. Seit neuestem kommt jetzt auch Trennungsangst von mir zuhause dazu, d.h. ich darf z.B. nicht zur Arbeit gehen, wenn Oma und Opa oder Papa zuhause sind. Zudem ernährt sie sich am liebsten von Kindermilch und versichert mir auf Rückfrage, sie sei ja auch noch ein Baby. Gespräche mit den Erzieherinnen brachten zu Tage, dass sie tatsächlich von einem Kind geärgert wird und es strukturelle Probleme in der Gruppe gab (viel Personalwechsel). Davon wussten wir bislang aber nichts und die Erzieher sind nicht der Ansicht, dass ihre Verweigerung daran liegen kann. Sie sehen es eher als Test ihrer "Macht" und wollen, dass ich mich durchsetze. Bei uns zuhause ist alles wie immer, sehr harmonisch, sein Vater kümmert sich viel und ihr Bruder und sie verstehen sich sehr gut. Wir holen die beiden wie immer täglich um 15 Uhr ab, sie sind circa 6 Stunden pro Tag in der Einrichtung. Die einzige Änderung war, dass sie vor circa 5 Monaten ein größeres Zimmer bekommen hat, ein eigenes Zimmer hat sie aber schon immer gehabt und dort auch größtenteils allein und gut geschlafen. Das kann daher m.E. nicht der alleinige Auslöser für diese Situation sein. Was würden Sie tun? Vielen Dank für Ihre Hilfe.

von Nakome am 23.01.2023, 14:28



Antwort auf: Entwicklungsstagnation; Trennungsangst, Verweigerung Kindergarten - was tun?

Liebe Nakome, wie verhält sich Ihre Tochter nach dem Abgeben im Kindergarten? Sitzt sie traurig in der Ecke und wartet darauf, dass sie wieder abgeholt wird oder spielt sie und beteiligt sich an Gruppenaktivitäten? Fragen Sie bei den Erziehern nach. Ihre Tochter wird dazu keine Aussage tätigen können. Selbst wenn sie "nur" 5 Minuten alleine gespielt hat, wird es sich für sie zum Zeitpunkt der Frage so anfühlen, als hätte sie viele Stunden alleine gespielt. Für mich hört sich alles zusammen so an, als dass Ihre Tochter merkt, dass sie nun älter und selbständiger wird. Sie kann mehr und so wird auch mehr von ihr erwartet. Sie ist noch hin- und hergerissen zwischen ihrer Eigenständigkeit und dem Wunsch nach Nähe (Baby sein). Überlegen Sie als Eltern, wie viel "Baby" für Sie in Ordnung ist. Beispielsweise ist das zeitweise schlafen im Elternbett für viele Eltern in Ordnung, so wie Sie es für Ihre Familie ja auch beschreiben. Ob die Sprache, die Milchflasche usw. für Sie in Ordnung ist, entscheiden Sie. Wichtig ist, konsequent zu bleiben. Wollen Sie die Milchflasche eigentlich nicht mehr geben, dann gibt es diese auch nicht. Sie können eine Alternative anbieten oder Ihre Tochter muss ein wenig traurig / trotzig sein und hat nach ein paar Tagen verstanden, dass dies ihr nicht weiterhilft und auch nicht mehr nach der Flasche fragen. Sprache: "Ich verstehe dich so nicht." oder kommentarlos hinnehmen. Beim Trockenwerden sollten Sie sich dem Tempo Ihrer Tochter anpassen. Ggf. gibt es eine Hochziehwindel und im Sommer wird ein neuer Versuch gestartet, diese wegzulassen. Sie können versuchen, Ihre Tochter abends eine halbe Stunde später schlafen zu legen. Nach ein paar Tagen wird sie womöglich nicht mehr in der Nacht aufwachen. Viele Kinder mögen sich eine Zeit lang nicht von Mama trennen. Dann heißt es, den Abschied möglichst kurz zu halten, damit sich das Kind nicht noch reinsteigert. - Sie müssen zur Arbeit, dann verabschieden Sie sich mit wenigen Worten und gehen. Versuchen Sie nicht noch zu beschwichtigen oder zu trösten. Das können der Papa, die Oma oder die Erzieher übernehmen. Wichtig ist auch, nicht nachzufragen, warum sie sich so verhält. Das kann Ihre Tochter noch gar nicht wissen. Sie wird Ihnen eine Antwort geben, von der sie glaubt, dass Sie damit zufrieden sind. Schenken Sie dem Verhalten damit nicht zu viel Aufmerksamkeit. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 25.01.2023



Antwort auf: Entwicklungsstagnation; Trennungsangst, Verweigerung Kindergarten - was tun?

Guten Tag Frau Ubbens, Vielen Dank für die Antwort. Nach Aussage der Erzieherinnen spielt sie hin und wieder mit den anderen Kindern und ist dabei auch fröhlich. Vorwiegend "liest" sie aber wohl alleine Bücher oder spielt allein. Vom Kindergarten kamen bisher nie Beschwerden über ihr Verhalten in der Gruppe. Einmal ist es aber auch bereits vorgekommen, dass ich angerufen wurde, weil sie sich nicht beruhigen liess und weinte, nachdem ein anderes Kind (im Alter ihres Bruders) abgeholt wurde und sie sich dann alleine fühlte. Sie hat bitterlich geweint und geschluchzt als ich kam. Die Erzieherinnen haben ihr da als Trost nicht zur Seite stehen dürfen. Ich persönlich finde, dass ein Kind hin und wieder und vor allem eben bei seiner Mutter soviel "Baby" sein darf wie es möchte, mich stört z.B. die Babyflasche nicht (sie hatte z.B. nie einen Schnuller). Auch bei uns im Bett schlafen ist für mich völlig ok. Eine Hochziehwindel trägt sie schon seit letztem Sommer, hin und wieder hat es damit ja auch schon mit dem Toilettengang geklappt. Danke hinsichtlich des Tips wegen des "Warum" fragen. Denn das mache ich schon in der Hoffnung, eine nachvollziehbare Antwort zu bekommen. Sie ist in vielerlei Hinsicht so "clever", dass man denkt, sie könne zu ihrer Gefühlswelt auch schon etwas sagen. Im Übrigen hat sie seit meiner Fragestellung eine Mittelohrentzündung und Fieber, es kann durchaus auch sein, dass dies schon länger der Fall war. Wir kurieren das jetzt erst einmal richtig aus und dann schauen wir noch einmal, was mit dem Kindergarten klappt und was nicht. Würden Sie einen Gruppenwechsel vorschlagen, wenn die Weigerung bleibt?

von Nakome am 27.01.2023, 11:50



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