Frage: Selbstregulation 14 Monate

Liebe Frau Windisch, ich bin mir nicht sicher, ob ich bei Ihnen richtig bin. Unser Sohn hat eigentlich seit Beginn Schwierigkeiten mit der Selbstregulation. Er war kein "Schreibaby", aber trotzdem von Anfang an sehr unruhig. Stillen war eine Katastrophe, das musste ich nach 1 Monat aufgeben, aber auch mit der Flasche hatten wir immer Schwierigkeiten (außer nachts, da hat er ganz ruhig getrunken, tagsüber kam er irgendwie nicht zur Ruhe und hat oft vor Hunger geschrien und trotzdem nicht getrunken.) Fast jedes Wickeln ist ein Kampf obwohl ich versuche ruhig zu bleiben und ihn abzulenken, er wehrt sich mit aller Kraft dagegen. Umziehen sowieso (das geht aber mittlerweile einigermaßen im Stehen). Im Moment ist er sehr, sehr oft unglaublich frustriert wenn er irgendetwas nicht machen darf, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Auf dem Spielplatz passiert es nun fast jedes Mal, dass er einen Gegenstand haben möchte, den ich ihm einfach nicht geben kann (z.B. eine Trinkflasche aus einem fremden Rucksack). Er ist dann so fixiert darauf und läuft immer wieder hin, wird immer frustrierter und lässt sich auch einfach nicht ablenken bis ich irgendwann zusammenpacke weil es einfach keinen Sinn mehr macht. In diesen Phasen in denen er so extrem frustriert ist steht er dann irgendwie auch so neben sich, dass er ständig stolpert bzw. einfach umfällt und sich weh tut und dadurch dann noch stärker weint (motorisch hat er aber so gar keine Probleme, er ist bereits mit 10 Monaten gelaufen und läuft dementsprechend schon ziemlich sicher). Auch die Nächte sind nicht gut. Er kann zwar selbständig (nicht alleine) einschlafen, aber mit dem Verbinden der Schlafphasen will es einfach nicht klappen. Sein Bett steht neben unserem Elternbett, ich bin also auch nachts immer gleich da, aber wenn er wach wird schreit er sofort los und manchmal ist es schwer ihn zu beruhigen. Gibt es irgendetwas, was wir machen können, um ihn bei der Selbstregulation zu unterstützen oder kann man einfach nur warten? Ganz lieben Dank. Falls das noch wichtig ist: die Geburt war recht schnell aber vollkommen unkompliziert und komplett natürlich. Danach hatte er eine Neugeboreneninfektion, ich war aber die ganze Zeit bei ihm. 

von Anna198 am 21.03.2024, 13:07



Antwort auf: Selbstregulation 14 Monate

Hallo,   für das Wickeln war nicht erschließbar, ob Sie das im Liegen durchführen, sonst würde ich zur Entlastung in dem Alter mal im Stehen wickeln ausprobieren, das ist etwas Übungssache im Handling, wird bei den Kindern aber dann oft besser akzeptiert, ggf.mit Pants/Höschenwindeln ausprobieren, falls es die in der Gewichtsklasse schon gibt.   Dann würde ich aufgrund der Still- und Wickelprobleme mal noch osteopathisch abklären lassen, ob es Blockaden gibt, die das erschweren (bei ärztlicher Empfehlung mit Begründung werden die Behandlungskosten zu 80% von den meisten KK übernommen). Beobachten Sie, ob der Auslöser beim Wickeln und Umziehen vielleicht die Lageveränderung sein könnte (ggf.weist das auf eine Überempfindlichkeit im vestibulären System hin und sollte dann mit sehr langsamen, ruhigen Bewegungen, vorherigen Ankündigungen und der Hand mit leichtem Druck auf dem Brustkorb umgesetzt werden, so kann das Kind es besser tolerieren).   Das Nichtbekommen von anderen Gegenständen oder Spielzeug ist ein Lernprozess, der gerade erst beginnt und wenn ein Ablenken und Wegbringen (z.B.außerhalb der Sichtweite auf die andere Spielplatzseite) nicht ausreicht und sich das Kind in seine Emotion „hineinwütet“ hilft tatsächlich manchmal einfach nur der Ortswechsel. Kündigen Sie das vorher stets an, damit ein Lernprozess angebahnt wird (ich schreie, also verlassen wir den Spielplatz). Ein Teilen von Spielzeug oder einem Verständnis (das gehört jemand Anderem, also kann ich das nicht haben), ist in dem Alter noch zu viel verlangt. Wenn die Nächte unruhig sind und er ggf.nicht auf sein Schlafbedürfnis kommt, ist es natürlich noch schwieriger mit der Frustrationstoleranz und der Selbstregulation, wenn sich die Müdigkeit durch den Tag zieht. Also beachten Sie vor Spielplatzausflügen, dass ihr Kind nicht müde oder hungrig ist, damit es etwas entspannter verläuft.   Zum Thema Selbstregulation gibt es vom Kinderarzt Dr.Harvey Karp für die Babyjahre „das glücklichste Baby der Welt“ ein schönes Buch mit Tips / für das Trotzalter „das glücklichste Kleinkind der Welt“ und er hat auch ein Buch zum Thema Schlafen geschrieben, vielleicht ist da ja etwas hilfreiches dabei und in ihrer Nähe ausleihbar. Ansonsten werden sich die Übergänge zwischen den Schlafphasen mit zunehmendem Alter verbessern, also tief Luft holen und gedulden. Ansonsten klingt das Kinderbett neben dem Elternbett doch prima, sodass er beim Aufwachen immer gleich die Sicherheit hat, es ist jemand für mich da.   Starke Nerven und alles Gute wünscht Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 24.03.2024