Frage: Ergotherapie 1.Klasse

Unser Kind wurde dieses Schuljahr eingeschult. Leider läuft es in der Schule gar nicht gut. Er findet Schule langweilig und hat Probleme sich zu konzentrieren und still zu sitzen. Besonders Buchstaben schreiben ist ein Kampf. Er schreibt vielleicht 2 3 akzeptabel dann hat er keine Lust mehr und krakelt irgendwas hin. Rechnen klappt ganz gut aber wenn er viele Zahlen schreiben muss wird es schnelll unleserlich. Lesen üben wir täglich, aber das findet er auch langweilig.  Die Schule ist der Meinung dass er Ergotherapie braucht. Ich denke aber dass sein Probleme motivationsbedingt sind und nicht weil er es körperlich nicht schafft.      

von RainbowMama am 23.03.2024, 08:18



Antwort auf: Ergotherapie 1.Klasse

Hallo, beobachten Sie beim Schreiben mal die Hand ihres Kindes: wirkt sie verkrampft, drückt er die Finger stark auf den Stift, den Stift stark aufs Papier, werden die Gelenke weißlich und überstreckt, schwebt der Arm der Schreibhand in der Luft statt entspannt auf dem Tisch liegend mitgeführt? Dann ist die kurze Ausdauer beim Schreiben vermutlich nicht nur motivationsbedingt, sondern evtl.auch eine geringe Körperspannung der Hintergrund, die das Stift halten und führen erschwert. Zum Ausgleich wird der Körper stark angespannt bzw.der Arm in der Luft hochgehalten, damit sich die Muskelspannung in der Hand ausreichend aufbauen kann, um zu schreiben. Das ist natürlich anstrengend und lässt Motivation und Ausdauer sinken. Sollte das der Hintergrund sein, wäre tatsächlich eine Ergotherapie ratsam mit Graphomotoriktraining und Alltagsberatung für die Körperspannung. Kinder mit niedriger Körperspannung benötigen für Bewegung viel mehr Motivation und Anstrengung, sie haben oft eine schlaffe Körperhaltung, kurze Ausdauer, lehnen sich z.B.lieber an der Wand an statt frei zu stehen, legen sich lieber hin, statt gerade zu sitzen und sind in der motorischen Entwicklung (drehen, krabbeln, sitzen,laufen) im Vergleich zu anderen eher etwas später dran. Im Mundbereich fällt eine geringe Muskelspannung durch offenen Mund, häufiges Sabbern im Babyalter, kurzes Stillen mit vielen Pausen, verwaschene Sprache auf. Das viele Sitzen kann durch ein dynamisches Sitzen erleichtert werden, z.B.mit einem Wackelkissen (z.B.luftgefülltes Keilkissen), so kann ihr Kind den Bewegungsdrang trotzdem etwas umsetzen, seinen Körper besser spüren und über die Rückmeldung seines Körpers durch die kleinen Bewegungen auch seine Konzentration länger aufrecht erhalten. Es sollte beachtet werden, dass bei der Stuhlhöhe die Füße trotzdem auf dem Boden aufkommen und nicht in der Luft schweben. Ansonsten gibt es im Internet auch Gummibänder speziell für Stühle, die man um die Stuhlbeine befestigen kann, worauf die Kinder ihre Füße setzen und etwas bewegen können und ggf.die Selbstregulation durch den Widerstand (Füße drücken gegen das Band) verbessert werden kann (Sitzen wird länger ertragen und Konzentration erhöht), sprechen Sie mit der Lehrkraft, ob ihr Kind dies in der Schule nutzen kann. Auch ein Antistressball kann durch Drücken die Selbstregulation erhöhen und die Konzentration und das Sitzen erleichtern, es sollte nur vorher abgesprochen werden, dass er den aufgrund seiner Konzentrationsschwierigkeiten im Unterricht nutzen darf. Loben Sie ihr Kind viel, auch bei kleinen Erfolgen und vor allem für die Motivation und Lernbereitschaft, nicht hauptsächlich leistungsorientiert, denn Schreiben und lesen lernen sind ein langer Prozess, der viel Geduld und Übung seitens der Kinder erfordert, weil man eben nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen bereits viele Wörter lesen und schreiben kann, also freuen Sie sich über alle 2 Buchstaben ausgiebig, damit ihr Kind die Motivation dafür aufbauen kann. Das Lernen beginnen die Kinder zunächst durch extrinsische Motivation, also über Feedback der Bezugspersonen in der Schule und/oder zu Hause und erst mit zunehmendem Erfolg wandelt sich dies in intrinsische Motivation um. Ihr Kind ist also abhängig von Motivation und Lob um ihn herum. Bauen Sie ausreichend Bewegungspausen bei Hausaufgaben und täglich Ausgleich zum vielen Sitzen in der Schule in den Alltag ein. Alles Gute, Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 24.03.2024



Antwort auf: Ergotherapie 1.Klasse

Hallo, Bei unserem Sohn war es genau das Gleiche. In der zweiten Klasse jetzt ist bei ihm eine Hochbegabung diagnostiziert worden. Vielleicht wäre das auch in Erwägung zu ziehen. Für hochbegabte Kinder sind die Hausis wirklich eine Qual. Sie sind einfach zu langweilig. Sie können auch schlecht ruhig sitzen, es sei denn, sie sind total versunken. In ihrem Kopf rasen die Gedanken herum. Häufig schlafen sie auch schlecht ein oder durch. Wenn du magst, kannst du mich auch gerne privat anschreiben. Liebe Grüße, Ina  

von Cymbeline81 am 10.04.2024, 07:43