Frage: Innerliche Unruhe in der Schule

Hallo Frau Windisch,  Mein Sohn geht seit letzten Sommer in die Schule. Soweit so gut. Es kristallisiert sich schnell heraus, dass der sich merkwürdig verhält. Er summt leise, macht merkwürdige Grimassen und hat viel die Hände im Gesicht oder die Finger im Mund. Dazu kommt das er sich schlecht konzentrieren kann und sich nicht auf die Aufgaben fokussieren kann. Er hat auch Kopfhörer zur Verfügung, meinz aber das es ihm zu laut in der Klasse ist. Zu Hause macht er das alles überhaupt nicht, da macht er ohne Probleme seine Hausaufgaben und auch selbstständig ohne das ich irgendetwas sagen muss.  Ich muss dazu sagen, dass mein Sohn eher zurückhaltend ist, gerade wo er unsicher ist. Er ist aber total beliebt in der Klasse und fühlt sich auch wohl. Wir haben im April einen Kinderarzt Termin wo ich das ansprechen werde. Vielleicht haben Sie einen Tipp, was ich mit ihm machen kann, damit er ruhiger wird bzw innerlich ruhiger wird.  Liebe Grüße Sabrina 

von Sabrina 1981 am 01.03.2024, 10:22



Antwort auf: Innerliche Unruhe in der Schule

Hallo, das kann die Umstellung sein, dass er sich erst noch an die Anforderungen in der Schule gewöhnen muss: das lange sitzen, viel konzentrieren und ausblenden/filtern der Reize von außen. Es kann eine Selbstregulation sein, sich durch das Summen zu beruhigen, auch die Finger im Mund sind eine orale Beruhigungsstrategie. Es kann auch ein Tic sein: der Körper registriert ein Stresslevel (Anforderungssituation) und "entläd" diesen in muskuläre An- und Entspannung, das Grimassieren der Gesichtsmuskeln. Notieren Sie sich den Zeitraum, ein vorübergehender Tic geht für gewöhnlich nach einem Jahr Zeitraum von allein wieder vorüber. Beobachten Sie weiterhin, ob es nur in der Schule oder zunehmend auch zu Hause auftritt. Da es bisher nur in der Schule stattfindet, spricht es für eine Regulationsstrategie durch z.B.die Lautstärke dort (zu Hause kann er ja ohne Störgeräusche die Hausaufgaben machen), das längere sitzen und konzentrieren. Zur Entlastung können Sie einige Möglichkeiten umsetzen: - dynamisches Sitzen (z.B.ein luftgefülltes Keilkissen für seinen Stuhl), so kann er kleine Bewegungsreize umsetzen ohne andere zu stören und darüber kann das sitzen länger ertragen und das konzentrieren erleichtert werden - Stuhlbänder/Anti-Stress-Bänder für Füße um den Schulstuhl: so können die Füße Spür- und Druckinformationen für den Körper bekommen, es sind elastische Gummibänder, die man um die Stuhlbeine spannt, auch das kann die Konzentrationsanforderung erleichtern - Fidget Toys für die Finger in Absprache mit der Lehrerin, sie ermöglichen die innere Unruhe über die Fingerbewegung abzubauen, in dem etwas gedrückt, gedreht, bewegt wird und verlängern somit die Konzentration (aber es sollten welche sein, die keine Störgeräusche machen) - Antistressball/Knautschball zum drücken, um innere Anspannung abzubauen (die materialunabhängige Variante wäre hier die Hände einfach selber zu kneten, wenn er da eigenständig an die Umsetzung denken kann) - arbeiten mit Lärmschutz für die Ohren zum erleichterten Ausblenden der Störgeräusche durch andere Kinder oder das Arbeiten in einer ruhigen Ecke, wenn möglich - einige Schulen ermöglichen auch Bewegungspausen, die die Kinder selbständig während der Lernzeit machen dürfen (aufstehen, kurz laufen, strecken,...) - zur oralen Regulation gibt es auch Sensorikketten/ Kauketten mit unauffälligen Schmuckanhängern aus Silikon, da müsste man nur auf eine leicht lösbare Kette achten, damit es keine Gefahr für den Hals wird oder es gibt Austecker fürs Stiftende auf denen man herumbeißen kann Bleiben Sie im Austausch mit der Lehrkraft, ob sich sein Verhalten mit den Maßnahmen ändert oder er sich in der zweiten Schuljahrhälfte an die Anforderungen gewöhnt hat. Sollte es trotz der Regulationsangebote weiter schwierig bleiben die Konzentration aufrecht zu erhalten, kann ein nächster Schritt eine Ergotherapie mit Konzentrationstraining sein. Bei zunehmenden Auffälligkeiten und einem Leidensdruck des Kindes sollte eine Diagnostik auf Konzentrationsstörung erfolgen. Fragen Sie ihr Kind, ob er gern zur Schule geht, was ihn stört oder er sich anders wünschen würde, um besser an seinen Aufgaben arbeiten zu können. Vielleicht würde es ihm helfen, allein zu sitzen, um weniger abgelenkt zu sein - manchmal hilft auch schon ein Sitzplatzwechsel. Zum Ausgleich sollten Sie nachmittags auf ausreichend Bewegung an der frischen Luft oder Sportangebote achten Alles Gute, Kristin Windisch

von Kristin Windisch am 03.03.2024



Antwort auf: Innerliche Unruhe in der Schule

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich hospitiere am Donnerstag in der Schule und anschließend nochmal ein Gespräch mit der Klassenlehrerin.  Viele Grüße Sabrina  I

von Sabrina 1981 am 04.03.2024, 09:08