Liebe Frau Simon,
Ich möchte Sie fragen und nicht bei den Ärzten im Ernährungsforum.
Wir haben immer noch folgendes Problem ,dass meine kleine 14 Monate alte Tochter nicht vom Familientisch mitessen kann.
Sie würgt bei dem kleinsten Ministück.
Als sie 8 Monate war und der Brei stückiger wurde hat sie diesen schon abgelehnt und nur gewürgt. Dann sind wir auf komplett pürierten Brei zurück, da alle meinten dann warte noch. Zwischen durch immer mal 8.Monat Gläschen versucht aber Fehlanzeige.
Am Frühstückstisch hab ich ihr wieder mal Toast hingelegt mit ganz dünn Frischkäse
( das Toast wird sogar längst nochmal halbiert damit es so dünn ist wie möglich und ohne Rinde) sie beißt selbst ab und verzieht das Gesicht ,als ob sie angeekelt ist ,schüttelt sich und fängt an zu husten, würgen und ist kurz vor dem erbrechen. Es macht mich fertig ihr Essverhalten,weil es immer so abläuft auch mit Ei und sogar Banane. Sie bekommt daher einfach immer noch Brei und wenn ich höre, was andere Kleinkinder mit 14 Monaten essen macht es mich zutiefst traurig, sodas ich sogar paar Tränen verdrückt hab.
Dazu muss ich sagen das ich sehr ängstlich bin und direkt in Panik gerate wenn sie so würgt ,da mein Bruder mal fast erstickt ist vor meinen Augen.
Meinen Mann hab ich ebenfalls verunsichert mit meiner Panikmache und ihm wurde zuletzt auch etwas bange als sie so gewürgt hat.
Ein 1. Hilfe Kurs kann man ja dank Corona auch nicht belegen,somit ist dann das Essen vorbei und sie bekommt wieder ihren Brei vorgesetzt.
Sie will aber auch von uns mitessen und 13 Zähne sind schon vorhanden,also sie kann kauen. Sie isst ja auch ihre Knabberstangen die sich direkt im Mund auflösen.
Die U Untersuchungen waren immer tadellos!
Meine Tochter hat 11 Kilo und ist 81 cm groß. Sie ist irgendwie auf dem Stand eines 8.Monate alten Babys stehen geblieben, was das essen und trinken angeht. Motorisch und sonstige Entwicklungen ist 1A
Aus sämtlichen Trinklernbecher hat sie sich auch schon so verschluckt ,dass sie mehrfach erbrechen musste.
Dadurch stillen wir sogar tagsüber noch recht viel, weil ich Angst hab sie könnte ersticken.
Obwohl ich tagsüber schon gar nicht mehr gern stille, fürs Einschlafen wäre es aber noch ok.
Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll ...haben sie soetwas schon erlebt und/oder ein Ratschlag für mich?
Vielen herzlichen dank vorab
Lg
von
Leyley
am 11.02.2021, 11:30
Antwort auf:
Familienkost 14Monate Kleinkind
Liebe Leyley
Mir ist es zuerst ein Anliegen, Sie zu entlasten und Sie zu bestärken, dass Sie KEINEN Fehler o.ä. machen, sondern, dass Ihre Tochter sich entschieden hat, zunächst keine stückige/ feste Kost zu essen.
Ich kann Ihre Sorge und Ihre Verzweiflung sehr gut verstehen, weil es einfach nicht weitergeht mit dem Essen und Sie zudem jedes Mal, wenn Ihre Tochter würgt, in einen großen Anstzustand versetzt werden. Das vergangene Erlebnis mit Ihrem Bruder, auch wenn es noch so lang her ist, wird immer wieder getriggert durch die Esssituationen Ihrer kleinen Tochter. Die innere, ich nenne es Panik, tritt natürlich! sofort auf und kann, so vermute ich, nur mühsam beherrscht werden. Es ist ein Kraftakt für Sie! Die gemeinsame Esssituation hat nichts von der Sinnlichkeit und Lust und der Freude des Zusammenseins bei Tisch. Die innere Anspannung schwingt immer mit.
Dieses Bild habe ich, wenn ich Ihre Zeilen lese.
Was ich aber auch lese sind: zwei tolle Ressourcen.
Sie sind sich Ihrer Angst bewusst und möchten diese sehr gerne beherrschen bzw. vorbereitet sein auf einen Notfall, der beim Essen/Würgen eintreten könnte. Ihr Ansatz ist großartig, dass Sie handlungsfähig werden möchten. Ein 1.Hilfe Kurs ist immer gut und die Inhalte sind im Leben mit einem Kind gut zu gebrauchen.
Aus meiner Perspektive sehe ich die Möglichkeit etwas tun zu können, noch einen Schritt vorher. Nämlich: Ihre Angst und den Trigger des Erlebnisses mit Ihrem Bruder abzulösen.
Was denken Sie? Hier ist eine Möglichkeit eine Verhaltenstherapie (kurz und knackig) anzugehen und zu schauen, welche Möglichkeiten sich für Sie ergeben, um Ihre Angst zu verringern oder sogar ganz abzugeben.
Weiter sehe ich als Ressource, dass Ihre Tochter so neugierig und auch experimentell mit Geschmäckern und Nahrungsmitteln umgeht. Ihre Tocher scheint wirklich "nur" auf den Reiz der stückigen Kost zu reagieren und nicht auf bestimmte Geschmäcker. Das ist ein großer Vorteil :)). Und, Ihre Tochter trinkt an der Brust! Sie kann sich also offenbar immer noch mit dem Brei in Kombination satt essen und gedeiht gut. Es gibt also aus ernährungsphysiologischer Sicht keinen Stress oder sogar eine Notwendigkeit Ihre kleine anders oder gar ergänzend ernähren zu müssen.
Was also tun? Ich rate Ihnen eine logopädische Behandlung nach Castillo Morales anzugehen. Diese ganzheitliche Behandlung hat Einfluss auf den gesamten Körper und das Essverhalten. Ihre Tochter erhält quasi eine "Desensibilisierung" des Schutzreflexes Würgen/Husten bei Kontakt mit Stücken.
Der Kinderarzt kann eine logopädische Verordnung herausgeben. Sollte er keine Notwendigkeit sehen, ist es möglich, eine private Logopädiestunde zur Abklärung selbst zu zahlen und dann eine Empfehlung durch den Therapeuten an den Kinderarzt zu erzielen.
Und- es gibt eine sehr gute Literaturempfehlung:
" Mein Kind will nicht essen" von Carlos Gonzales.
Geben Sie mir gerne ein Feedback, wie es Ihnen mit diesen Einschätzungen geht.
Liebe Grüße von Katrin
von
Katrin Simon
am 13.02.2021