Liebes Urotherapeuten-Team,
zunächst einmal ein frohes Neues und vielen Dank für Ihre tolle Arbeit hier!
Ich hatte vor ca. 5 Monaten schon einmal geschrieben zum selben Thema. Meine Tochter wird diesen März 5 Jahre alt und verlangt für ihr großes Geschäft immer noch die Windel. Sie ist auch recht anfällig für leichte Verstopfungen, da sie oft "verdrückt" (sie macht das GG generell nur zu Hause).
Mittlerweile versucht sie es durch meine sanfte Anregung erst einmal auf Toilette (mit Sitzverkleinerer und mit Klopapier ausgepolstert, z.T. auch mit Windel um). Dort sitzt sie erstmal entspannt, wenn sie aber merkt, dass der Stuhlgang kommt, ruft sie, dass sie Angst hat und die Windel möchte. In Ruhe befragt, sagt sie, dass sie die Windel bevorzugt, weil es "so ist, wie immer".
Meine Tochter ist generell ein Kind, dass sich mit Umstellungen und unvertrauten Situationen schwer tut, so hat sie auch beim Friseur oder Zahnarzt (Kontrolle) Angst. In vielen Bereichen haben wir gute Erfolge mit ihr, wenn wir ihr eine schrittweise Annäherung an ein Thema ermöglichen, jedoch mit sanftem Druck (z.B. hatte sie als kleines Kind große Angst vor Wasser/Schwimmbad, wenn wir sie dann aber nach langsamer Annäherung am Ende unter Protest reingehoben haben, wollte sie am Ende gar nicht mehr raus).
Beim großen Geschäft "hängt" sie nun m.E. allerdings noch beim letzten Schritt, dem Moment des Ausscheidens. Ich stelle mir das so vor, dass sie immer wieder auf einem Sprungbrett steht und sich den letzten Schritt nicht traut, weil sie nicht weiß, was auf sie zukommt.
Ich bin wirklich ratlos, wie ich sie noch unterstützen kann und der baldige 5. Geburtstag übt irgendwie einen großen inneren Druck auf mich aus. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass sie sich in absehbarer Zeit plötzlich von alleine traut.
Deswegen meine Fragen:
1) Wie lang "darf" ein Kind für diesen Schritt denn noch brauchen und ab welchem Alter ist eine solche "Toilettenverweigerung" denn behandlungsbedürftig i.S. von Psychotherapie o.ä,? Diese Vorstellung macht mir zusätzlich Druck, dass meine Kleine sich einer pathologischen Entwicklung nähert.
2) Haben Sie ein Idee, was ich noch dazu beitragen könnte, dass sie den letzten Schritt/ den "Sprung" schafft?
Ganz herzlichen Dank schon vorab und Grüße!
von
Mymy16
am 08.01.2019, 10:19
Antwort auf:
Stuhlgang nur in Windel- 5. Geburtstag kommt näher
Hallo Mymy16
Wie meine Kollegin schon schrieb – „ihre liebevolle Vorgehensweise“ unterstützt ihre kleine Maus vorbildlich dort wo sie es benötigt.
Der Vergleich mit dem Sprungbrett ist sehr gut :-)) und bestätigt ihre Erfahrung, dass sie bei Umstellungen oder in neuen Situationen etwas länger benötigt „um sich zu trauen“.
Das große Geschäft auf der Toilette abzusetzen erfordert viel Ausdauer und Geschicklichkeit von den kleinen Mäusen – sie müssen erst einmal die Geduld haben eine längere Zeit sicher und entspannt auf der Toilette sitzen können, damit sie den Beckenboden und damit auch den Schließmuskel entspannen können.
In der üblichen Stellung mit Windel ist es da doch viel einfacher ;-))).
Andere erleben gerade die Stuhlabgabe auf der Toilette als Kontrollverlust – dann gibt es Kinder, die brauchen für die Darmentleerung sogenannte Rituale = eine bestimmte Körperhaltung, einen bestimmten Ort für die Entleerung manchmal sogar eine vertraute Geräuschkulisse; die Aufzählung lässt sich so vielfältig weiterführen, wie es Kinder gibt….
Die Erfahrung aus jahrzehntelanger Forschung und Arbeit hat ergeben, dass die kindliche Kontinenzbildung nur GEFÖRDERT werden kann, nicht aber GEFORDERT oder anerzogen. Es geht hierbei um körperliche und geistige Reifung und die ist bei jedem Menschen individuell, hat also bei jedem Individuum sein eigenes Zeitfenster.
Lassen sie also ohne Druck „einfach die Zeit spielen“ und schauen wie ihr Töchterchen diese Entwicklung in ihrem ureigenen Rhythmus durchläuft.
Empfohlen wird therapeutisch, dass man versucht dem Thema wenig Bedeutung beizumessen.
Unterstützend können sie ihrem Töchterchen gerne auch weiterhin hin und wieder spielerisch und ohne Druck die Toilette für das große Geschäft anbieten und sie dann, wie schon von ihnen durchgeführt :-))), alleine entscheiden lassen.
Wegen der Verstopfung sollten sie bei ihrem Kinderarzt unter Beobachtung bleiben und sich mit ihm beraten, trotz augenscheinlich weichem Stuhlgang. Eventuell kann er Stuhlweichmacher einsetzen. Viele Kinder trauen sich nicht zu drücken, weil „es ja weh tun könnte“, (auch schon länger zurückliegende Ereignisse) und so entsteht ein Kreislauf von Verstopfung und falscher, ungenügender Entleerung. Zurzeit sehe ich nach ihren Erzählungen noch keinen Bedarf ein mögliches „Toilettenverweigerungssyndrom“ durch Spezialisten therapieren zu lassen.
Haben sie also einfach nur Vertrauen und geben der, ja noch „kleinen“, Dame gerne ohne Druck noch ein wenig Zeit.
Wenn sie es sich zutraut, wird sie freiwillig auf ihre Windel verzichten!!!!!!!!!!! :-).
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 08.01.2019
Antwort auf:
Stuhlgang nur in Windel- 5. Geburtstag kommt näher
Sie verneint Schmerzen beim Stuhlgang, selbiger ist auch schon seit längerer Zeit schön weich. Wenn sie in die Windel gemacht hat, spielt sie gerne auch noch längere Zeit im Badezimmer, scheint es also auch mit voller Windel ganz gemütlich zu finden.
von
Mymy16
am 08.01.2019, 10:24
Antwort auf:
Stuhlgang nur in Windel- 5. Geburtstag kommt näher
Liebe Frau Ackmann,
ganz großen Dank für Ihre lange und liebevolle Antwort!
Beste Grüße!
von
Mymy16
am 08.01.2019, 13:41