Rückschritt?

 Manuela Thomä Frage an Manuela Thomä Kinderkrankenschwester

Frage: Rückschritt?

Liebes Expertenteam, ich hatte bereits in der Vergangenheit von meiner Tochter berichtet, die sich mal mehr mal weniger intensiv mit dem Trocken werden auseinandersetzt. So ca. seit Ostern gab es immer häufiger Phasen, wo sie in Unterhose rumlief (egal ob zu Hause oder auswärts) und es klappte sehr gut (nur das große Geschäft wurde in die Windel gemacht, aber das ist ja wohl häufig zu Beginn so). Nun kam es jedoch von einem Tag auf den anderen, dass sie nur noch Windeln wollte. Sämtliche Motivations- und Überredungsversuche sind gescheitert, sodass sie nun schon bestimmt seit 3 Wochen von Toilette/ Töpfchen nichts mehr wissen will bzw. nur ganz sporadisch (z.B. vor dem Baden) oder genau dann wenn es nicht passt (z.B. draußen auf dem Spielplatz, wenn ich ihren Bruder - 8 Monate - auf dem Arm habe ;-). Manchmal sagt sie nachmittags, sie möchte eine Unterhose, zieht eine an aber spätestens nach einer halben Stunde verlangt sie nach einer Windel (sagt, sie müsste groß, aber es kommt den ganzen Nachmittag nichts; ist dann wohl eher ein Vorwand. Da mir dieses Hin und Her nun langsam zu bunt wird und es uns ja auch nicht weiter bringt, habe ich vorgeschlagen, Höschenwindeln anzuziehen, mit der Bitte mir dann Bescheid zu sagen bzw. selber zu gehen. Nun werden aber auch diese plötzlich abgelehnt (sie will nur richtige Windeln) und selbst wenn sie mal eine anhat, sagt sie nicht Bescheid. Ich forciere das Thema momentan überhaupt nicht, damit es nicht einen zu hohen Stellenwert bekommt, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass das hier in die falsche Richtung läuft... Man muss dazu sagen, dass die momentan sehr eifersüchtig auf den Kleinen ist und auch eher ein anstrengendes und babyhaftes Verhalten an den Tag legt (Finger und diverseste Gegenstände in Mund, schreien wie ein Baby, Babysprache, etc.) was sie sonst, bzw. schon Ewigkeiten nicht mehr gemacht hat. Wie können wir nun weitermachen (sie kommt im Sommer in den Kindergarten und die fänden es "schön" wenn sie dann trocken wäre...)? Einfach nicht thematisieren und abwarten? Bei diesem Hin und Her klare Grenzen setzen, z.B. Unterhose bleibt an, wenn sie sich dafür entschieden hat (wobei das wegen dem großen Geschäft immer schwer ist, da sie dafür ja ruhig ihre Windel haben soll, bevor es Verstopfung gibt)? Oder die Unterhosen mal wegpacken? Sorry, ist wieder lang geworden... Viele Grüße

von bofi2012 am 18.06.2013, 09:56


Antwort auf: Rückschritt?

Hallo bofi2012, ich glaube, hier geht es um zwei „Sachen“. 1. Ihre Tochter ist jetzt gerade 2,5 Jahre alt, also wirklich noch eine kleine Zwergin. Sie befindet sich erst am Anfang ihrer Kontinenzentwicklung bzw. des entsprechenden Reifevorganges und das verlangt ihr sehr viel Aufmerksamkeit ab - das ist ermüdend und auf Dauer auch langweilig, weil es ja noch etliches anderes zu tun gibt ;-) Ob mit oder ohne Geschwisterbaby, in diesem Stadium ist es vollkommen normal, wenn Sie immer wieder sogenannte Rückschritte hinnehmen müssen - dieser Reifevorgang verläuft leider nur selten linear. 2. Sie beschreiben selber sehr schön die Reaktion, Ihrer Tochter, auf das jüngere Geschwisterkind - dem Baby. Auch hier ist es normal, dass sich die „älteren“ vorübergehend wieder zu Baby rückentwickeln möchten, um die bislang gewohnte Zuwendung und Aufmerksamkeit für sich einzufordern; diese Phase wird aber bald wieder vergehen, da die Kinder es eigentlich lieben schon „groß“ zu sein. Tatsächlich ist ja auch Ihre Tochter noch ein Kleinkind, mit den entsprechenden Bedürfnissen:-)) Ich würde den Wunsch nach der „richtigen Windel“ so übersetzen wollen, dass Ihre Tochter dieses Windeln als ein Ritual der erhöhten Zuwendung erlebt. Einen Schlüpfer, oder eine Höschenwindel, kann sie sich selber an- und ausziehen - eine richtige Windel, die muss angelegt werden und wer macht das? Ich würde einen Kompromiss suchen - Höschenwindel, um Sie als Mutter etwas zu entlasten, aber die verbunden, mit einem „Wechselritual“ - einer Zeit, die dann nur für Ihre Kleine ist. Wenn Ihre Tochter verinnerlicht hat, dass sie nicht zu kurz kommt, wird sie wieder ihre Selbstständigkeit als große Schwester suchen; der Übergang könnte mit Höschenwindel dann eher wieder fließend stattfinden. Vielleicht können Sie auch eine Zeit am Tag (vielleicht beim zu Bett gehen?) nur für Ihre Tochter reservieren (eine kleine Frauenrunde?). Entscheiden Sie, ob Windel oder Höschenwindel! Diskutieren Sie dies nicht mit ihr, sondern teilen Ihre Entscheidung mit. Kinder erleben es durchaus als Sicherheit, wenn Eltern (liebevoll konsequent) für sie Entscheidungen treffen und ich glaube, das sucht Ihre Tochter gerade ganz verstärkt - Sicherheit. Mit freundlichen Grüßen Manuela Thomä

von Manuela Thomä am 18.06.2013