Ich34
Hallo zusammen!
War nicht hier schon einmal das Thema "schwanger zur Beerdigung"...? Habe das so in Erinnerung. Ich habe da nur mitgelesen und war wirklich erstaunt. Nun trifft mich dieser Aberglaube ganz persönlich! Die Oma meines Mannes ist Ostermontag verstorben. Sie lebte etwas weiter weg, in der Nähe von Anklam. Wir sind natürlich bestürzt und traurig, sie war eine herzensgute Frau. Nun erfuhr ich heute telefonisch von meiner Schwiegermutter, dass ich nicht zur Beerdigung kommen darf ! Und ich darf auch das nächste Jahr nicht zum Friedhof! Sie hat mir wirklich ein echtes Verbot erteilt! Irgendwie weiß ich gar nicht so recht, was ich davon halten soll... Irgendwie könnte ich darüber schmunzeln, aber dafür ist es ja zu ernst. Sauer kann ich auch gar nicht wirklich sein, weil die Angst, dass dann mit dem Baby etwas passiert, ja bei den Leuten real ist. Traurig bin ich, weil ich mich nicht wirklich verabschieden kann. Aber meine Schwiegermutter hat mir klar zu verstehen gegeben, dass das ganze Dorf und auch die Familie mich da nicht sehen will und auch Schwieger-Oma es nicht wollen würde... Bin etwas geplättet. Kennt ihr diesen Aberglauben? Was haltet ihr davon?
Ja das Thema gab es vor einiger Zeit schon einmal. Ich kannte es gar nicht. Ich war in der letzten SS selbst bei einer Beerdigung und kann diesen extremen Aberglaube nicht recht verstehen. Aber es ist wahrscheinlich generations- und auch regionsabhängig
Mich trifft es leider auch. Wir hatten das Thema bereits, da war es noch Theorie. Mein Onkel ist gestorben. Kurze schwere Krankheit. Beerdigung ist in einer Woche. Bei freier Autobahn 6 Stunden Hinfahrt... Meine Verwandschaft hat auch für mich entschieden. Alle sind sich einig und die Verwandschaft ist groß :-) Ich war sauer, fühlte mich bevormundet. Fand keinen der bereit war mich mitzunehmen und selbst fahren geht in meiner Situation nicht. Es geht ihnen aber nicht um den Aberglauben sondern die Anstrengung. Man will es mir ersparen. Die lange Fahrt. Die emotionale Belastung. Wenn dann was ist... (Ich hörte ständig: Dass könnten wir uns nie verzeihen.) Eine entfernte Lieblingstante war vor über zwanzig Jahren auf der Beerdigung der Oma. Sie sollte auch nicht mitgehen. Sie war völlig fertig. Hatte dann am Abend vorzeitige Wehen. Kind lebt aber ist behindert. 26 Woche ist eben ein extremes Frühchen :-( Man weiß natürlich nicht ob die Wehen auch ohne Beerdigung gekommen wären... Mir tut der Bauch bei Schlaglöchern weh, wird ständig hart, die Pumpe kämpft bei Anstrengung und ich weiß wie ich Beerdigungen verkrafte. Gar nicht gut. Mein Herz sagt: Teilnahme. Mein Verstand sagt: Lass es. Und ich fahre nicht mit. Gute Entscheidung...
Euch beiden erstmal mein herzliches Beileid! Ja, ich war vor wenigen Wochen diejenige, die ganz verrückt gemacht wurde wegen einer Beerdigung eines Nachbarn, ohne besonderer Verbundenheit. Es war für mich eine Selbstverständlichkeit, der Einladung der Witwe zu folgen und das war auch gut so. (War ja auch erst in der 13 ssw). Jetzt sieht alles danach aus, als würde mich die selbe Entscheidung bei einer engen Freundin treffen. Aktuell sitze ich täglich an ihrem Krankenbett und habe mir bis heute Morgen noch eingeredet, dass ich auf Grund von professioneller Distanz und Gewohnheit damit gut umgehen kann. Nach meinem Besuch heute und der deutlichen Verschlechterung zu gestern muss ich mir eingestehen es ist anders. Sie hat selbst ein kleines Kind und es ist nur schwer auszuhalten, was mein Körper mir auch deutlich zeigt. Schon jetzt mache ich mir Gedanken zur evtl schon bald anstehenden Beerdigung und fühle mich ganz mies dabei. Noch schlimmer finde ich es allerdings, wenn andere die Entscheidung einem abnehmen/aufdrängen und einen quasi ausschließen. Vor allem wenn die Voraussetzung nicht gerade so kompliziert ist, wie bspw. bei Heydu. Da würde wohl auch bei mir die Vernunft überwiegen. Anderseits kann man auch zu einem späteren Zeitpunkt vor Ort Abschied nehmen und dem verstorbenen auch auf anderer Art seine letzte Ehre erweisen. Dafür würde ich in der Familie keinen Streit vom Zaun brechen, oder meine und die Gesundheit des Babys riskieren.
Die Umstände sind bei Dir natürlich etwas "krasser". Und der Wunsch der Familie, dass Du nicht hin sollst, ist eher der Sorge geschuldet als dem Aberglauben. Deine Entscheidung ist daher sicher die Richtige!
Ich hätte "nur" 3 Stunden Autofahrt. Und mir geht es körperlich und seelisch gut. Das Verbot für mich kommt ja daher, dass der Aberglaube besagt, der/die Verstorbene könnte das werdende Leben mit sich nehmen . Und ob ich so einen - entschuldigt bitte - totalen Blödsinn glaube oder nicht, würde ich schon gern selbst entscheiden. Aber nun muss ich mich fügen... Ich werde deshalb keinen Streit riskieren. Das Verhältnis zur Schwiegermutter ist so schon schwierig genug...
Guten Morgen Ich34, in deiner Situation und mit diesem blödsinnigen Grund hätte ich wohl auch zu knaubeln und käme nur schwer klar... Für Argumente wird man wohl auch nicht zugänglich sein. Lg
Oh, mein Beileid Euch. Ich hab gerade erst gedacht, warum sollte man nicht hingehen? Jeder ist erwachsen und sollte das selbst entscheiden dürfen. Man möchte sich schließlich auch richtig verabschieden, aber beim Lesen war ich dann doch irgendwie gerührt von Euren Familien. Auch wenn es vielleicht etwas direkt und bestimmt formuliert von ihnen ist, ist es schön zu sehen, wie sie sich um Euch sorgen. Ich denke, dass man selbst vielleicht die seelische Belastung etwas unterschätzt. Sich Zuhause mit schönen Gedanken und Erinnerungen zu verabschieden ist vielleicht da wirklich der bessere Weg für uns und die Kleinen im Bauch. Mit allen Verwandten und Freunden könnte man ja trotzdem telefonieren nach der Beerdigung und sich austauschen nur ohne die ganzen Tränen und Trauer.
Hallo aus dem Oktoberbus, Erstmals mein herzliches Beileid für euren Verlust und ganz viel Kraft. Das Aberglauben kenne ich und verurteilt mich bitte nicht, aber ich glaube dran. Ich komme aus Russland und meine Mutter hat mir beigebracht dass "neues Leben mit dem Tod nicht verbunden werden darf" Schon wie geschrieben "der Tote kann das neue Leben mitnehmen" Das Kind meiner Tante ist am plötzlichen Kindstot gestorben und der Grabstein wurde irgendwie falsch gemacht und wurde erstmals in unserem Garten "geparkt"... meine Mutter damals hochschwanger und hat in kurzem Zeitraum meinen Bruder still geboren. Das hat mich so geprägt dass ich auch daran glaube.
Danke Euch... Ich war wirklich stink sauer. Wollte unbedingt hin, weil es überraschend kam und in einem Alter um die 50 Jahre. Vor einem 1/4 Jahr war noch Weihnachten alles gut. Diagnose bis Tod war gerade eine Woche... Jedenfalls hatte ich ein riesiges Problem damit, dass meine Eltern die Entscheidung für mich trafen, in dem sie sich weigerten mich mitzunehmen ... und alle anderen deren Meinung waren und die auch ungefragt äußerten. Ich wäre aber auch anders gar nicht zugänglich gewesen. Es ist einfach so. Erst auf Druck hab ich die Fakten betrachtet. Wo es um die Theorie vor ein paar Wochen ging war ich ja auch vernünftig, eher abgeneigt. Hatte meine aktuellen Grenzen vor Augen... Jetzt auf einmal nicht mehr :-) Mein Mann würde mich schon hinbringen, müsste das Kleinkind eben mit aber es wäre unvernünftig und für mich fühlt sich die Entscheidung seit Tagen richtig an. Habe schon Ideen wie ich Abschied nehme...
Mein herzliches Beileid euch erstmal! Ich lese grade diesen Beitrag und bin wirklich erstaunt wie unterschiedlich die "Sitten und Gebräuche" innerhalb eines Landes doch noch sind. Ich musste selbst seit Januar zwei liebe Verwandte verabschieden, aber in meiner ganzen Familie ist ein solcher "Aberglaube" nicht bekannt. Es war zu keinem Zeitpunkt die Frage ob ich als Schwangere mit auf den Friedhof gehe oder nicht. Auch mein kleiner war beide Male mit dabei, alle haben sich mit um ihn gekümmert und waren beim anschließenden Kaffee froh über jedes Kind, was einfach gelacht hat. Ich finde es schade, wenn einer Schwangeren der Abschied mit dieser Begründung verwährt wird aber gegen solche eingefahrenen Traditionen kommt man wohl nicht an, das kenne ich aus anderen Bereichen. Da hilft nur hinnehmen und für sich selbst einen eigenen Weg des Abschieds finden. Alles andere kostet nur unnötige Kraft und führt letztendlich nur zu Streit den der Verstorbenen nicht verdient hat.
Erstmal tut mir euer Verlust sehr leid.
Zum eigentlich Thema: Also ich höre das tatsächlich so zum ersten Mal. Als ich letztes Jahr schwanger war, ist der Sohn meiner besten Freundin bei der Geburt gestorben. Das war mit das schlimmste, das wir alle erleben mussten
Er wurde im kleinsten Kreise beerdigt und sie hat mich damals gefragt, ob ich dabei sein kann. Für mich war das überhaupt keine Frage, dass ich für sie da bin.
Halte jetzt persönlich von diesem Aberglauben auch nichts, nur wenn sie dir so dezidiert sagen, dass du nicht kommen sollst und du kommst trotzdem, nicht dass sie es falsch auffassen und irgendwie beleidig sind oder so. Das ist in so kleinen Dörfern ja vielleicht auch nochmal anders als bei uns in der Großstadt
Erstmal tut mir euer Verlust sehr leid.
Zum eigentlich Thema: Also ich höre das tatsächlich so zum ersten Mal. Als ich letztes Jahr schwanger war, ist der Sohn meiner besten Freundin bei der Geburt gestorben. Das war mit das schlimmste, das wir alle erleben mussten
Er wurde im kleinsten Kreise beerdigt und sie hat mich damals gefragt, ob ich dabei sein kann. Für mich war das überhaupt keine Frage, dass ich für sie da bin.
Halte jetzt persönlich von diesem Aberglauben auch nichts, nur wenn sie dir so dezidiert sagen, dass du nicht kommen sollst und du kommst trotzdem, nicht dass sie es falsch auffassen und irgendwie beleidig sind oder so. Das ist in so kleinen Dörfern ja vielleicht auch nochmal anders als bei uns in der Großstadt