Wartender Mond
Hallo ihr Lieben,
nachdem ich mich nun etwas erholt habe von dem Schreck, den Strapazen und dem ersten Babyblues, möchte ich mich gerne mit meinem Geburtsbericht melden.
Wie Ihr ja wisst (meine Patin BellaMaus und auch Haribo gaben Infos weiter, vielen lieben Dank dafür!!!) ging ich am Montag ins Krankenhaus. Am Tag davor gab es leider mit meinen Eltern, die hier zu Besuch sind, um mich eigentlich zu unterstützen, einen sehr großen Streit. Dieser hat mich emotional sehr aufgewühlt, was im hochschwangeren Zustand sicher nicht förderlich war . In der Nacht habe ich schlecht geschlafen und war sehr traurig deswegen. Auf die Details möchte ich hier nicht eingehen, aber es hat mich tief enttäuscht, dass wegen Kleinigkeiten ohne Rücksicht auf meinen Zustand immer wieder Auseinandersetzungen angefangen wurden, die völlig unnötig waren - für mich völlig unverständlich. Es stand sogar im Raum, dass sie am nächsten Morgen abreisen wollten. Noch am Abend habe ich deswegen Notalternativen für die Kinder bei Freunden organisiert, Schlafsäcke usw. gepackt und mit meinem Mann Plan B durchgesprochen.
Am nächsten Morgen wollte ich gerne der schlechten Atmosphäre zu Hause aus dem Weg gehen (eisiges Schweigen), so fuhr ich mit meinen beiden Mädchen ins Rathaus, meinen neuen Perso und Führerschein abholen. Als ich nach Hause kam ging ich zur Toilette und stellte fest, dass ich ziemlich doll blutete. Das ganze Klopapier war vollgesaugt mit hellrotem Blut. Ich rief meinen Mann. Wir telefonierten kurz mit Freunden, brachten die jüngere Tochter mit Schlafsachen zur Freundin. Die Ältere wollte zu Hause schlafen, was dann auch okay war.
Im Krankenhaus hatte ich regelmäßige, aber leichte Wehen. Ich freute mich, dass der Kreißsaal mit der schönen Badewanne frei war und ich ihn beziehen durfte. Dienst hatte die Hebamme und die Ärztin, die ich schon vom Aufnahmegespräch kannte. Ich dachte, was für ein Glück. Doch dann machte die Ärztin ein Ultraschall und sagte (wie ich insgeheim befürchtet hatte, da es so viel Blut war), der MM ist zu und das Blut kommt von der Plazenta. Direkt hinter der Eihaut wäre eine Ansammlung, die ihr nicht gefalle. Sie wusste von den Vorgesprächen, wie wichtig mir eine natürliche Geburt war und schlug daher vor, über Nacht zur Beobachtung zu bleiben. Allerdings vermutete sie, dass sich (auch mit mehr Wehentätigkeit) die Blutung von jetzt auf gleich verschlimmern könnte. Dann hätte ich einen Notkaiserschnitt in Vollnarkose bekommen. Sie sagte, dann ginge es um jede Minute, auf meinen Mann warten ginge dann nicht mehr. Da war mir klar, dass meine Befürchtung genau zutraf, die Plazenta löste sich ab
. Ich bekam einfach nur eine Riesenangst, dass ich womöglich meine gewünschte Spontangeburt bekomme, aber am Ende ein totes Baby im Arm habe. Diese überwältigende Angst kann ich Euch gar nicht beschreiben. Außerdem wollte ich nicht, dass Kilian auf die Welt kommt und keiner da ist - Mama in Vollnarkose, Papa nicht rechtzeitig da, ich wollte ihn doch liebevoll willkommen heißen, mir schossen tausend Dinge durch den Kopf, was, wenn er Sauerstoffmangel hätte, wenn er schon zu weit im Geburtskanal wäre und sich dann die Plazenta löste, hatte das Krankenhaus überhaupt Blutkonserven in meiner Blutgruppe - was, was, was... Wir entschieden, Kilian an diesem Nachmittag mit Papa und Spinalanästhesie, ohne den absoluten Ernstfall zu riskieren, zu holen. Ich klärte mit den Ärzten, was mir besonders wichtig war. Sie nahmen alle meine Wünsche zur Kenntnis und machten wirklich alles möglich!!! Dann kam eine Assistenzärtzin, die mir beide Arme kaputtstach und -bohrte, sicher kann sie alles besser als Venenverweilkanülen legen! Dann waren alle denkbaren Stellen kaputtgebohrt bis auf den Handrücken, wo dann eine andere Ärztin den Zugang legte.
Ich bekam ein OP-Hemd an und wurde in den OP abgeholt. Im OP bekam ich die Spinale - die absolut nicht schlimm war! Ich habe nur die erste Lokalanästhesie wirklich gespürt. Ich weinte und schnäuzte etliche Kompressen voll (sie hatten keine Taschentücher) - dann musste ich mich hinlegen, Beine auf die Stützen, das Tuch wurde aufgehängt. Die Spinale begann schnell zu wirken, erst wurde das eine Bein warm, dann das andere. Der Anästhesist hatte mir mehr gegeben, weil ich gesagt hatte, die Spinale hat das letzte Mal nicht gewirkt. Es wurde bis zur Brust alles taub. Die Atemhilfsmuskulatur fiel teilweise mit aus, deswegen konnte ich schlechter atmen. Mein Mann kam rein. Er nahm meine Hand. Sie sagten, jetzt fangen wir an. Ich kämpfte gegen eine richtig böse Panikattacke, konzentrierte mich aufs Atmen, drückte die Hand meines Mannes. Sie sagten, jetzt kommt gleich ein Geräusch wie beim Zahnarzt, wir saugen das Fruchtwasser ab. Dann kam das Drücken und Ruckeln, diesmal aber nicht schlimm. Ich hörte ein Quieken, dann wurde das Quieken lauter und ich erkannte mein Baby. Bei mir brachen alle Dämme, ich heulte vor Glück und Erleichterung. Sie hielten ihn übers Tuch, aber dann kamen sie noch an meinen Kopf und ich küsste meinen Sohn so nass wie er war. Sie sagten, wir trocknen ihn nur kurz ab, sie bekommen ihn gleich wieder. Unmittelbar danach lag er auf meiner Brust, und das für den gesamten restlichen Eingriff. Wir hatten alle Zeit der Welt. Unter diesem türkisen Tuch gab es auf einmal nichts mehr drumherum, nur noch meinen kleinen Sohn und mich. Ich schäme mich etwas, es zuzugeben, aber ich vergaß sogar meinen Mann. Der war aber einfach nur überwältigt, er sagt, er werde nie vergessen, was für ein Glück und welche Innigkeit im Raum lagen. Er sagte ein paar mal, wie sehr er mich liebe und wie toll ich sei...das tat mir so gut! Er nutzte die Gelegenheit, Fotos zu machen, was ich nicht registrierte. Er zeigte sie mir nachher und ich finde, die Bilder haben einen einzigartigen Wert! Ich bin ihm sehr dankbar, dass er das festgehalten hat. Ein oder zweimal bekam ich etwas gespritzt, weil mein Blutdruck wohl total abgesackt war. Das habe ich auch kaum registriert. Mein Mann hat es nachher erzählt.
Das OP-Team war nun sehr entspannt, sie machten Witze und alberten beim Zunähen herum. Einmal sagte der Arzt: "Frau W., bitte denken Sie nicht, dass wir das hier nicht gescheit machen, wenn wir Späße machen. Daran sehen Sie, dass jetzt alles gut gelaufen ist und wir alle entspannt sind."
In den letzten Minuten gingen mein Mann und Kilian zur U1 raus. Alles Adrenalin fiel von mir ab und ich dämmerte weg. Dann wurde ich aufs Bett gehoben und durfte noch 2 Stunden im Wehenzimmer bleiben, mein Sohn war immer noch nackt (jetzt mit einer Windel) und ich durfte ihn so behalten so lange ich wollte. Ich legte ihn an und er saugte sofort. Er hat schon im OP so geschmatzt... Noch immer mit nacktem Baby auf nackter Haut kam ich auf die Station. Ich durfte so kuscheln und bonden wie ich wollte.
Nachmittags um 16.28 Uhr erblickte Kilian das Licht der Welt. Abends um zehn oder halb elf stand ich zur Toilette auf und bekam den Blasenkatheter gezogen. Nach dem ersten Mal pullern wurde auch endlich der Zugang an der Hand entfernt.
Kilian blieb die ganze Nacht in meinem Bett - fast ständig an meiner Brust. Insgesamt war er in der ganzen Zeit wohl keine 10 Minuten in seinem eigenen Bett. Am nächsten Tag kamen die großen Schwestern zu Besuch. (Meine Eltern riefen nicht an und kamen erst nach 2 Tagen auf Druck meiner großen Tochter zu Besuch. Ein Wort der Entschuldigung kam nicht.)
Am Mittwoch, den 3.9., entließ ich mich auf eigene Verantwortung, weil mich das Krankenhausbett rückentechnisch killte.
Heute, fünf Tage später, geht es mir schon ganz gut. Meine Arme und Handrücken sind blau, ebenso die Oberschenkel von den Heparinspritzen, meine Narbe ist ziemlich lang, weil sie etwas weiter aufgeschnitten haben, um im Ernstfall ganz schnell das Baby rauszukriegen: ca. 18 cm und rechts etwas weiter als links, sieht aus wie ein schiefes Grinsen.
Alle sind sehr verliebt in den Kleinen. Heute Nacht hat er von 22.30 Uhr bis 3 Uhr und dann bis 7 Uhr geschlafen.
Heute Nachmittag geh ich in die Stadt mit meiner Familie, Eis essen und mit dem Kinderwagen das erste Mal fahren. Und stolz sein wie verrückt auf dieses kleine Wunder!
Ich hänge ein Foto an von dem Bonding im OP. Und dann noch ein Foto, wo Ihr Kilian richtig sehen könnt, das gleich bei der U1 entstanden ist.
Ich wünsche allen frischgebackenen Mamas alles Liebe und gratuliere herzlich. Den Mamis, die noch kugeln, wünsche ich eine schöne und unkomplizierte Geburt und vor allen Dingen gesunde und wohlbehaltene Babies!!!
Viele Grüße, Isi

Hier also das Foto von Kilian bei der U1.

Erstmal auch nochmal an Dich einen herzlichen Glückwunsch - den kleinen Kerl habt Ihr gut hinbekommen! Gut, dass Ihr das Glück hattet, noch die Ankunft Deines Mannes abwarten zu können, damit Ihr ihn begrüßen konntet. Nun beruhigt sich hoffentlich alles wieder, denn das mit Deinen Eltern klingt ja wirklich schade und unnötig. Ich bin manchmal überrascht, wie wenig Feingefühl manche Menschen haben. Viel Spaß beim Eisessen - das Wetter passt ja dazu!!!
Heul Was ein Schock Aber zum glück IST ja alles gut gegangen. Süsse Fotos
Herzlichen Glückwunsch zum süßen kleinen Mann.
Der Streit mit deinen Eltern ist natürlich doof aber Hauptsache euer kilian ist gesund und munter und du hattest dein mann an deiner Seite!
Wünsche euch nun weiterhin noch eine tolle kuschel und kennenlern Zeit
Erst mal noch herzlichen Glückwunsch und alles Gute weiterhin für euch! Ich freue mich sehr, dass alles gut gegangen ist... das Wichtigste ist doch, dass du deinen kleinen Süßen gesund und munter im Arm halten kannst. Ich hätte mich bestimmt auch für eine Sectio entschieden in der Situation. Warum auch ein unnötiges Risiko eingehen?
Liebe Grüße
... Hast es geschafft das ich vor Rührung hier sitze mit ganz doll Pippi in den Augen ;) Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines kleinen Wunders mit dem schönen Namen Kilian!! (Ich liebe dieses Namen...) So eine tolle ks Geburt wünsche ich mir in gut 4-5 Wochen auch! Liebe Grüße und weiterhin gute Genesung
Herzlichen Glückwunsch!!!! Das Foto mit dir und ihm finde ich total schön, man sieht eine Träne deine Wange runterkullern...... Viel Spaß und alles Gute LG Britta
Was für tolle Fotos. =) Nach dem Schreck habt ihr euch eine besonders tolle Kuschelzeit verdient.
Das ist ein wirklich schöner Bericht .Wirklich sehr emotionall und super entspannt.Mir schießt gleich die Milch mehr ein....aua
Das Bonding Bild ist so toll und herzzerreißend