Monatsforum Mai Mamis 2017

Immernoch Probleme mit Verarbeitung vom KS

Immernoch Probleme mit Verarbeitung vom KS

FräuleinMotte

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Hallo Leute! Ist für irgendwen der KS eigentlich auch immernoch ein Thema? Mich bedrückt das mitunter immernoch ziemlich. Mein KS war ein sekundärer, nach langen Stunden in den Wehen, Geburtsstillstand, hoher Gradstand, schlechte Herztöne, Nabelschnurvorfall = das volle Programm. Ich hatte das Gefühl, mein Baby wird aus mir rausgerissen und weggenommen. Diese Zeit im Aufwachraum danach, ohne Baby...grausam, endlos. Irgendwas ist da kaputt gegangen. Als mir das Baby dann gebracht wurde, fehlte was. Ich hatte den Eindruck, mir wurde ein Baby "geschenkt". Die Verbindung zu dem Baby aus meinem Bauch wollte nicht klappen. Als hätte ich das Bauchbaby nie bekommen. Versteht mich nicht falsch: ich liebe sie seit dem ersten Augenblick, ich habe vor Freude geweint beim ersten Anlegen, aber eine Verbindung zu dem Baby aus meinem Bauch bekam ich erst im Laufe der Monate..ja, es ist wirklich sie. Wenn ich daran zurück denke, bleibt mir die Luft weg. Mein Verstand sagt ganz klar, dass es sein MUSSTE. Möglicherweise wäre es sonst böse geendet...aber dieses seltsame Körpergefühl bleibt. Als ob mein Körper denkt, dass da was schief gelaufen ist. Ich sehe mich schwanger und so glücklich vor mir und dann wird mir plötzlich mein Baby entrissen. Manchmal träume ich davon..ich bin total im Ungleichgewicht. Es ist schwer zu erklären. Zur Zeit versuche ich den KS echt einfach zu verdrängen. Ich bin so glücklich mit der Kleinen, sie hat es nicht verdient, dass mich das IMMERNOCH umhaut. Das hat die erste Zeit schon so überschattet. Geht es hier irgendwem ähnlich?


conda

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Hey! Also ich hatte eine "normale" Geburt, aber etwas verstehen kann ich dich dennoch. Bei mir musste der Kristeller Handgriff angewendet werden. Es war alles gut und richtig. Mit mir wurde gesprochen, ich wusste, was passiert und warum und war in dem Moment auch sehr dankbar, weil ich dann merkte, wie es voran ging. Und dennoch, in Momenten, wo ich überhaupt nicht damit rechne, kommen die Erinnerungen wieder hoch und es beschäftigt mich. Insofern finde ich es völlig normal, dass dich dein KS, der so viel mehr noch emotional mit dir gemacht hat, immer noch beschäftigt. Ich denke eher, du solltest darüber reden und es nicht verdrängen. Und fühle dich deiner Maus gegenüber nicht schuldig, dafür gibt es keinen Grund. Du liebst sie, sie ist dein größter Schatz! Das merkt sie und das weiß sie. Ich wünsch dir, dass du einen Weg für sich findest, diesen KS irgendwann auch noch mit mehr als nur deinem Verstand zu akzeptieren!


LilaDu

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Antwort auf Beitrag von FräuleinMotte

Ich hab nicht direkt am ks zu knacken, bin haber gelgentlich etwas traurig, dass ich die Erfahrung einer natürlichen Geburt nie machen konnte und nicht mehr machen kann. Vielleicht kommt noch mal ein Baby, aber da steht ja schon fest, dass das dritte mal, dann auch ein ks wird. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass wir wohl auf sind. Und es trotz den ganzen Komplikationen und allergischen schock( bei mir) alles jetzt in Ordnung ist.


Maikäferchen2017

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Ich hatte einen primären KS und konnte mich eigentlich schon seit über zehn Jahren darauf einstellen (aufgrund von Beckenbruch und immer noch vorhandenen Schrauben). Daher war es für mich eine tolle Geburt, auch wenn ich nie in die Lage einer natürlichen Geburt kommen werde, die emotional bestimmt noch einiges mehr zu „bieten“ hat. Ich denke aber, zwischen einem primären und einem sekundären KS liegen Welten. Ich konnte mich drauf vorbereiten, wusste was auf mich zu kommt und war letztendlich doch „live“ dabei und hab ihren ersten Schrei mitbekommen. Das alles fehlt dir, weil’s wahrscheinlich dann alles ganz schnell gehen musste und du eine Vollnarkose bekommen hast. Kann dich da total verstehen, das dir da irgendwas fehlt. Der erste Schrei, die erste Begegnung gleich in den ersten Minuten im Leben deines Babys... Ich hätte da glaub ich auch ordentlich dran zu knabbern. Aber verdrängen bringt da glaub ich echt nichts, irgendwann kommt’s immer wieder hoch. Gibt’s bei dir im Freundeskreis vielleicht jm., der Ähnliches durchgemacht hat und mit der du dich austauschen könntest?


SweetBunny4321

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Bei mir war's auch ein KS nach Geburtsstillstand. Mein “Glück“ war, dass ich nur eine Spinal Anästhesie bekommen habe... Habe Immernoch zu knapsen da dran... aber auch einfach nur, weil mir die PDA verwährt wurde und ich die ganze Zeit liegen musste, hätte gerne gestanden. Und ich fand rückblickend betrachtet, mich nicht richtig von der Hebamme betreut... Ja und diese Gedanken machen mich so fertig und die Frage was wäre wenn das u d das anders gewesen wäre... hätte ich doch spontan entbinden können? Und ganz doll belastet mich, dieses Gefühl mein baby nicht direkt auf die Brust gelegt bekommen zu haben... die erste halbe Stunde während ich noch genäht wurde, war sie im Kreißsaal bei Papa... Ja dieser KS... ich hoffe beim nächsten schaffe ich es spontan...


Avany

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Ja, mir geht es sehr ähnlich. War eigentlich zum Einleiten in der Klinik, aber mir war morgens schon komisch (hab es auf die Aufregung geschoben). Die haben das dann auch an den Blutwerten gesehen, und weil es mir zum Abend hin rapide schlechter ging (HELLP-Syndrom...) wurde ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose gemacht. Es fällt mir immernoch schwer die Brücke komplett zu schlagen zwischen "dem Kind in meinem Bauch" und "dem Kind in meinem Arm". Die ersten Tage hatte ich das Gefühl, dass die mir ja quasi jedes Kind hätten geben können. Es ist mittlerweile deutlich besser als am Anfang, aber trotzdem bleibt das Gefühl zurück, dass da etwas fehlt. Aber auch ich liebe meine Tochter deswegen nicht weniger. Manchmal kommt es noch hoch. Aber in den ersten Wochen war es schlimmer als jetzt nach 5 Monaten. Was mir geholfen hat, war mit anderen Betroffenen zu reden. Meine Mutter hat meine Schwester auch unter Vollnarkose per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Sie konnte mich da gut verstehen. Was so gar nicht hilft sind Leute, die einem sagen "Aber es ist doch vorbei und alles ist gut" oder "Hauptsache ihr seid beide gesund". Natürlich bin ich dankbar, dass es uns beiden gut geht und ich bin UNENDLICH dankbar, dass meine Kleine augenscheinlich keinen Schaden davongetragen hat (war ja auch schon über ET). Das macht es aber nicht ungeschehen, dass ich die Geburt regelrecht verschlafen habe...


Trampiong

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Hallo Fräulein Motte, Ich hatte keinen Kaiserschnitt. Allerdings kam die Große mit Saugglocke, während von oben eine Ärztin mitgedrückt hat (habe eben nachgelesen, könnte gut der Kristeller Handgriff gewesen sein). Sie hing wohl am Beckenboden fest, diese Prozedur hat also einige Zeit gedauert. Währenddessen war ich so ko (Geburtsstillstand), dass es mir egal war. Danach aber hatte ich lange daran zu knabbern. Bei mir hat drüber reden und ganz viel die Zeit gebracht. Ich kenne das "fremde" Gefühl auch. Vermutlich aber schwächer als bei einem Kaiserschnitt (? Habe keinen Vergleich...?). Alle drei habe ich als "fremd" wahrgenommen. Klar, ich habe mich gefreut, geheult, gekuschelt, alles drum und dran. Aber die tiefe Mutterliebe und die Nähe mussten wachsen. Das finde ich sehr verständlich. Auch das Baby ist ja ein neuer Mensch, den man erst kennen lernen muss. Dass dich das Erlebte noch beschäftigt, finde ich völlig normal. Wie du lesen kannst, beschäftigt mich die erste Geburt auch noch und das, obwohl es eine recht normale Geburt war und bereits 3 Jahre zurück liegt. Es mindert nicht im Geringsten deine Qualitäten als Mutter, sondern zeigt dich als normalen und fühlenden Menschen.


Charo258

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Das könnte mein geburtsbericht sein. Nach der Einleitung lief soviel schief bei mir. Mit Saug Glocke und kritsteller wurde sie geholt das not KS team stand schon bereit bei uns. Ich hab soviel Blut verloren dass ich meine kleine erstmal angekotzt habe und dann war ich kurz bewusstlos und musste 2 Std genäht werden. Von dem kritsteller hatte ich rippenprellungen. Konnte am nächsten Tag nicht mal aufstehen wegen dem Kreislauf und nem hb von 6,4.es standen sogar Blutkonserven bereit die ich aber Gott sei Dank nicht brauchte. Wenn ich meine Geburt erzähle kommen mir immer noch fast Tränen aber ich denke einfach es wird beim nächsten Kind alles besser


Trampiong

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Wird es! :-) die zweite war ne Traumgeburt im Wasser und nur 3 h Wehen. Die dritte hatte es wieder in sich. Aber kam wirklich bei weitem nicht am die Erste ran!


FräuleinMotte

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Es tut gut zu lesen, dass es hier mehreren so geht. Ich hab mich irgendwie schon echt nicht so gut gefühlt, weil ich eher zu hören bekomme ich solle froh sein, dass nichts passiert ist, es gehe ihr doch gut und das Beste: ich bin nicht gerissen. Untenrum ist noch alles normal.. Das ist allerdings wirklich kein Trost. Ich hätte auch so gern ein Bonding gehabt und hätte sie gern nackt auf meinem Bauch gehabt. Ich habe sie angezogen bekommen und erst ein Tag später überhaupt mal ihre Füsschen gesehen. Ehrlich gesagt, hätte ich sogar die Nabelschnur und Plazenta gern gesehen - diese Verbindung zwischen uns. Ich wünsche mir auch sehr, dass ich irgendwann mal eine normale Geburt schaffe. Zumindest weiss ich eines: sollte es bei Nr.2 wieder ein KS werden, bin ich besser vorbereitet. Vielleicht würde ich um Fotos bitten, wie die U2 gemacht wird..oder der Papa das Kind anzieht..und mir das Baby spätestens im Zimmer Haut an Haut auf die Brust legen. Es tut gut zu lesen, dass ich damit nicht allein bin. In meinem Umfeld gibts nicht soooo viel Verständnis. Nur mein Mann versteht es gut, wenn ich plötzlich mal wieder heulend auf dem Sofa sitze. Zum Glück.


Mitglied inaktiv

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Jo, ich kann dich sehr gut verstehen. Ich hatte ebenfalls einen sekundären KS nach einer Einleitung. Die Herztöne vom Baby waren schon den ganzen Tag schlecht. Ständig sollte ich trinken aber es wurde nicht besser. Es war der dritte Einleitungstag. Vormittags hatte ich leichte Rückenwehen. Die wurden über Tag heftiger, aber ich konnte sie nicht als Wehen einordnen erst viele Tage später. Naja Abends so ab ca 22:00 Uhr wurden die richtige heftig, ich habe quasi seit 17:00 Uhr am ctg gehangen und buskopan bekommen ( so ein Schwachsinn). An viel kann ich mich nicht mehr erinnern nur an eine sehr unfreundliche Hebamme als ich sie um etwas gegen die Schmerzen gebeten habe. Ich würde ein Kind bekommen und sollte mich nicht so anstellen!! Kurz danach stellte sie fest dass ich mich unter der Geburt befinde und die Fruchtblase geplatzt ist. Da kam sie mit Antibiotika und schmerzmittel! CTG war immer noch sehr schlecht (getrunken hatte ich reichlich!). Sie hat die Ärztin informiert die mich auf den Not KS vorbereitete. Dann kam der Oberarzt und gefühlte 10 min später war ich im OP. Zum Glück bekam ich ein PDA! Mein Mann durfte dabei sein! Um 0:47 Uhr war der kleine dann da. Hatte sich zweimal die Nabelschnur um den hals gewickelt. Er hatte dann auch noch schlechte BZ werte und kam Nachts direkt in die Kinderklink. Da hatte ich ihn gerade mal 30 min gesehen. Am nächsten Tag durfte ich dann um 11:00 das nächste mal zu ihm! Naja im Endeffekt war er 8 Tage in der Kinderklinik und ich konnte ihn zu festen Versorgungszeiten besuchen!Stillen konnte ich so auch vergessen! Es fällt mir schwer diese Geschichte nicht jedes Mal zu erzählen und zu erklären warum ich nicht stille! Irgendwann haben wir das bestimmt alle gut verarbeitet! Fühl dich gedrückt!


conda

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Antwort auf Beitrag von FräuleinMotte

Was ich noch anmerken wollte: schreibt nicht, dass ihr hofft, das nächste Mal eine normale Geburt zu "schaffen". Ihr seid starke Frauen, ihr habt eine Geburt geschafft, auch ein KS ist kein Spaziergang, ganz im Gegenteil. Versucht ein bisschen stolz darauf zu sein, dass ihr die Komplikationen die dazu geführt haben, dass ihr einen KS brauchtet, bewältigt habt. Wenn ihr von "schaffen" redet, klingt es so als ob ihr euch nur hättet etwas mehr anstrengen müssen, um einen KS zu verhindern, aber das stimmt nicht. Es war medizinisch nötig und ihr seid den Weg mit eurem Kind gegangen, der notwendig war. Ihr seid Löwenmamas!!!


Maikäferchen2017

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Antwort auf Beitrag von conda

Das hast du toll geschrieben!!!!!


FräuleinMotte

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Antwort auf Beitrag von conda

Ach ich möchte dir danken! Das hast du lieb geschrieben.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von conda

Das hast du sehr schön geschrieben! Auch von hier ein Danke!!


SweetBunny4321

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Danke


KürbisKugelbauch

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Hallo Fräulein Motte! Ich hatte zwar keinen Kaiserschnitt, aber ich glaube, ich kann in Teilen sehr gut nachvollziehen, was du meinst und was auch einige hier geschrieben haben, weil es mir damit ähnlich geht, dass das Stillen nicht geklappt hat. Dieses Grübeln, obwohl man weiß, dass es für uns besser war, die Flasche zu geben. Dieses wiederholte Durchspielen mit der Frage: "Was wäre, wenn ich in diesem oder jenen Moment was anderes gemacht hätte? Hätte es vielleicht doch noch geklappt?". Diese Wut, weil schon das zweite Kind nicht vernünftig an der Brust trinken konnte und es vermutlich kein weiteres Kind geben wird. Dieses Gefühl, dass der eigene Körper / der des Kindes einen im Stich gelassen hat. Ist auch alles total irrational. Ich hatte wochenlang so viele Schmerzen. Ich bin unendlich glücklich darüber, dass er gesund und munter ist, gerade weil die Schwangerschaft nicht einfach war. Ich weiß, dass es ihm super damit geht, er ist ein wahrer Sonnenschein und mir geht das Herz auf, wenn ich ihn sehe. Und trotzdem hat man es sich anders vorgestellt, trauert um das verlorene Gefühl, wie es ist, ein Kind an der Brust trinken zu haben. Ich hatte eine problemlose natürliche Geburt und du kannst (soweit ich weiß problemlos) stillen. Ich habe nicht das durch, was du während der Geburt durch hattest. Ich hatte gewiss weniger Schmerzen und Sorgen bei der Geburt als du. Man könnte auch sagen: Ich musste nicht so viel kämpfen. Aber trotzdem hat es bei mir geklappt und bei dir nicht. Das ist echt absurd und macht einen wütend! Ich kenne das, denn beim Stillen ist es ähnlich: Nicht wer viel kämpft kommt unbedingt zum Ziel. Ich habe gekämpft. Unter vielen Tränen, mit (fast) allen medizinischen Mittel, mit 4 Stillberaterinnen. Und was habe ich? Ein Flaschenkind. Vermutlich müssen wir uns einfach damit abfinden, dass unser Körper / der des Kindes an seine Grenzen gelangt ist. Das liegt nicht daran, dass wir nicht wollten und nicht gekämpft haben. Im Gegenteil. Wir haben mit aller Kraft etwas versucht und den Kampf verloren und müssen nun auch noch mit der Niederlage fertig werden. Wir müssen doppelt stark sein. Bei anderen klappt das, wofür wir so viel gegeben haben und es trotzdem nicht bekamen, einfach so... Ich bin da auch noch nicht ganz durch damit, aber die Zeit wird es sicherlich weitestgehend heilen. Je älter die Kleinen werden, umso mehr überlagern die schönen Momente und die feste Bindung zum Kind diesen alten Ballast, der irgendwann nur noch blass in weiter Ferne erscheint... Und manchmal denke ich auch, dass diese Trauer um das, was nicht geklappt hat, auch einen Sinn hat - nämlich einem zu zeigen, wie viel Glück wir doch sonst hatten mit unseren kleinen, großen Geschenken. Ich wünsche dir, dass du möglichst bald deinen Frieden damit machen und die Geschichte als eure Geschichte annehmen kannst! (Sorry, ist lang geworden)


FräuleinMotte

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Antwort auf Beitrag von KürbisKugelbauch

Danke für deine lieben Worte. Du hast Recht, unsere Geschichten kann man ganz gut vergleichen, zumindest den emotionalen Part. Hätte zusätzlich das Stillen nicht geklappt, hätte es mich wirklich fertig gemacht. So hatten wir zumindest das, und dafür bin ich auf jeden Fall dankbar. Ich wünsche dir ebenfalls viel Kraft und heilende Zeit.


Kaffeekauz

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Antwort auf Beitrag von FräuleinMotte

Das ist ein heftiges Thema und ich finde es gut, dass du es ansprichst! Man liest ja auch gleich raus, dass es vielen so geht und auch immer wieder diese "stell dich nicht so an, du hast ein gesundes Kind und kannst dankbar dafür sein"-Klatsche kommt. Ich habe zwei Hausgeburten hinter mir und beide waren toll. Nach der ersten hab ich mich wie eine Heldin gefühlt, war so stolz, was ich und mein Körper da geleistet haben. Jetzt nach der zweiten, nach zwei Jahren Mama sein und sich mit anderen Mamas austauschen, bin ich soooo dankbar, dass meine Geburten toll waren. Man kann nur bis zu einem gewissen Punkt beeinflussen wie es läuft, sich informieren und versuchen die Umstände an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Aber im Endeffekt hat man es dann einfach nicht in der Hand. Man begibt sich in die Obhut der Geburtshelfer und dann haben das Baby und der diese Zufall eben auch noch was zu melden. Ich bin da ganz bei conda, es liegt einfach nicht daran, dass man es nicht "geschafft" hat. Eine Geburt kann einfach so schön sein und es ist dein gutes Recht darum zu trauern! Ich trauere um das stillen. Zwei Mal habe ich lange und hart darum gekämpft und es nicht "geschafft". Beim großen hat es mich bis zur letzten Flasche beschäftigt. Er hat nie an der Brust getrunken, ich ging einen Monat lang jeden Tag mehrere Stunden an der Milchpumpe um ihm dann lächerliche 60ml zu füttern (das war das Produkt des gesamten Tages). Und trotzdem hätte ich bei jedem Bauchweh das Gefühl nicht genug zu tun bzw nicht genug Mama zu sein. Beim zweiten haben wir zumindest drei Monate Teilgestillt. Es war diesmal sooo viel befriedigender, kostete mich aber auch wieder unheimlich viel Kraft und viele Tränen. Und trotzdem fällt es mir noch immer schwer eine stillende Mutter zu sehen. Ich erwarte ehrlich gesagt nicht, dass sich das irgendwann ändert. Der Unterschied ist, dass ich mir diesmal das Traurig sein zugestehe. Ich darf das! KürbisKugelbauch hat es ganz richtig gesagt, man kämpft und verliert, das muss einem doch nicht egal sein! Bei jedem "die Flasche ist doch nichts schlimmes, da bekommt er doch auch alles, was er braucht!" wäre ich den Leuten gerne ins Gesicht gesprungen. Klar, er schon, ich aber nicht! Das verstehen aber nur diejenigen, die das entweder selbst kennen oder eben genug Einblick haben. Mein Mann, der gesehen hat wie ich Weine oder schimpfe, hat verstanden dass ich trauere, andere nicht. Die sehen das Resultat und verstehen das Problem nicht. Dafür gibt es dann das Forum


FräuleinMotte

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Antwort auf Beitrag von Kaffeekauz

Das mit dem Trauern verstehen wirklich nicht viele. Kenne ich auch aus meiner Familie.. Mein Mann versteht es zum Glück, auch dieses zwiegespaltene: natürlich liebe ich mein Kind! TROTZDEM trauere ich über das Ende dieser wunderschönen Schwangerschaft. Es ist so schön, dass die Mai-Mamis alle so toll sind. Dass ihr hier eure Geschichten mit mir teilt, zeigt mir echt dass ich nicht allein bin. Das alleine tut schon gut. Es gibt so viel Unverständnis...solche lieben Worte wie hier von euch sind echt Balsam für meine Seele.


tanzmit

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Antwort auf Beitrag von FräuleinMotte

Hallo. Ich hatte das beim ersten Kind ähnlich. Ich habe das erst so ganz 3 Jahre später verarbeitet mit der problemlosen Geburt des zweiten Kindes. Ich habe mir das Geburtsprotokoll geben lassen und akribisch mit der Beleghebamme (die für mich den Unterschied zur gelungenen Geburt gemacht hat dann) durchgearbeitet, bis ich wirklich begriffen hatte, warum dieser Schnitt sein musste. Es gibt aber auch noch eine Hilfsvariante, die ihr probieren könnt, ggf hilft euch da die Hebamme noch. Es gibt ein sogenanntes Bondingbad, das im Prinzip die natürliche Geburt nachstellen soll und vielleicht manchen hilft. Ein Versuch ist es ja wert - zur Not habt ihr eben umsonst ein warmes Bad genommen. Und ja, man hat erst mal das Gefühl, das sei gar nicht das eigene Kind, das ist normal. Die Liebe muss in Ruhe wachsen dürfen. Aber versprochen, nach dem ersten halben Jahr macht es spätestens keinen Unterschied mehr, ob das Kind per Sectio oder per vaginal zur Welt gebracht wurde. Zumindest merke ich keinen Unterschied diesbezüglich zwischen Kind 1 (sek. Sectio) und 2 und 3 (beide vaginal), Nr. 2 ein besonderes Kind (genetisch bedingt), Nr. 3 abweichend von den beiden anderen mit je zwei Tagen Wehen als Blitzgeburt 4h im Vergleich samt Kristellergriff. Mutterliebe wächst und gleicht früher oder später alles aus. Gib dir die Zeit und wachst aneinander. Und du darfst trauern und wütend sein über die Geburt. Lass es zu. Schreib es auf. Schreib ggf einen Brief an die Klinik, wenn du dich nicht gut betreut gefühlt hast, du musst ihn ja nicht abschicken. Sprich mit jemandem darüber, zur Not einem Psychologen, aber eine gute Nachsorgehebamme sollte das auch auffangen können. Du hast ein Recht auf deine Gefühle, auch wenn der Kaiserschnitt objektiv richtig war. Du kannst auch im Krankenhaus darum bitten, dass man mit dir noch mal in Ruhe über die Geburt spricht. Und am wichtigsten: Egal, ob du dein vaginal oder per Sectio entbunden hast, du hast alles gegeben und das super gemacht! Es gibt keine perfekte Art. Hauptsache, du versuchst dein Bestes, egal was das im individuellen Fall aussieht - und das tun wir doch eigentlich alle!