Monatsforum Juni Mamis 2012

Unser erstes Krankenhauserlebnis - Vorsicht, lang (nur für Langeweile)

Unser erstes Krankenhauserlebnis - Vorsicht, lang (nur für Langeweile)

Kimmy07

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Ich hab gerade den netten Fragebogen zur Patientenzufriedenheit ausgefüllt und möchte Euch unser kleines Schmankerl nicht entgehen lassen..... Extrablatt zum Fragebogen über den Spitalaufenthalt von Felix Julian ***, geb. 06.06.2012, Stationärer Aufenthalt vom 28.-29.12.2012 Station D3 Sehr geehrte Damen und Herren, bei Austritt wurde mir netterweise auf Station ein Fragebogen ausgehändigt mit dem Vermerk dass nicht alles bei uns funktioniert hätte und der Bitte diesen auszufüllen. Dem möchte ich gern in Form eines kurzen Erlebnisberichtes nachkommen. Ich selbst bin Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin und Notärztin und war in beiden Funktionen bis zur Geburt meines Sohnes zuletzt insgesamt 4 Jahre am Spital Grabs tätig, mein Ehemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach telefonischer Rücksprache mit der Arzthelferin unseres Kinderarztes und der Dienstärztin der Pädiatrie haben wir am späten Vormittag des 28.12.12 meinen 6,5 Monate alten Sohn Felix wegen seit 4 Tagen bestehenden Fiebers, Husten und neu aufgetretener Trinkschwäche mit zunehmender Müdigkeit und Apathie vorgestellt. Auf der Notfallstation wurden wir vom Pflegepersonal rasch und nett behandelt und immer mit neuesten Informationen versorgt, die Zeit verging wie im Flug, herzlichen Dank nochmal dafür. Frau Dr. *** verblüffte mich mit Kenntnissen aus meiner Anamnese zum Zeitpunkt der Geburt und Erstuntersuchung meines Sohnes und fiel insgesamt durch ihre sehr kompetente, ruhige und nette Art sehr positiv auf, vor allem da sie bei ständig klingelndem Telefon immer ruhig und freundlich blieb. Es wurde die Diagnose einer RSV Bronchiolitis gestellt und uns eine stationäre Überwachung nahegelegt. Ein kinderärztlich spezifisches Problem bezüglich eines Exanthemes am Rücken sollten wir auf Station mit dem diensthabenden Oberarzt besprechen der im Moment keine Zeit hatte. Auf die stationäre Aufnahme wurde ich bereits telefonisch bei der Vorbesprechung vorbereitet und war darauf eingestellt. Da unser Sohn voll privat versichert ist, baten wir um ein Einzelzimmer, wir wurden aber informiert dass dies eventuell nicht möglich sei. Auf der Station verlief die Aufnahme durch das Pflegepersonal rasch und nett. Ich bat um einen Wickeltisch, leider schien es keinen zu geben so dass ich das Gitterbett umfunktionieren musste und mein Mann unsere Wickelauflage von zu Hause holte. Kurze Zeit später wurde ein weiteres Bett in unser Zimmer geschoben und ich im Nachhinein informiert dass man noch ein weiteres Kind hineinlegen müsse. Das erste Highlight des Tages war eine Dame, die sich mir in Name und Funktion nicht vorstellte und mir einen Wahlleistungszettel zur Unterschrift vorlegte mit den Worten „Ich hörte Sie wären 1. Klasse versichert. Das muss ich erst prüfen.“ Ich war ziemlich verblüfft. Trotz gültiger Versicherungskarte und noch von der Entbindung im Juni vorliegender Versicherungsbestätigung und Kostenübernahme wurde ich aufgefordert, 11.500 Franken Vorschuss zu zahlen. Im Zeitalter der DRGs ein Verfahren, dass überarbeitungsbedürftig scheint. Während ich mit meiner –recht erstaunten- Versicherung telefonierte, die gern weitere Kostengutsprachen faxen wollten, schloss wohl die Patientenadministration, so dass telefonisch 16.15 Uhr dort niemand mehr erreichbar war und die Angelegenheit unerledigt blieb. Ich überlegte mir, nach Hause zu gehen woraufhin endlich der diensthabende Oberarzt erschien. Er machte sich aber nicht die Mühe meinen Sohn zu untersuchen sondern hielt mir einen Vortrag der im Wesentlichen die Informationen enthielt dass ich gern nach Hause gehen könne, dann hätte er ein Bett mehr zu belegen, er mir nicht garantieren könne dass er mich morgen aufnehmen könne falls sich der Zustand meines Sohnes verschlechtere da er sich eh schon überlege, Kinder zu verlegen, ich nur unzufrieden wäre da ich kein Einzelzimmer habe und mich hinsichtlich meines Komfortes nicht einschränken wolle, er nicht zum Spass hier sei und mit Fachinformationen die mit „Wie Sie ja wissen....“ begannen. Nein, wusste ich nicht. Ich bin ja keine Pädiaterin. Recht sarkastisch erschien mir der Hinweis dass ich ihm doch morgen mal rückmelden könne wie es mit der Zimmernachbarin war, meistens sei doch ein Austausch von Eltern untereinander nett. Zum Abschluss rannte er aus dem Zimmer mit dem Hinweis auf die anfliegende REGA „Wenn sie so steil reinkommen, ist es dringend“ und rannte über die Station davon. Peinlich, peinlich, einfach nur peinlich. Ich bin 4 Jahre Notarzt gefahren, aber so etwas habe ich mir nie geleistet. Während des gesamten Nachmittages passierte ausser Inhalationen im 4-Stunden-Abstand nichts. Mein Sohn war nun vollkommen schläfrig und hatte seit knapp 36 Stunden kaum Flüssigkeit zu sich genommen. Auf das Betätigen der Rufanlage durch die Nachbarin kam ca. 20 Minuten niemand, auch nicht als ich klingelte. Das Spiel wiederholte sich mehrfach, die durchschnittliche Wartezeit betrug 5 -10 Minuten. Also schulterte ich meinen fiebrigen und schläfrigen Sohn, lief über die gesamte Station und organisierte mir eine Medela-Pumpe und suchte nach Alternativen um Flüssigkeit in meinen Sohn zu bekommen. Da er voll gestillt ist und nun zu schwach war, schlugen die Fläschchen fehl und mit der angebotenen Schnabeltasse verschluckte er sich. Zudem war es recht unruhig im Zimmer da ich mit der kleinen Nachbarin und ihrer Mutter sprichwörtlich einfach Pech hatte. Um 20 Uhr verlangte ich in Tränen aufgelöst eine Entscheidung über das weitere Procedere woraufhin endlich eine Magensonde gelegt und über Nacht 500 ml Tee verabreicht wurde, wenigstens was. Die Nacht war schrecklich da das Mädchen weinte und ihr Monitor und der Infusiomat ständig piepten, die Mutter aber einen gesegneten Schlaf hatte. Zudem stand ich 2x auf um nachzufragen wann mein Sohn endlich inhalieren könne, die einzige –noch nicht einmal evidenced basierte- Therapiemassnahme klappte nicht. Aber wie gesagt, das verbuche ich unter Pech gehabt. Um mein Sohn solches Pech zu ersparen, haben wir ihn eigentlich privat versichert. Nun denn. Zumindest trank mein Sohn am Morgen wieder an der Brust. Das für ihn bestellte Essen (Banane, Brötchen und Joghurt) fand ich nett, hätte mich allerdings jemand vorher gefragt, hätte man sich das sparen können. Ebenso die undefinierbaren Breie zum Mittag, da mein Sohn ja gar keinen Brei isst. Nachdem keine weitere Therapie vorgesehen war ausser der nur schlecht funktionierenden Inhalationen und der Überwachung beschloss ich, aufgrund der desolaten Verhältnisse auf Station, wieder auszutreten und organisierte mir telefonisch in unserer Apotheke ein Feuchtinhalationsgerät für Babys, NaCl, Ventolin und mein Mann ein Pulsoxymeter für Babies. Da ich meine Ausbildungseinsätze für die Zusatzbezeichnung Notarzt in Chur mit der Rettung absolviert habe wusste ich, dass diese um einiges schneller bei uns zu Hause sein wird als jemand auf Station auf die Glocke kommt. Und die Wartezeit kann ich aufgrund meiner Ausbildung und Erfahrung sicher überbrücken. Demnach ergaben sich keine weiteren Hospitalisationsgründe. Trotzdem wollte ich netterweise auf die Visite warten und das Exanthem und das weitere Procedere besprechen. 11.30 Uhr war es mir dann zu lang und ich packte, vor allem als ich bemerkte, dass ich auf einen sehr jungen, wenn auch netten, Assistenzarzt wartete. Nochmal zur Erklärung: mein Sohn ist voll privat versichert (auch nicht halbprivat wie im Stationszimmer vermerkt) und seine Versicherung besteht im Wesentlichen aus Einzelzimmer und Chefarztbehandlung. Wir hatten weder ein Einzelzimmer, wofür ich noch Verständnis aufbringe, noch sahen wir je einen Chefarzt, CA-Stellvertreter oder sonstigen Kaderarzt. Abgesehen von oben erwähntem peinlichen Auftritt. Unser Sohn Felix wurde nur von einer netten Pflegefachfrau auf dem Notfall und von Fr. Dr. *** untersucht. Nach insgesamt 24 Stunden im Spital waren wir wieder zu Hause und mein Sohn tut seitdem alles, um weitere Exkursionen zu vermeiden: er trinkt gut, spielt und lacht. Hoffentlich bleibt es so. Und hoffentlich müssen wir die Dienste des Departementes für Kinder- und Jugendmedizin nicht so schnell wieder beanspruchen, ganz vermeiden lassen wird es sich wohl nicht. Zumindest war die Betreuung auf dem Kindernotfall hervorragend. Ich möchte noch abschliessend darauf hinweisen, dass mein Ehemann bereits ein ähnliches Schreiben verfasst hat. Über eine Antwort freue ich mich sehr und verbleibe bis dahin mit freundlichen Grüssen, .....schubidu :-) Was man alles so treibt wenn man ein Kind hat.....


rabarbera

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

Puh... das klingt ja echt äußerst frustrierend und anstrengend!! Ich hoffe, dein Kleiner befindet sich, trotz der offenbar nicht sonderlich engagierten und kompetenten Behandlung im Krankenhaus, weiterhin auf dem Weg der Besserung?! Alles Gute!! LG


cashew1

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

Uiuiuiui , das klingt ja alles wirklich krass, wenn sogar mit selbst kompetenten Eltern so umgegangen wird, was machen dann die armen Eltern, die sich voll und ganz auf die Ärzte und KH verlasssen müssen??? Also anscheinend schützt auch eine Privatversicherung nicht vor lustlosem und frechem Personal.... Das tut mir sehr leid für Euch, ich hoffe, Ihr müsst so eine Erfahrung nie mehr machen und Felix bleibt nun erstmal fit! Weiterhin gute Besserung und toll, dass Du das so sachlich schreiben konntest!!


mibele

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

huhu, das klingt ja nach einem rundum gelungenen krankenhaus-aufenthalt! *ironieoff* tja, was soll ich sagen: ich habe ja mittlerweile 3 kinder, die wir (leider) alle privat versichern müssen, da der papa eben auch privat versichert ist. und ganz ehrlich hab ich schon genug ähnliche erfahrungen gemacht. wenn es sich irgendwie vermeiden läßt, gehen wir besser gar nicht erst ins kkh. man wird durch eine private versicherung meiner erfahrung nach nirgends mehr irgendwie "besser" behandelt. man hat die gleichen wartezeiten, die gleiche behandlung und alles, NUR oftmals noch mehr streß bzw. umstände, weil einem, um dann auch voll abrechnen zu können (vermute ich) noch irgendwelche sinnlose zusatzbehandlungen aufgeschwatzt werden oder man muß im kkh noch extra warten, um noch kurz vom oberarzt 5 huldvolle minuten angeschaut zu werden, damit auch die chefarzt behandlung abgerechnet werden kann. ich muß mit unserem jüngsten alle 2 monate in die augenklinik, weil er ein stückchen irisgewebe in der linse hat, das kontrolliert werden muß. ich weiß nicht, wie oft ich dort schon gesagt habe, daß wir gerne ganz normal nur in die kindersprechstunde gehen möchten und NICHT danach noch zur chefärztin (die genau dasselbe nochmal in grün macht) aber das geht ja nicht, denn wir sind ja privat versichert... ich hoffe felix bleibt fitt. meiner war über silvester auch furchtbar verschleimt und hat 2 nächte gebrüllt, weil er sich entweder wachgehustet hat oder keine luft bekam, weil er die nase voller schleim hatte, aber ich laß ihn dann einfach inhalieren (hab selber ein inhalationsgerät zuhause) mach ihm brustwickel und es gibt in ganz schlimmen phasen einen schmerz- und fiebersaft, damit er wieder ruhiger wird und trinkt... ins kkh geh ich wegen sowas nicht mehr (solange es sich eben vermeiden läßt) denn die erfahrung, daß man dann eben dort ist, aber eh nichts gemacht wird, hab ich auch schon gemacht. lg milen


kiwimeiki

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

Also ersteinmal hoffe ich, dass es Felix und Dir wieder besser geht. Und ich finde es super, dass Du Dir die Muehe machst und einen so ausfuehrlichen Bericht an das KKH geschrieben hast. Da unser Juni-Baby mit einer sehr seltenen genetischen Besonderheit geboren wurde, bin ich mittlerweile sehr gut vertraut mit Krankenhausaufenthalten - und ja, es gibt furchtbare Zustände. Vor Allem muss man fuerchten mit schlimmeren Infekten nach Hause zu gehen als man hingegangen ist - ganz abgesehen von traumatischen Erlebnissen fuer Kind und Mutter. Es gibt für Kinder keine Einzelzimmer - nicht mal auf der Kinder-Onkologie und auch nicht auf der Intensiv-Fruehchen-Station. Nicht einmal wenn ein Kind sterben zu droht - dann werden eben alle anderen Eltern gebeten das Zimmer zu verlassen. Traurig, aber wahr. Meistens braucht man nach einem Krankenhausaufenthalt erst mal eine Erholung. Zum Glueck gibt es immer wieder Ausnahmen - die vor Allem an den jeweiligen Persoenlichkeiten liegen - aber die Ablaeufe auf den einzelnen Stationen sind eben selten nach den Beduerfnissen der Patienten ausgerichtet - wonach sie genau ausgerichtet sind habe ich bisher nicht durchblickt. Alles Gute fuer Euch und moegen wir alle moeglichst wenig Zeit im KKH verbringen muessen!


Schnuf06

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Antwort auf Beitrag von kiwimeiki

Hallo kimmy, Das ist ja schlimm zu lesen was du und Felix alles durchgemacht hast. Ich wünsche euch weiterhin gute Besserung und alle gute. Auch ich könnte euch ein Lied singen von unfähigen, unfreundlichen und inkompetenten Klinik Personal. ABER ich habe auch festgestellt, das es sehr Abteilungs und Personen abhängig ist. So hat z.B eine Uni Klinik, wo ich mit meinem Sohn mal auf der Dermatologie wahr, auch einen Brief von mir bekommen, wegen den Umständen und den Fehlern die begannen worden sind. Bei meinem Sohn war die Wöchnerinnen St. mit vielen " Bösen" schwersten übersäht! Bei den Zwillingen jetzt ( anderes KH) war die Wöchnerinnen St. Super. Sehr gute, nette, kompetente Ärzte und Sr. die Geburt einfach nur toll. Dafür die zeit danach auf der Kinder intensiv wieder schwieriger vom Personal her. Ich dachte wohl oft, das es an der 2 Klassen Gesellschaft liegt. Privat und gesetzlich Versicherte. Ich bin doch erschrocken das man mit euch als privat Versicherte auch so schlecht umgegangen ist. Aber es ist auch sehr Personen abhängig, wie mit einem umgegangen wird. Es gibt viele gute Ärzte und Sr. Und leider zu viele, die wirklich den Job wechseln sollten. ! Lg Schnuf.


DianaJUN2012

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

Ich wünschte mehr Eltern würden sich die Zeit nehmen, solch einen ausführlichen Bericht zu verfassen, wenn sie etwaige Erfahrungen gemacht haben. Sonst ändert sich nie etwas. Inwiefern es tatsächlich etwas bringt, sei dahingestellt, aber vom Nichtstun gibt es auch keine Besserung. Sehr gut! Wenigstens geht es Eurem Zwerg jetzt besser.


rodami

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

Schön, dass es dem kleinen Felix wieder besser geht! Das ist leider trauriger Alltag auf vielen Stationen! ...und ebenso an Schulen, Kitas, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.. Wir sollten also alle mit gutem Beispiel voran gehen!


ZooeyLila

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Antwort auf Beitrag von Kimmy07

Hi, mensch das klingt ja echt übel. Wir hatten auch schon einen unschönen Klinikaufenthalt. Leider gibt es bei uns nur eine Kinderklink in der Nähe. Deinen Brief finde ich gut. Hast du den direkt per Post an den Chef der Klink geschickt? Ich habe mal bei einer Behörde gearbeitet und ich weiss, dass solche Beschwerden nur beim obersten Chef landen, wenn sie direkt an ihn adressiert sind. Falls du keine Antwort oder nur eine blöde Antwort kriegst, einfach nochmal direkt persönlich an den Chef der Klinik schicken. Ich wünsche euch und eurem Sohn alles Gute!!