Ein Bericht zur Lage bei uns

Hallo zusammen, jetzt komme ich endlich dazu, Euch einen kurzen Bericht über unsere "Geschichte" zu schreiben: Es gelang den Ärzten tatsächlich, die Schwangerschaft knappe 8 Wochen intakt zu halten - durch Antibiose, gute ärztliche Betreuung und psychische Unterstützung. Am 14. April blutete ich sehr sehr stark aus dem Mumu und nach einer eingehenden Untersuchung durch den Chefarzt stellte dieser fest: die Plazenta löst sich - akute Lebensgefahr für mein Kind. Notkaiserschnitt. Die Verdacht bestätigte sich - die Plazenta war bereits perforiert. Unser Kind hätte die Nacht nicht mehr überlebt. Er kam also mit 1750 g. und 44cm in der 31+4. SSW zur Welt. Ihm ging es zu Beginn nicht gut. Er schnaufte nach 15 Minuten nicht mehr und musste mit 100 % Sauerstoffgabe intubiert werden. Erst nach 3,5 Stunden durften wir ihn auf der Intensivstation zum ersten Mal sehen. Ein sehr emotionaler Moment. Er schien angestrengt mit den vielen Infusionen, sein Brustkorb bewegte sich rhythmisch wg. des Tubus - aber er schlief friedlich und tief. Uns ging es nicht gut - wir hatten sehr große Angst. Die Nacht nach dem KS war furchtbar, da ich mich nicht bewegen konnte und sowieso durch das ständige Liegen wahnsinnige Rückenschmerzen hatte. Aber das ging vorbei (dank der Schmerzmittelgabe) und die Wunde heilte jeden Tag besser. Unser Sohn konnte nach 2 Tagen extubiert werden - das Medikament, das die Lungenbläschen öffnen sollte (Surfactant) schlug endlich an. Er atmete danach mit einer Atemhilfe weiter (Cpap). Nach 5 Tagen war er so stabil, daß er von der Intensivstation auf die Neonatologie verlegt werden konnte. Dort ging es ihm am 8 Lebenstag sehr schlecht. Er war grau und schrie furchtbar. Er hatte sich eine Neugeboreneninfektion, also eine Sepsis eingefangen, vermutlich durch den zentralen Venenkatheder oder einer der vielen anderen Nadeln. Aber auch von diesem lebensbedrohlichen Infekt hat er sich nach 6 Tagen Antibiose erholt. Die Nahrungsgabe begann dann wieder mit 2 ml/3 h. Er nahm zu der Zeit auch wieder ab und war dann bei knapp 1600g. Wie es uns zu der Zeit ging, muß ich wohl kaum beschreiben. Allein die Tatsache, ihn da jeden Abend alleine zu lassen... Wir "kanguruten" so viel wie möglich. Er durfte leider nur zu bestimmten Zeiten aus dem Inkubator raus. Nach knapp 3 Wochen war die Atmung stabil und er hatte kaum noch Sättigungsabfälle und Herzschlagabfälle mehr. Er kam mit weniger Infusionen gut zurecht - auch mit weniger Cpap. Immer, wenn er auf meinem Bauch war, atmete er super. Aber jeden Tag ging es ihm ein wenig besser - er konnte vom Inkubator ins Wärmebettchen. Am vergangenen Mittwoch (4 Wochen nach Geburt) durften wir ihn nach Hause mitnehmen. Ohne Monitor. Stillen geht nun gut (beim Abpumpen hatte ich kaum Milch und konnte nur teilweise seinen Bedarf stillen). Jetzt, den 5. Tag zu Hause stille ich voll und brauche keine Frühchen-Nahrung mehr oder Eiweiß-Zusatz. Er nimmt im Schnitt tgl. 10g. zu. Motorisch hat er ein paar Handycaps - das kriegen wir mit Physiotherapie gut in den Griff. Trotz hoher Sauerstoffkonzentration ist seine Netzhaut in Ordnung und er hört gut. Von den Oberärzten und dem Chefarzt wurde uns gesagt, daß man niemals vermutet hätte, daß er "so gut drauf" sei. Heute morgen hat der 2.250 g. gewogen. Heute nachmittag waren wir zum 1. Mal als Großfamilie vor der Tür - es war ein wunderbares Gefühl, ihn endlich der Welt vorstellen zu dürfen. So grauenhaft war es doch, noch nicht mal hochschwanger in die Klinik zu kommen - entbunden entlassen zu werden, aber ohne Kind!!! So etwas einschneidendes habe ich noch nicht erlebt - es gratuliert nämlich auch niemand, manch einer hat garnicht wahrgenommen, daß ich überhaupt schwanger war... Du fühlst Dich einfach leer, als hätte man Dir das Kind aus dem Bauch geraubt. Jeden Tag 6-8 Stunden im KH. Meine beiden Kinder durften ihn nicht sehen, da nur die Eltern in die FUN dürfen. Abpumpen, Abpumpen, Abpumpen. Geschenke traut sich auch niemand zu schicken... nach 4 Wochen kam das erste. Nun: Gott sei Dank! Alle Familienmitglieder und Freunde haben gebetet "wie verrückt". Es hat sich gelohnt. Wir kamen mit 640g. geschätztem Gewicht ins KH - über 1000 hat er zugelegt. Der kleine Kerl ist wunderschön - einfach nur ein wenig kleiner als andere, manchmal sieht man ihm seine Strapazen an, manchmal schaut er ganz entspannt. Wir Kuscheln soviel es geht und ich versuche, mein ausgefallenes Wochenbett ein klein wenig nachzuholen. Seid ganz herzlich gegrüßt - ich wünsche Euch eine wundervolle Geburt Euer Raupenkind