Monatsforum Januar Mamis 2011

@Suechen

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Liebe Suechen, ich hab hier nur durch Zufall reingeschaut und deine Geschichte gelesen, und es war, als hätte ich ein deja-vù. Vor etwas mehr als 4 Jahren - am 2. Januar 2006 - hielt ich schluchzend einen positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen. Es war keine geplante Schwangerschaft, aber sie war nunmal passiert. Der Mann, der damals an meiner Seite war, verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit vom "liebsten Menschen der Welt" in den "schrecklichsten Mann, den man sich vorstellen kann." Er wollte, dass ich abtreibe - ich war dagegen. Und somit ging ein Spielchen los, welches zu einem meiner härtesten Zeiten meines Lebens zählt. 12 Wochen lang belagerte er mich damit, dass ich abtreiben solle. Er trennte sich, er machte mir einen Heiratsantrag (in der Hoffnung, dass ich daraufhin abtreiben würde.) er erzählte mir, ich müsse meine Katzen abgeben, ja er überlegte sogar, mich die Treppen hinunter zu stossen. Ich hätte niemals gedacht, wie jemand, der noch 1 Woche vor dem Test - ja einen Tag vor dem Test - sagte "Ich liebe dich" zu einem derartig bösartigen Mensch werden konnte. Nachdem er mit seinen Abtreibungswünschen nicht durchkam, machte er mir das Leben zur Hölle, indem er keine Rücksicht auf meine Geruchsempfindlichkeit nahm, vor mir Bier trank (ich konnte das nicht riechen) oder rauchte (mir wurde übel davon). Er erniedrigte mich, indem er mir - als ich Hochschwanger im Juli mit Clogs durch die Welt marschierte - dass ich doch Heels anziehen solle. Am letzten Augusttag kam meine Tochter zur Welt. Er hatte explizit gesagt, dass er zwar während der Wehen dabei sein wolle, aber nicht während der Geburt. Und so geschah es dann, dass er draussen bleiben musste. Auch nach der Geburt versuchte er, mich zu erniedrigen wo es nur ging. Er bezahlte keinen Unterhalt, er erklärte mir, dass er es eklig fände, wenn ich stillen würde und er hat niemals auch nur eine Windel gewechselt. Wie auch - er sah sein Kind im ersten Jahr etwa 5 Mal. Mittlerweile ist meine Tochter knapp 4. Ihr Vater und ich sind getrennt - seit nunmehr mehr als 4 Jahren. Seit sie etwa 2 Jahre alt ist, hat sich etwas grundlegendes bei ihrem Vater getan: Er hat sich verändert. Mittlerweile bereut er es zutiefst, dass er zu keinem einzigen Arzttermin mitgegangen ist. Er bereut es, dass er die Geburt nicht miterlebt hat. Und er bereut es, dass er faktisch die ersten 2 Jahre ihres Lebens verpasst hat. Und mittlerweile bereut er es sogar, dass er nicht mehr mit mir zusammen ist, denn ich habe in diesen 4 Jahren das erreicht, wovon er immer träumte: Als ich im 9. Monat schwanger war, lernte ich einen netten Mann kennen. 1 Jahr später begannen wir, uns zu treffen (Er wollte mir und meinem Baby Zeit lassen.) Als meine Tochter 1 Jahr alt wurde, habe ich die beiden miteinander bekannt gemacht - und dann blieb dieser Kerl einfach in meinem Leben. Für ihn war es kein Problem, dass ich noch stillte - er fand das toll! Wenn mein Kind kotzte, dann sprang er nicht angewidert davon, sondern half, alles wegzuwischen und das mit einer Engelsgeduld. Er bezog nachts um 2 frisch die Betten, sodass ich - nachdem ich mein Kind abgeduscht hatte (und mich auch) mich sofort in weiche Federn kuscheln konnte. Dieser Mensch ist heute noch an meiner Seite - wir haben letztes Jahr ein Haus gebaut und aktuell basteln wir an einem gemeinsamen Kind. Und bei ihm weiss ich ganz genau: Der Kerl wird zu jedem Arzttermin mitkommen, den er erwischen kann. Er wird im Kreissaal neben mir stehen und mich so unterstützen, wie ich das brauche und haben möchte. Und er wird sich auch von dem weiteren Zwergel ankotzen lassen - und dabei nichtmal mit der Wimper zucken. So das war sehr lang. Was ich damit sagen möchte: Manchmal irrt man sich ganz enorm in den Menschen, die man liebt. Aber sobald diese Menschen aus dem eigenen Leben gestrichen sind, ist Platz für einen Menschen, der nicht davonrennt, nur weil ein positiver Schwangerschaftstest auf dem Tisch liegt. Und ehe das auch unter den Tisch fällt: Der Vater meiner Tochter ist heute der beste Vater den sie haben kann. Und mein Lebensgefährte ist für sie wie ein enger Freund und Begleiter. Was ich damit sagen will? Auch wenn er zu dir im Moment ziemlich gemein ist, heisst das nicht, dass er auch ein schlechter Vater wird. Ich bin mir sicher, dass du die Situation meistern wirst. Und dabei wünsche ich dir von Herzem alles Gute! Lass die Wut, die du auf ihn hast, ruhig raus. Und die Trauer. Denn das alles bereitet den Weg für etwas sehr schönes: DEIN Baby. Alles Liebe Joyannee


Suechen

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Huhu, sehr sehr berührende Zeilen, ich danke Dir von Herzen dafür!!! Es ist mein 4. Kind, vom Vater der anderen 3 hab ich mich wegen trinken etc. getrennt und das auch nie bereut. Dann kam er in mein Leben. Es war nicht immer leicht, aber er hat versucht, mit den Kids klarzukommen. Auch wenn deren Vater immer dazwischen funkte. Mit Anrufen nachts, Kids aufhetzen etc. Dennoch brachte er Geschenke mit, unternahm mit ihnen und mir... Und jetzt ist eben diese Situation. Er will nicht, das sein Kind so aufwächst. Er lebt ganz anders, ist Jurist, arbeitet beim Staat etc. Der ganze Lebensstil ist anders, schon die Wohnungseinrichtung etc. Er sagt, wenn ich das Kind behalte, will er keinen Kontakt mehr. Es müsste gefördert werden und das ist dann eben nicht möglich, da lieber damit abschließen und keinen kontakt. Mir tut das sehr weh. Er sagt auch er habe noch gefühle für mich, sehr starke. Ich muss mein leben auf die Reihe bekommen, mein kleinster wird 3, kommt in den Kiga. Ich kann endlich wieder arbeiten gehen, ich verstehe seine Bedenken ja auch. Dennoch hab ich mir die SS nicht ausgesucht, es ist halt passiert und da war er auch dran beteiligt. Wir wollen Sonntag nochmal reden, über alles, die Zukunft etc. Ich weiss aber, wenn ich das Baby behalte, ist er weg. Daran mache ich es aber nicht fest. Wenn ich es nicht behalte, kann er auch weg sein... Ich muss sehen, was Sonntag raus kommt. Danke dir nochmals ganz ganz lieb für deine Zeilen!!!


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Du wuppst das schon! Ganz sicher! Egal ob du dich für oder gegen das Kind entscheidest - es ist deine Entscheidung und es bleibt deine Entscheidung. Und egal ob er weiter mit dir zusammen sein möchte, oder sich um sein Kind kümmern will (nicht nur der Vater hat ein Recht an seinem Kind, auch ein Kind hat ein Recht an seinem Vater.) - ich bin mir sicher, dass ein Kind bei einer so starken Mutter wie dir in guten Händen sein wird. Liebe Grüsse


Suechen

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Danke du bist echt süß und das baut mich auf... halt mir mal die Daumen für Sonntag. Eigentlich steht meine Entscheidung für das Kind fest. Ich hoffe nur, das er mich irgendwie verstehen kann. ich bin zu viel mama, als dass ich mich gegen ein Kind entscheiden kann...


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Natürlich! Ich drücke sämtliche Daumen für dich, die ich finden kann. Das einzige, was zählt, ist, dass du hinter deiner Entscheidung stehst. Ich wollte auch immer, dass er meine Entscheidung versteht. Hat er natürlich nicht verstanden - geht ja auch nicht - sonst hätte er nicht vehement nach einer Abtreibung gerufen. Deshalb - mach dir nicht zuviele Hoffnungen, dass er deine Entscheidung versteht. Sag ihm, was du ihm sagen willst - was dir wichtig ist, dass er weiss. Und ab dann ist alles andere deine Entscheidung. Er selbst kann ab dem Punkt, wo du ihm klar machst, dass du das Baby bekommst, nur noch entscheiden: Will ich mitmachen? Wenn ja, wie weit soll meine Teilnahme gehen? Oder will ich wirklich nicht mitmachen? Gib ihm dafür ruhig Bedenkzeit - es ist für ihn doch auch genauso eine Entscheidung, die sein Leben prägt. Hinzu kommt, dass er gesetzlich verpflichtet ist, Unterhalt für das Kind zu bezahlen (und in den ersten drei Jahren ist er auch Unterhaltspflichtig dir gegenüber) - ob er sich nun kümmert oder nicht. Und bitte - komm nicht auf die Idee, einfach keinen Vater anzugeben. Zum einen kann das bitter enden, wenn man dir dahinterkommt, dass du den Namen des Vaters verheimlichst - zum anderen: Mitgefangen, mitgehangen- er hatte seinen Spass so wie du - warum also soll er nicht auch seinen (minimalen) Beitrag dazu leisten. Und der wichtigste Punkt daran: Dein Kind hat das Recht, dass auf der Geburtsurkunde der Name des Papas steht - damit es später mal, wenn es älter ist und der Vater keinen Kontakt wünschte, selbst den Kontakt aufbauen kann um sich zumindest die Seite des Vaters anzuhören. Insofern ist zwar seine Hoffnung, nichts mit dir und dem Kind zu tun zu haben, recht nett - wird aber so nichts werden. Denn er wird monatlich auf seinen Kontoauszügen daran erinnert werden, dass er nunmal Vater ist. (Bitte entlass ihn wirklich nur aus dieser Pflicht, wenn du es dir leisten kannst, ohne Unterhaltsvorschuss durchzukommen!) Alles Liebe *Daumen fest drücke* Joyannee