Monatsforum Dezember Mamis 2014

Geburtsbericht - seeeeeehr lang

Geburtsbericht - seeeeeehr lang

Mina1984

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Hallo, meistens war ich eher eine stille Mitleserin hier. Dennoch möchte ich euch mitteilen, dass unser Sohn Lennart am 22.12.2014 um 02:28 Uhr geboren ist. Er war 52 cm groß, 3680 Gramm schwer und sein Kopfumfang war 35 cm. Ich möchte euch auch von meinem Aufenthalt im Krankenhaus, sowie über meine Einleitung mit Cytotec berichten. Könnte lang werden :) Am 19.12. sollte aufgrund meiner Ss-Diabetes 1 Woche vor ET eingeleitet werden. Der Befund 3 Tage vorher beim FA - Gebärmutterhals verkürzt, Baby tief im Becken, drückt mit dem Kopf nach unten. Um 09:00 Uhr sind mein Freund und ich mit Sack und Pack im Kh angekommen. Beim Kreißsaal wurden wir abgewimmelt, weil gerade 2 Geburten waren (1 Hebamme ist dann für 3 Kreißsääle zuständig.) wir sollten doch zum Tagesraum gehen und frühstücken. Dort saßen wir dann 2 Stunden, bis uns ein Zimmer gegeben wurde. Auf dem Zimmer lag schon eine, die aber zu dem Zeitpunkt im Kreißsaal war und ihr Baby bekam. Kurz darauf kam sie mit Mann und Baby aufs Zimmer zurück. Die Situation empfand ich als sehr unangenehm. Für mich und für sie - deshalb sind mein Freund und ich aus dem Zimmer gegangen, damit die junge Familie ein bisschen Zeit alleine hatte. Um 12:00 Uhr durften wir dann zum Kreißsaal. Dort würde ich von einer Ärztin empfangen, die sehr gebrochen Deutsch sprach. Sie sollte mich eigentlich über die Einleitung mit Cytotec aufklären, aber drückte mir nur einen Zettel in die Hand, den ich unterschreiben sollte. Dann nahm sie mir Blut ab und legte eine Braunüle. Danach wurde ich von der Hebamme am CTG angeschlossen und bekam erst um 12:30 Uhr die erste Tablette mit 25mg, die ich um 09:00 Uhr schon kriegen sollte. Nach 2 Stunden sollte ich wieder zum CTG kommen und nach weiteren 2 Stunden gibt es eine weitere Tablette, falls sich bis dahin nichts getan hat. Die wurde dann auf 50 mg erhöht. Nach weiteren 4 Stunden gab es die nächste. Tja, leichte Wehen waren da, aber mehr auch nicht. Daher schickte ich meinen Freund nach Hause. Ich war total enttäuscht, dass es noch nicht losging. Bin mit einer falschen Erwartung an die Sache rangegangen. Ich hasse Kh und ich fühlte mich sehr unwohl - das Zimmer, das Bett, die Fremde mit ihrem Neugeborenen - alles war so fremd. Die Nacht habe ich maximal 4 Stunden geschlafen. Morgens sollte ich zum Kreißsaal kommen, wenn sich über Nacht nichts getan hat. Gegen halb 9 Uhr war ich da und wurde wieder weggeschickt, weil wieder Geburten waren und die Hebamme keine Zeit für mich hatte. Ich solle mittags wieder kommen. Ich hab die Welt nicht vestanden... Also bekam ich die erste Tablette wieder erst gegen 12 Uhr. Die Zweite um 16 Uhr, da eh nichts passierte habe ich meinen Freund nach Hause geschickt. Um 18 Uhr wieder CTG - im Kreißsaal nebenan war eine Geburt. Plötzlich hörte ich den Arzt telefonieren, dass ein Notkaiserschnitt gemacht werden muss. Arzt und Hebamme waren weg und ich lag mittlerweile seit 1 Stunde am CTG. Da war mir klar, dass was schlimmes passiert sein muss. Eine Stationsschwester hat mich letztendlich vom CTG befreit. (Wenn es bei mir losgegangen wäre, dann wäre ich ganz alleine gewesen) Gegen 19:30 Uhr kam mein Freund wieder und erzählte mir, dass mehrere Angehörige aufm Flur sitzen und bitterlich weinen. Um kurz nach 20 Uhr sollte ich meine nächste Tablette kriegen. Als wir überm Flur liefen, hörte ich aus einem Zimmer herzzerreißendes weinen und der Chefarzt kam im OP-Outfit dort raus. Ich wusste nun ganz sicher, dass was ganz schlimmes passiert ist. Ich wurde wieder am CTG angeschlossen und meine Einleitung wurde für diesen Tag abgebrochen (ich habe nur 2 anstatt 4 Tabletten bekommen) ich solle mich ausruhen und schlafen o.o Wovon sollte ich mich bitte ausruhen? Mein Freund hakte nach und die Hebamme sagte, dass für die Nacht 4 Kaiserschnitte anstehen und dann niemand für mich Zeit hat, wenn es los geht. Ich fragte sie noch, ob was passiert sei. Ihre Antwort: ja, es ist was nicht so schönes passiert. Mein Freund und ich sind dann in den Tagesraum - mir wurde alles zu viel. Ständig würde ich weggeschickt, niemand hatte wirklich Zeit für mich, ich fühlte mich wie ein Störfaktor - ich brach in Tränen aus und wollte alles abbrechen und einfach nur nach Hause. Am nächsten Morgen sollte ich ein Gespräch mit dem Chefarzt führen. Am Abend habe ich erfahren, was schreckliches im OP passiert ist. Während der Presswehen sind die Herztöne abgefallen und deswegen Notkaiserschnitt. Das Baby hatte die Nabelschnur um den Hals und war tot Sonntag Morgen das Gespräch. Er hat sich entschuldigt, dass alles drunter und drüber gelaufen ist, aber sehr viele Spontangeburten und Kaiserschnitte anstanden usw. Er möchte mit der Einleitung fortfahren und die Dosis auf 100 erhöhen. Zu Anfang sollte ich erst noch einmal eine 50er bekommen. Es passierte wieder nichts und nach 4 Stunden bekam ich dann die 100er Dosis. Nach 3 Stunden vergebliches warten habe ich meinen Freund wieder nach Hause geschickt. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass es überhaupt noch losgeht. Ich wollte einfach nur schlafen und habe mich hingelegt. Nach 10 Minuten knackte es plötlich laut und es lief was aus. Ich bin aufgesprungen und zum Klo. Da kam aber nichts mehr. Dann bin ich wieder ins Bett und da lief wieder was raus - also bin ich wieder zum Klo. Da kam auch der Schleimpropf und es ging los. Habe meinem Freund geschrieben, dass er wieder kommen kann. Da hatte ich schon etwa alle 6 Minuten aushaltbare Wehen. Um 18:30 Uhr wieder zum Kreißsaal (um 18 Uhr platzte Fruchtblase) Muttermund 1 cm geöffnet und Wehentätigkeit. Wir wurden zurück aufs Zimmer geschickt und sollten spätestens in 2 std wieder kommen. Zurück aufs Zimmer und ins Bett. Die Abstände wurden ganz schnell kürzer. Erst auf 3 Minuten und dann bekam ich jede Minute Wehen. Nach einer halben Stunde sind wir zurück zum Kreißsaal. Dort hatte ich sofort ganz fürchterliche Sturmwehen. Eine war vorbei und die nächste folgte. Es war nicht zum aushalten und ich bin wirklich nicht schmerzempfindlich. Ich bekam Buscopan gespritzt, aber es bewirkte nichts. Ich wollte eine PDA - der Muttermund war aber nicht weit genug offen. 2 Stunden musste ich mich noch quälen, bis eine gesetzt wurde. 3 Mal musste angesetzt werden, weil ich zu viel Wasser im Rücken hatte und die Nadel verschwand. Was soll ich sagen - die PDA wirkte nur einseitig. Der Arzt hat später noch was nachgespritzt, aber die rechte Seite wurde nicht taub. Dafür die Linke so sehr, dass ich ein komplett betäubtes Bein hatte. Aber die Schmerzen waren trotzdem erträglich. Nach 6 Stunden Wehen und 2,5 Stunden Presswehen kam unser Sohn zur Welt. Ich hatte nur einen Dammriss Grad I. Ich hatte eine super Hebamme. 2 Stunden nach der Geburt musste er auf Intensivstation, weil er unterzuckert war. Dort musste er 2,5 Tage bleiben. An Heilig Abend um 17 Uhr durfte er wieder zu mir aufs Zimmer. Das war das schönste Geschenk, was ich je bekommen habe. Am 26. sind wir nach Hause gegangen....


Katrin1234

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Antwort auf Beitrag von Mina1984

Hallo und herzlichen Glückwunsch aus dem Dezember 2012 Bus.. Gerade während einer Einleitung stelle ich mir das alles mehr als beängstigend vor. Traurig und das kurz vor Weihnachten Ich selbst hatte 2 mal einen Not-KS wegen doppelter Nabelschnurumschlingung und eine stille Geburt nach Einleitung mit Cytotec im 5. Monat. Solche Gedanken, dass so etwas passieren könnte hatte ich glücklicherweise nicht, aber wenn ich deinen Bericht lese, bin ich wahnsinnig froh, dass bei uns alles gut ging. Ihr habt es gut hinter euch gebracht und das ist jetzt das wichtigste. Alles Gute nochmal... Liebe Grüße & kuschelt schön Katrin


GabrielaK

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Antwort auf Beitrag von Mina1984

Erst einmal herzlichen Glückwunsch. Beim lesen hat es mich richtig erschüttert, wie du in KH behandelt wurdest, da will man in der Tat seine Sachen packen und gehen. Traurig was der anderen Familie Wiederwahlen ist. Das muss der Horror sein. :-(


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Mina1984

Was Du erlebt hast ist furchtbar. So kurz vor der eigenen Geburt den unmittelbaren Tod eines anderen Babys mitzubekommen muß eine große Belastung für Dich selbst gewesen sein. Geburtshilfe ist auch heute noch so unberechenbar und es kann sich innerhalb von Minuten das Blatt wenden. Umso trauriger ist es, daß in den Kliniken immer mehr Personal gespart wird und man als Patient in so einer schwierigen Situation einfach irgendwo "geparkt" wird. Das hat sicher niemand gerne gemacht vom Personal, schön, daß der Chef dann mit Dir gesprochen hat. Ich hoffe, Du kannst die Situation irgendwann verarbeiten, rede viel darüber! Der Schatten, der auf der Geburt Deines Kindes liegt wird mit der Zeit vergehen. Alles Gute für Euch!


wunder-ich

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Antwort auf Beitrag von Mina1984

Der Albtraum schlechthin! Ich freu mich für Dich, das Du bzw. Ihr es überstanden habt. Krankenhaus ist irgendwie immer schlimm, aber manchmal halt besonders. Meine Erfahrungen sind bzgl. der Geburt zwar nicht ganz so schlimm, aber auch ich hab da einiges erlebt. Aber zuhause angekommen wird alles besser. Geniess die Zei :) liebe Grüsse und alles Gute!


Mutterweißmehr

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Antwort auf Beitrag von Mina1984

Das war ja ganz schön viel für euch. Das tut mir sehr leid. Meine Gedanken sind auch bei der Familie, die mit dem tragischen Verlust leben müssen. Wie furchtbar.Was ist es doch für ein großen Glück sein gesundes Baby im Arm halten zu dürfen. Eurer Familie meinen herzlichen Glückwunsch und alles Gute. Liebe Grüße


Mina1984

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Antwort auf Beitrag von Mina1984

Danke für die Glückwünsche, euren Zuspruch und dass ihr euch die Zeit genommen habt, das alles zu lesen. Ich will niemandem mit einer Einleitung Angst machen. Es verläuft mit Sicherheit nicht immer so, wie bei mir. Ich habe halt Pech gehabt. Trotz dieser Erlebnisse liebe ich meinen kleinen Schatz. Der kann am wenigstens dafür. Es ist noch einiges mehr passiert, was nicht schön war -bezüglich Babystation und Umgang mit Neugeborenen. Einige Schwestern haben mit den Jahren wohl vergessen, dass es kleine Babys sind und keine Fließbandware :( vieles wurde schnell schnell abgefertigt usw. Naja, ich wollte meinen langen Bericht nicht sprengen :) Es tat ganz gut das Ganze von der Seele zu schreiben und ich habe auch schon viel darüber geredet. Die Zeit wird alle Wunden heilen, aber nicht vergessen lassen :(