Für dich als Elternteil ist der Höhepunkt der Geburt natürlich der Moment, in dem dein Kind auf die Welt kommt. Auch für uns Hebammen ist das immer wieder ein großartiges Erlebnis. Allerdings ist unsere Arbeit damit noch nicht beendet.
Denn deinem mütterlichen Körper steht noch ein weiterer wesentlicher Schritt bevor: Er stößt die "Nachgeburt" ab, das heißt die Eihäute und den Mutterkuchen (Plazenta). Dieser Vorgang und die anschließende Beobachtungsphase werden als "Nachgeburtsperiode" bezeichnet.
Plazenta sollte sich vollständig lösen - dann beginnt das Wochenbett
Das ist ein sehr wichtiges Ereignis, denn es ist entscheidend, dass die Plazenta sich vollständig löst. Zurückbleibende Gewebereste können eine Gebärmutterentzündung oder sogar Kindbettfieber auslösen. Deine Hebamme wird daher sehr genau überprüfen, ob Eihäute und Plazenta wirklich vollständig geboren wurden. Außerdem ist erst mit dem Ausstoßen der Nachgeburt die Geburt beendet. Jetzt beginnt die Hormonumstellung, die für die Milchbildung wichtig ist - und du bist offiziell im Wochenbett.
Wie die Geburt des Kindes ist auch die der Nachgeburt ein erstaunlich vielschichtiger und faszinierender Prozess. Er wird ebenfalls von Hormonen gesteuert. Diese sorgen dafür, dass innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt deines Kindes erneut Wehen einsetzen. Daraufhin zieht sich die Gebärmutter zusammen. Die Oberfläche, an der die Plazenta bisher anhaftete, verkleinert sich dabei; der Mutterkuchen löst sich und wird nach außen geschoben. Möglicherweise verspürst du erneut einen Druck auf den Darm, wenn die Plazenta sich löst und nach unten rutscht. Häufig sind nur wenige Wehen nötig, um die Plazenta auszustoßen.
Stillen fördert das Zusammenziehen der Gebärmutter
Darf das Baby gleich nach Geburt an deiner Brust saugen, unterstützt das die Plazentalösung: Das Saugen löst die Ausschüttung des Hormons Oxytozin aus, das wehenauslösend wirkt. Nicht zuletzt verkleinert das Zusammenziehen der Gebärmutter die Wundfläche, was die Blutungen nach der Geburt abschwächt.
An sich verläuft der Nachgeburtsprozess ohne äußeres Eingreifen. Handeln werden deine Geburtshelfer jedoch, falls die Ablösung auffallend langsam voran geht oder starke Blutungen auftreten. Es gibt verschiedene Handgriffe, um die Ablösung des Mutterkuchens von außen zu unterstützen; auch die Gabe des Hormons Oxytozin ist möglich. Wurde die Plazenta nicht vollständig ausgeschieden, werden die Reste bei einem kleinen Eingriff von der Scheide her entfernt.