Rund ums Kleinkind - Forum

Rund ums Kleinkind - Forum

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Mijou am 01.12.2010, 12:29 Uhr

Du machst alles richtig! (Achtung, lang)

Hallo,

dass Moritz lieb zum Baby ist, heißt nicht, dass er nicht eifersüchtig wäre. Alle Geschwisterkinder sind eifersüchtig, das ist normal und unvermeidbar. Sie zeigen es aber oft indirekt: also nicht gegenüber dem Baby, sondern durch "schwieriges" Verhalten gegenüber uns Eltern. Ich kenne das von meinen Kindern auch. Zum Baby war unsere große Tochter immer lieb, aber sie wurde trotzdem ziemlich "anstrengend" nach der Geburt ihres Bruders. Das ist bei Kindern sehr oft so, die große Verunsicherung, die das neue Kind auslöst, wird halt auf Nebenkriegsschauplätzen ausgetragen.

Erst später, wenn das jüngere Kind krabbeln und laufen kann und dem älteren Kind sprichwörtlich in die Quere kommt (an seine Sachen geht, sein Spielzeug nimmt, sich behauptet, zankt usw.), ändert sich das: Nun richten sich die Geschwistereifersucht und das Konkurrenzgebahren direkt ans kleine Geschwisterchen - auch das wird bei Euren Kindern irgendwann kommen und ist ganz normal.

Wichtig erscheint mir, dass Du aufhörst mit den Schuldgefühlen. Wir Mütter haben ja gelernt, dass wir an allem und jedem "Schuld" sind, was mit unseren Kindern ist. Haben die Kinder Ängste, sind sie bockig oder auch mal aggressiv - wer ist Schuld? Natürlich die Mutter, denn sie macht offenbar etwas falsch. Es hilft, wenn Du bedenkst: Kinder MÜSSEN auch Ängste und negative Gefühle haben. Weil sie nämlich Menschen sind, und schlechte Gefühle ebenso zum Menschsein dazugehören wie gute. Dies gilt aber auch für uns Mütter: Eine Mutter ist natürlich auch mal gereizt, ungeduldig, sauer, ungerecht - weil sie ein Mensch ist, und kein Engel mit Flügeln.

Übrigens beruhigen auch Psychologen: Eine Mutter, die ab und zu auch negative Gefühle zeigt, ist fürs Kind wichtig. Nur so kann es hoffen, auch selbst mit seinen negativen Empfindungen akzeptiert und geliebt zu sein. Ein Kind möchte die ganze Gefühlspalette bei seinen Eltern sehen, um zu lernen, dass auch es selbst all diese Gefühle erleben und haben darf. Wenn Du magst, lies dazu mal das wunderbare (und humorvoll geschriebene) Buch "Der Tanz ums Kind" von Harriet Lerner - man ist danach richtig erleichtert. Sie ist Familientherapeutin, selbst auch Mutter, und sie erklärt, warum schlechte Gefühle zum Elternsein dazu gehören und sein dürfen - bzw. sogar müssen.

Die Ängste Deines älteren Sohnes sind - wie Du selbst schon gesagt hast - altersgemäß und normal. Er macht eine der berühmten "Phasen" durch, von denen es ca. 1 Million zu geben scheint, bis ein Kind groß ist . Die meisten Phasen verlocken uns Eltern dazu, jetzt unbedingt und sofort irgendetwas "tun" und "machen" zu müssen. Wir sind es gewohnt, sofort mit Aktionismus auf Probleme zu reagieren. Dabei dürfen wir die meisten Phasen einfach geduldig betrachten und warten, bis sie vorübergehen. Denn das tun sie - immer und zuverlässig, und ohne bleibenden Schaden. Denn schließlich bekommt Euer Großer alles, was er braucht: Viel Liebe und Nähe, auch vom Vater (was jetzt besonders wichtig ist).

Langer Rede kurzer Sinn: Euer Großer verhält sich ganz normal. Klar ist er durch die Ankunft des Babys ein bisschen erschüttert, was die altersgemäßen Ängste, Aggressionen, Alpträume etc. vielleicht etwas bisschen verstärkt. Bleibt dennoch beide gelassen, vermittelt ihm (und Euch gegenseitig), dass er das schafft, nehmt Euch immer mal wieder Zeit für ihn allein, lasst ihn viel mithelfen (beim Putzen, Kochen, Heimwerken etc.), das macht ihn stolz und stark. Erlaubt ihm, negative und auch mal schwierige Gefühle zu haben - und erlaube Du Dir das auch, hu?

LG

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge in Rund ums Kleinkind - Forum

Anzeige

Erfurt

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.