Thema:
"sei froh über die FG"
Hat jemand von euch diesen Satz auch schon hören müssen? Und das nicht mit dem üblichen Gedanken, besser es geht früh als dass es behindert zur Welt kommt. (der Gedanke ist ja viel verbreitet). Nein, ich meine, dass die Leute denken, man selber hätte in der Situation kein Kind kriegen sollen. In was für einer Situation haben sie den Satz bei euch geäußert?
Bei mir hieß es schon in der ersten Schwangerschaft "Wie ihr habt das Kind geplant???". Ja, haben wir und das obwohl ich im Studium war. Wir haben über ein Jahr dafür gebraucht und viele Arztbesuche. Der Satz ist mir damals nur auf die Nerven gegangen, aber war nicht weiter schlimm, da ich das Kind austragen durfte ohne Problem und ich ein quicklebendige Tochter habe.
Jetzt bei der zweiten SS kam es schon früh zu ner FG und ich habe tatsächlich zu hören bekommen, dass es doch gut so ist, denn ich bin ja immer noch im Studim. Hallooooooo??? Das Kind war wieder geplant und wäre sehr willkommen gewesen.
Komme immer noch nicht darüber hinweg, dass sogar meine Lieblingstante so etwas sagte. Sie wusste, wie sehr wir für die erste SS kämpfen mussten und dass es für mich nicht selbstverständlich ist, ein Kind zu bekommen. Außerdem hatte sie selber mal ne FG. Da hatte ich echt Verständnis erwartet.
Waren die Kommentare bei euch auch so verletzend? Können die Leute nicht einfach den Mund halten, wenn sie schon nix Nettes sagen können? Da durfte ich mir in meiner Trauer auch noch Vorwürfe anhören, dass wir auch dieses Kind wollten.
Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 10:16
Antwort auf diesen Beitrag
WARUM sie das sagen, verstehe ich auch nicht.
Ich finde, dass auch das Alter nie eine Rolle spielt, denn ob ich nun mit 15, 25 oder 35 eine FG habe... belasten tut es doch jede Frau!
Ich war noch sehr jung. Wahrscheinlich ist es da einfacher sowas zu sagen (ich war 18)...
Auch Frauen die schon eine FG hatten sagen sowas ja tatsächlich!
Ich bin wirklich enttäuscht von einigen. Anstatt ihr Mitgefühl auszusprechen kommt sowas böses da raus.
Auch als ich dann mit unserer Tochter (endlich!) schwanger wurde, traf ich nur auf Missverständnis :(
Erst jetzt wo ich nun wieder ein Kind erwartet stellte sich die "Freude" irgendwie sofort ein. Also bei den "andern".
Trotzdem sollte man nie vergessen, dass nun hier auch ein 3-Jähiges Mädchen mit uns das Leben teilen könnte!
Muss dir Recht geben - wenn die nichts nettes zu sagen haben (also tröstende Worte) dann sollen die den Mund halten!!!
von
Sarii
am 05.01.2011, 10:41
Antwort auf diesen Beitrag
hallo,
ich hab mir den satz auch mehrmals anhören dürfen.
meine 1. ss verlief relativ problemlos. da waren alle happy über die ss und als es dann noch ein junge wurde .... das typische stammhalterdenken.
von den fgs danach wusste kaum einer, weil sie einfach sehr früh waren und wir es mit uns ausmachen wollten - wir wussten, dass meine eltern massive probleme hatten, weil mein opa pflegebedürftig war usw. schwiegereltern hätten nichts zu gesagt - dachten wir.
jonahs ss wurde von schwiegereltern überhaupt nicht freudig aufgenommen "ihr habt doch schon einen jungen, was wollt ihr noch, es reicht doch, ihr seid doch jetzt schon überfordert...." ab der 23. ssw hiess es, dass jonah geholt werden müsse, weil ich massive nierenprobleme hatte, wir haben gekämpft, was teilweise über unsere kräfte ging, aber es hat uns als eltern und unseren großen und uns zusammengeschweisst. in der 25. ssw kam dann von schwiegereltern "naja ihr wisst ja, dass es ein risiko von über 80 % gibt, dass das kind behindert sein wird - müsst ihr ja wissen, ihr seid ja bekloppt" (schwester meines mannes ist behindert - bis dato aber nichts vererbbares!!)
tessas ss - wurde überhaupt nicht toleriert und angenommen, die sprüche waren noch derber als bei jonah. und dann war es ja nur ein mädel. und dann noch herzfehler .... tessa wurde im november 2009 still geboren. sie waren sogar froh darüber und haben das im kh geäussert. bei tessas beerdigung sind sie augetaucht und haben wieder laut geäussert, dass die kleine glück hatte und wir sollten froh sein. ...
mein mann hat nur noch notwendigsten kontakt. kinder dürfen einmal die woche rüber, was sie meist nicht wollen. ich geh nur zu den wichtigsten momenten mit. gespräche gibt es zwischen ihnen und mir seitdem keine mehr. ich habe daran kein interesse.
lg doreen
von
doreen_fynn
am 05.01.2011, 10:51
Diese Sätze: "Sei froh das es schon so früh war" oder "Besser so als wenn es behindert wäre"...
Ja, das habe ich mir auch oft anhören müssen. Habe meinen Krümel in der 10.SSW verloren, das war letztes Jahr im Mai und ich hab teilweise immernoch damit zu kämfen.
Leider haben wir noch keine Kinder und für eine erneute Schwangerschaft nehmen wir sehr viel auf uns...
Wir haben zwei Jahre lang versucht Nachwuchs zu bekommen, als es dann endlich klappt, hielt unsere Freunde nicht lange. Seit der FG bin ich leider nicht wieder schwanger geworden, sind nun schon seit über nem halben Jahr in einer KIWU in Behandlung und nach 2 erfolglosen IUI-Versuchen, gehen wir nun eine ICSI an...
Ich würde alles dafür geben SS zu werden und irgentwann ein gesundes Kind in den Armen halten zu dürfen. Nach 2 1/2 Jahren liegen die Nerven langsam blank.
Die FG hat mich sehr belastet und außer meinen 2 US-Bildchen ist mir nichts geblieben, Bekannte und auch teilweise in meiner Familie treffe ich oft auch Unverständnis, das ich jetzt noch darunter leide.
LG
Bine
von
SW10061980
am 05.01.2011, 11:53
Solch verletzende Sätze habe ich öfters gehört. Teilweise aber natürlich nur aus einer Unerfahrenheit bezüglich solcher Situationen heraus. Niemand wollte ernsthaft verletzen oder mir/uns wehtun, es ging eher darum irgendetwas zu sagen. Die Betreffenden waren einfach nicht in der Lage auf die Situation einzugehen und dadurch "stumm". Um überhaupt was zu sagen haben sie dann eben solche unbedachten Sätze gesprochen.
Dennoch bin ich immer noch enstetzlich wütend und verletzt wegen der Äußerungen.
Eine nahe Verwandte hat mir nach der ersten FG wortwörtlich gesagt "Aber komm schon, wenn der jetzt gestorben ist war er ja nicht in der Lage zu leben und wer will denn schon so ein Weichei haben????".
Dieser Satz hat sich mir in mein Gedächtnis eingebrannt und obwohl ich es der betreffenden Person nie gesagt habe, bin ich immer noch verletzt , auch noch nach nunmehr fast drei Jahren.
LG Kügelchen
von
Kuegelchen
am 05.01.2011, 12:04
Antwort auf diesen Beitrag
Oh ja so was "nettes" durfte ich mir auch anhören.
hab mich von meinem mann getrennt und bin von meinem neuen partner SS gewesen (meine eltern kennen ihn nicht und wollen ihn auch nicht kennenlernen sie sagen sie haben ihren schwiegersohn und brauchen keinen anderen). hatte in der 6. ssw einen abgang . ne halbe stunde nachdem ich erfahren habe das ich das baby verloren hab hat meine mutter mich im KH anfgerufen und gesagt " stell dich nicht so an sieh zu das du wieder auf die beine kommst glaub es es ist eh besser so "
naja habe seit dem nur noch sehr wenig kontakt zu meinen eltern das sitzt einfach zu tief.
kann es auch nicht verstehen warum es immer wieder leute gibt die einem das glück nicht gönnen und sich über das leid anderer freuen aber leider wird es diese menschen immer geben. uns bleibt nur eins übrig - damit lernen zu leben und über dem gesagten drüber zu stehn
Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 12:08
Antwort auf diesen Beitrag
Wollte mich mal schnell für eure Beiträge bedanken. Auch wenn ich niemandem solche Sätze wünsche, bin ich doch erleichtert, nicht alleine zu sein. Dachte schon mit mir stimmt was nicht und ich wäre die Einzige, die solche Gemeinheiten aushalten muss.
Mitglied inaktiv - 05.01.2011, 12:47
Antwort auf diesen Beitrag
Ich habe von meiner eigenen Mutter zu hören bekommen "Na ja, wenn ihr Euch wirklich über das Kind gefreut hättet, dann tut es mir leid für Euch".
Ich hatte meine FG nach unseren ersten beiden Kindern. Anscheinend für meine Mutter kaum vorstellbar, dass man danach noch einen Kinderwunsch hat und dann auch noch traurig über eine FG sein kann.
Nach der FG habe ich noch 2 Kinder bekommen. Über diese SS hat sie nur den Kopf geschüttelt.
Meine Schwiema hatte da wesentlich mehr Verständnis.
Na ja, seine Verwandtschaft kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen...
Bajuli
von
Bajuli
am 05.01.2011, 14:24
Antwort auf diesen Beitrag
Ich musste mir solch einen Kommentar auch anhören.
Von meiner eigenen Mutter!
Meine Tochter war 18 Monate alt, ich war noch im Studium, die Beziehung kriselte bereits heftig und geplant war das Kind wirklich nicht.
Dennoch tat es unheimlich weh diese Worte zu hören.
Letztes Jahr als ich erneut eine FG hatte, war ihre Reaktion allerdings ganz anders.
Diesmal war ich ja auch nicht mehr in der Ausbildung und verheiratet.
Sie hat nicht mal gemosert, dass ich mit vier Kindern ja wohl genug zu tun hätte.
Ich denke sie hatte damals wirklich nur Angst um meine Zukunft und die ihrer Enkelin.
Für viele ist ein Kind ohne fertige Ausbildung halt undenkbar...
LG
Jessi
von
Jessi757
am 05.01.2011, 16:26
Antwort auf diesen Beitrag
ich denke, dass dir die Leute da nichts böses wollen oder neidisch sind, sondern nur einen anderen Blickwinkel verschaffen wollen damit du leichter über den Schmerz hinwegkommst.
Es nimmt eben nicht jeden so mit wie dich oder andere die hier schreiben und rationale menschen können sich mit so einer Aussage eben leichter trösten weil sie das ganze logischer, emotionsloser betrachten können.
Ich hatte vor 3 jahren auch eine FG in der 12 SSW. natürlich tat es im ersten Augenblick sehr weh..wir wollten das baby, es war geplant.
Von einer guten Freundin, die ich nach wie vor sehr schätze kam damals auch diese Aussage...allerdings mit Argumenten verbunden. Und da ich ein sehr logischer, rationeller mensch bin, hab ich mir die Argumente auch durchgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie möglicherweise voll ins Schwarze getroffen hatte. Damit konnte ich die FG als "hat nicht sollen sein..wer weiß wofür es gut war" abhaken und meinen Frieden finden:)
Lg reni
von
Reni+Lena
am 05.01.2011, 20:20
Was waren das bitte für logische und überzeugende Argumente?
Mir konnte niemand welche präsentieren. Das Studium ist für mich kein Argument, da die SS so geplant war, dass das Baby erst nach der letzten Prüfung zur Welt gekommen wäre. Außerdem bin ich nicht Anfang 20 und ohne Ausbildung in der Tasche, sondern 30 (biologische Uhr tickt) und mit dem Mann verheiratet, mit dem ich schon über 9 Jahre zusammen bin und ein Kind habe.
Mitglied inaktiv - 06.01.2011, 10:01
Antwort auf diesen Beitrag
Ich habe dieses Kommentar sogar gehört, obwohl meine Tochter 4 Tage vor ET zu den Sternen gereist ist. Es war mehr als eine Person die sagte "Wer weiß wozu es gut war"... Wozu soll so etwas schon gut sein!?!
Erwarte einfach kein Verständnis von Menschen, die nie selbst ein Kind verloren haben...
Ich wünsch dir alles Gute und dass du bald wieder positiv nach vorne schauen kannst!
LG, Isabel
meine Pusteblume *+9.8.2010 in der 40. SSW für immer tief im Herzen
von
easymaus
am 05.01.2011, 22:29
Antwort auf diesen Beitrag
Meine 1. FG entstand Anfang 2004.
Ich bin gerade mit meinem jetztigen Mann zusammen gekommen (im Jan. 04) und hatte aber vorher noch eine Beziehung gehabt (die schon beendet war, aber Sex mit dem Ex als Single ist ja auch nichts verbotenes und Ende Dez. 03 sind wir uns halt körperlich noch mal näher gekommen).
Ja, ich war in der Sturm und Drang Zeit und jung und dumm.............
Dieses Kind hätte wirklich nur von meinem jetzt. Mann sein können... nur so ein kleines Fünckchen Zweifel wären immer dabei gewesen.
Irgendjemand (ich weiß gar nicht mehr wer das war), sagte dann mal, dass es besser so ist, wie es gekommen ist, als anders (bezogen auf mein bekloppten Ex-Freund).
Ich hätte natürlich gerne auf diese Erfahrung verzichtet und ich hätte das Baby auch bekommen mit allen Für´s und Wieder.
Aber leider, so fies wie es sich anhört, kann ich bei dieser (!) FG gegen den oberen Satz nichts entgegenbringen...................................
von
PhiSa
am 06.01.2011, 10:49
Antwort auf diesen Beitrag
Ich kann dich gut verstehen, musste mir auch solche Sachen anhören...
"Es war doch nur ein Zellklumpen" (in der 8. SSW...)
"Du bist doch noch jung" (32!)
"Besser jetzt als später" (was macht das für einen Unterschied?)
"Sei froh, sonst wäre es vielleicht behindert gewesen" (na und? Ich hätte auch ein krankes/behindertes Kind angenommen)
"Stell dich nicht so an, es war doch noch kein Kind" (ach nein?)
"Hör auf zu heulen, das passiert vielen" (trotzdem bin ich traurig!)
Es mag Unwissenheit sein oder Unerfahrenheit. Aber wenn man nicht weiß, was man sagen soll, was "angemessen" ist, dann soll man die KLappe halten. Eine stille Umarmung hätte mir damals Trost gegeben. Leider kam sie nicht.
Einzig mein Mann hielt zu mir.
LG
von
wolke76
am 06.01.2011, 20:45
Huhu
Du wirst es nicht glauben (oder doch), GENAU DIESE Sätze, jeden einzelnen habe ich auch gehört...
LG Kügelchen
von
Kuegelchen
am 07.01.2011, 12:13
Wie gut, dass ich so wenigen Leuten von der FG erzählt habe, sonst hätte ich auch jeden einzelnen zu hören bekommen und das bestimmt mehr mals.
Mitglied inaktiv - 08.01.2011, 17:57
