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Schwierige Situation

Thema: Schwierige Situation

Hallo, ich bin mir nicht sicher, ob das Thema hier rein passt, aber ins Hauptforum möchte ich es nicht schreiben, denn ich benötige tatsächlich die Sicht von betroffenen Mama's bzw Papa's. Ich denke, Eltern die ihr Kind verloren haben, können meine Beweggründe ein wenig besser verstehen. Nichts destotrotz erhoffe ich mir natürlich ehrliche Einschätzungen eurerseits und das natürlich auch von Eltern die kein Sternenkind haben. Ich fang einfach mal an, vielleicht ist ja jemand so lieb und schreibt mir zurück. Ich habe meine Tochter im Jahr 2016 zu Grabe tragen müssen. Sie kam als Frühchen auf die Welt, kämpfte tapfer 6 Wochen lang, starb dann aber leider, aufgrund einer schweren Infektion. Das war, wie geschrieben im Jahr 2016 im September. Das alles geschah uns im Ausland, wir waren gerade im Urlaub, als die Wehen einsetzten und das Unheil seinen Lauf nahm. Im Ganzen waren wir 2 Monate nicht zu Hause und brachten unser totes Kind mit aus dem Urlaub heim. Mein Mann und ich haben bereits Kinder, er drei und ich eine Tochter. Und um seine älteste Tochter (zu dem Zeitpunkt 30 - er ist früh Vater geworden ;-) und ich bin zehn Jahre jünger) geht es. Es ist aus unserem tragischen Ereignis ein Zerwürfnis entstanden, welches bis heute andauert. Als wir wieder zu Hause waren und die Beerdigung vorbei war versuchten wir zurück ins Leben zu finden. Wir waren im Hospizverein, dort trafen sich verwaiste Eltern, wir fuhren weg, um Abstand zu gewinnen, zu trauern, zu schreien, zu weinen. Ich nahm Psychopharmaka, wir gingen gemeinsam zu einer Psychologin. Das alles um das Erlebte irgendwie in unseren Köpfen zu verarbeiten. Dabei waren wir "viel" bei uns. Natürlich hielten wir Kontakt zu unseren Freunden / Familien. Soweit wie wir es eben aushielten. Bevor das alles passierte fanden regelmäßig Treffen mit besagter Tochter und deren Kind statt bzw. fanden auch mal nur Opa und Stiefoma Tage statt. Wir spielten mit der Kleinen, machten Unternehmungen all sowas. Nach dem Tod unserer Tochter fand das erstmal nicht mehr statt. Kleine Kinder zu sehen fiel mir schwer. Ich fühlte mich schwer traumatisiert und igelte mich sicher auch ein bisschen ein. ich kümmerte mich natürlich um meine Tochter, sie war damals 8 Jahre, aber manchmal gelang mir eben auch nur das Nötigste. Dann half meine Schwester mit aus und betreute sie. So langsam aber sicher kämpften wir uns zurück. Wir "bauten" unser totes Kind mit unseren Alltag ein, redeten mit ihr, gingen tgl. zum Grab (5 geh Minuten von uns entfernt), aber versuchten auch immer mehr außerhalb unserer vier Wände zu machen. Ca. 6 Monate nach dem Tod unserer Tochter beschlossen wir zu heiraten, und zwar am Geburtstag unseres verstorbenen Kindes. Wir wollten diesem besonderen Tag noch etwas mehr Besonderheit geben. Vor allen Dingen aber wollten wir einen Neuanfang signalisieren, unseren neuen Lebensmut zum Ausdruck bringen. Also schrieben wir Einladungen, in denen wir auch Bezug auf unsere Tochter nahmen, gestalteten die Karte mit einem Teddy und einem Segelboot und sendeten diese an unsere Familien. Die Hochzeit sollte im engsten Familienkreis stattfinden. Nur Kinder und Eltern. Dann erhielten wir eine Videonachricht von besagter Tochter, über whatsapp, wie aus dem Nichts. Das Video ging 5 Minuten und das waren schlimme 5 Minuten. Ich fiel aus allen Wolken, denn es war ein Video in welchem sie uns 5 Minuten lang schilderte wie "schlimm" wir uns die letzten Monate aufführten. Ich betone bis dahin lag der Tod meines Mädchens 6 Monate zurück. Sie führte auf, dass sie sich nicht mehr zu unserem Familienkreis dazugehörig fühle, da wir kaum Kontakt haben. Wir telefonieren so selten, wir holen ihre Tochter nicht aus dem Kindergarten ab und beschäftigen uns nicht mit ihr, sie findet unsere Karte nicht einladend, da im Anschluss an die Hochzeit keine Feier geplant ist, sie findet es sowieso befremdlich, also die Karte, da unsere verstorbene Tochter da erwähnt wird, sie beklagt sich darüber, dass wir zu einer Geburtstagseinladung ihres Mannes nicht persönlich stehenden Fußes zugesagt haben, sondern erst als man sich mal zufällig getroffen hat, sie meint, dass sie versteht das wir trauern, sie aber mitbekommen hat, dass wir dennoch Unternehmungen machen und sie es schade findet, dass wir mit ihr nichts machen. Und dann meinte sie noch, dass es ja unsere Sache sei, aber sie findet, dass man weder wegen eines gesunden, noch kranken noch totes Babys heiraten sollte. Dann hat sie uns einen schönen Sommer gewünscht und gehofft, dass wir über unser Verhalten mal nachdenken. Buff....... Sie kam also nicht zur Hochzeit wegen der oben aufgeführten Gründe, teilte dieses Video noch mit weiteren Familienmitgliedern und ich führte mich massiv vorgeführt und gedemütigt. Nicht einmal kam ein Gesprächsversuch, in dem sie wenigstens ihren Papa auf ihr Empfinden ansprach. All das erwischte uns völlig kalt und ich binimmer noch sehr sehr aufgewühlt wegen ihres Verhaltens. Auch heute, nach fast drei Jahren, steht sie zu dem was und wie sie es getan hat. Ein Aufeinandertreffen hat seitdem nie stattgefunden, das schaff ich psychisch nicht. Die Hochzeit damals fühlte sich auch so schrecklich an. Sie hat ja recht in manchen Sachen die sie uns sagte- Wir zogen uns zurück, insbesondere ich hatte große Schwierigkeiten mit kleinen Kindern zusammen zu sein. Ich vermisste doch meine Tochter so sehr. Dennoch hat mein Mann immer versucht Termine auszumachen, einzuhalten, präsent zu sein. Aber es ging einfach nicht mehr so wie früher. Mit dem Tod sind wir auch ein bisschen mit gestorben. Dafür hatten so viele Verständnis, so viele bestätigten uns auch, dass wir es gut machen, so wie wir es machen. Offen und ehrlich sind wir mit allem umgegangen, haben manchmal fast darum gebettelt, dass auch wir unser Kind erwähnen dürfen, auch wenn es tot ist. Keine sechs Monate durften wir in ihren Augen weinen, dann sollten wir wieder funktionieren. Das tat mir so weh. ich fühlte mich und mein totes Baby mit Füßen getreten. Wenn sie es uns doch hätte persönlich gesagt, aber über whatsapp und dann noch, dass sie es anderen auch schickt. Wir hatten keine Möglichkeit auch unsere Sicht zu schildern, Dinge gerade zu rücken. Ich möchte doch nicht mein ganzes Verhalten mit dem Tod rechtfertigen und hätte gern auch "Fehler" unsererseits eingestanden, aber die Möglichkeit gab sie mir nicht. Es hat mich tief verletzt, dass sie mein Kind nicht mal mit Namen anspricht, sondern immer nur von dem toten Baby spricht. Auch heute noch bin ich fassungslos über ihr Verhalten und ihre Denkweise uns gegenüber in der damaligen Situation. Andere kamen zu uns, kauften für uns ein, kochten, da wir es nicht konnten und sie erwartete, dass das Leben so weiterläuft und der Opa sich um die Enkelin kümmert und alle heile Welt spielen. Wie gesagt, bis heute kam keine Einsicht. Wir haben um ein Gespräch gebeten, damit man sich irgendwann wieder auf Feiern begegnen kann. Sie sieht dafür keinen Grund. Nun sind doch schon Jahre vergangen, Schwamm drüber, man sollte mal einen Haken dran machen und weitermachen. So ist ihre Einstellung. Das sie uns mit ihrer Botschaft und ihrer Art im Kern erschüttert hat, versteht sie nicht. Schließlich haben wir uns ja zurückgezogen, damals. Die beiden anderen Kinder meines Mannes waren im Übrigen sehr heilsam. Sie stellten damals keine großen Anforderungen an uns, waren einfach da, wir konnten reden und weinen und sie fragten uns tatsächlich auch mal, wie es uns geht. All das kam nicht von der Großen. Also es geht eben auch anders, nicht von allen haben wir uns entfernt. Was soll ich nun machen? Irgendwann kommt das Aufeinandertreffen? Wie kann ich das Aushalten? Stell ich mich wirklich nur so an? Kann irgendjemand von euch nachvollziehen, wie weh das tut, was sie getan hat? Ich zweifle manchmal so sehr an mir und denke stell dich nicht so an. Es ist ein Kind gestorben, aber das leben geht weiter. Ich bin völlig platt. Das so ein Ereignis, wie der Tod des eigenen Kindes, eine Familie so entzweien kann, das hätte ich nie für möglich gehalten. Es ist so lang geworden und längst ist nicht alles gesagt oder geschrieben was geschrieben werden muss. Hat es jemand bis zum Ende geschafft? ;-) Heute Abend werde ich, wie jeden Abend, wieder eine Kerze für mein Sternenkind anzünden. Sie soll für alle viel zu früh gegangenen Sterne brennen! Danke für's Lesen und allen ein besinnliches Weihnachtsfest!

von Candia am 23.12.2019, 10:07



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Puh... Jede(r) hat das Recht so zu trauern wie sie/er das für angebracht hält! Ich persönlich finde eure Art nicht drüber, falsch oder komisch. Ich würde vieles genauso machen. Ich habe aber in meinem Umfeld auch erleben müssen das Umgang mit Trauer sehr unterschiedlich ist, und gerade durch Unsicherheit oft Situationen entstehen die Zerwürfnisse zum Ergebnis haben. Ich hatte nur 2 frühe FG und auch damit ist meine Familie sehr unterschiedlich umgegangen. Meine Schwester starb mit 17 an Krebs, meine Mutter erzählte mir auch das einige in ihrem Umfeld kein Verständnis für ihre monatelange Trauer hatten. " Das Leben geht weiter, du hast noch andere Kinder, jetzt leidet sie nicht mehr"....Aber das sie ihr Kind zu Grabe tragen musste, macht nichts auf der Welt leichter! Nichts!!! Und letztlich hat der Tod meiner Schwester meine Eltern entzweit...Sie haben nicht geredet, wobei meine Mutter schon, er nicht. Ich würde nochmal ein Gesprächversuch starten, und falls dieser abgelehnt wird, einen Schlussstrich ziehen. Muss ja nicht auf ewig sein. Ich kann verstehen das du gerne wieder eine Basis hättest, aber dazu gehören zwei. Und mir kommt es vor als sei seine große Tochter nicht in der Lage zu begreifen (und zu wollen) was das für dich/euch an Schmerz bedeutet, das kannst du nicht erzwingen. Nur lernen mit der Reaktion von ihr umzugehen, und das es dir das Herz nicht so schwer macht.

von Itzy am 23.12.2019, 13:57



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Hmm... das ist wirklich eine schwierige Situation. Ich finde auch, dass jeder so trauern darf, wie er das möchte. Wenn Menschen trauern, machen sie oft Dinge, die für Außenstehende schwer oder gar nicht zu verstehen sind. Aber jede Trauer ist nun mal anders und jeder Mensch geht anders mit der Trauer um. Manchen hilft es schnell wieder einen gewohnten Alltag zu haben, weil das Sicherheit bringt, wieder andere können das einfach nicht. Nichts davon ist falsch oder schlechter, jeder macht es einfach auf seine Art. Und das Wichtigste ist, dass man das tut, was einem selber hilft, so etwas zu verarbeiten. Ich habe zwei Sternenkinder. Mein erster Sohn kam in der 18.SSW still zur Welt und im Juli 2018 kamen meine Zwillinge bei 25+2 zur Welt. Einer der beiden wurde auch nur 6 Wochen alt und hat dann den Kampf um sein Leben nach dieser viel zu frühen Geburt verloren. Ich habe jetzt anders getrauert, als damals bei meinem ersten Sohn. Nicht weil es weniger schlimm war, es war einfach nicht vergleichbar und gleichzeitig hatte ich das Gefühl es zu kennen, da ich schon einmal ein Kind verloren habe. Aber bei meinem ersten Sohn hatte ich noch keine Kinder und es hat niemanden gekümmert, ob ich einfach nicht aus dem Bett aufstand. Ich habe mich da auch ziemlich zurückgezogen und war sehr in mich gekehrt, ich habe es jedoch geschafft in meinem Alltag alles normal weiter zu machen. Also ich war sehr bald wieder arbeiten, hatte auch Kontakt zu anderen Kindern, wenn auch nicht oft und wenn auch es sehr weh tat. Aber es hat mir insgesamt in der Verarbeitung geholfen. Ich habe auch viele Stunden verbracht, um Briefe an meinen Sohn zu schreiben oder um ein Erinnerungsalbum für ihn zu gestalten. Bei meinem Zwillingsjungen hatte ich schlicht und ergreifend nicht die Zeit so in meiner Trauer gefangen zu sein. Einfach aus dem Grund, weil meine anderen beiden Kinder mich brauchten. Meinen Großen hatte es schon so sehr mitgenommen, dass ich zuvor wochenlang im KH war und er mich nicht bei sich hatte. Ich musste einfach für ihn stark sein. Und mein zweiter Zwilling brauchte mich ebenso, ich musste jeden Tag auf die Neo zu ihm. Sein Leben hing auch noch sehr lange Zeit am seidenen Faden und er hatte noch sehr viele Tiefpunkte und war sehr, sehr lang nicht komplett stabil. Es gab neben der Trauer einfach noch so viel Ängste, Sorgen und trotzdem Hoffnung, dass er es schafft und nicht auch noch seinem Zwillingsbruder folgt. Irgendwie ging das alles einfach vor und ich hätte es nicht über mich gebracht, nicht für meine lebenden Kinder da sein zu können. Ich wollte das so sehr, dass das einfach über allem anderen stand. Jetzt ist mein Kleiner 17 Monate alt und sein Zwillingsbruder fehlt, er fehlt jeden Tag und ich denke jeden Tag an ihn. Zwischendurch hatte mich die Trauer wieder mehr eingeholt. Ich hatte zwischenzeitig ein paar Tiefpunkte, als ich mehr Zeit hatte, als sich ein Alltag eingependelt hatte. Aber es waren meist nur kurze Momente bzw. Tage und ich habe es bis jetzt geschafft, den gewohnten Alltag fort zu führen, sodass es Außenstehende gar nicht so wirklich bemerken. Ich war dann irgendwann immer wieder von den Kindern abgelenkt. Nur in Momenten, wenn ich alleine bin, kommt manchmal alles wieder hoch. Aber irgendwie schaffe ich es, die Trauer in den Alltag zu integrieren, also so dass meine Sternenkinder ihren Platz in unserer Familie haben und ich dennoch alles bewältigen kann. Wir reden viel von ihnen, mein Großer redet auch viel von seinem kleinen Bruder, wir schauen uns gemeinsam sein Fotoalbum an, wir basteln für ihn, wir bringen Blumen und Kerzen an sein Grab. Beide Sternenkinder gehören dazu, sie haben ihren festen Platz bei uns und trotzdem leben wir unser Leben ohne sie weiter. Auch wenn es immer wieder weh tut und ich mich häufig dabei erwische, darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, wenn meine Zwillinge beide bei mir wären und nicht getrennt oder wie meine beiden Sternenkinder sonst so wären, ob alle Geschwister sich ähnlich wären oder ob sie komplett anders als meine lebenden Kinder wären. Ich habe zum Glück keine nahestehende Person gehabt, die mich sehr verletzt hat. Es gab schon manche Sprüche, die nicht angebracht waren, aber ich kann in der letzten Zeit gut darüber stehen. Viele Menschen können ganz einfach nicht damit umgehen und manche meiden einen dann auch. Ich hatte z.Bsp. letzten Freitag Weihnachtsfeier von meiner Arbeit und eine liebe Kollegin aus Wien war auch dabei, die selber Zwillinge hat. Wir verstehen uns grundsätzlich sehr gut und haben uns bei jeder Weihnachtsfeier lange unterhalten. Aber dieses Mal war sie etwas distanzierter und ich hatte das Gefühl, sie konnte nicht gut mit meiner Geschichte umgehen. Ich habe dieses Jahr weniger mit ihr gesprochen. Vielleicht passt es irgendwann einmal und ich kann sie darauf ansprechen, aber bei der Weihnachtsfeier war für mich nicht der passende Zeitpunkt und es war irgendwie auch in Ordnung für mich. Es gibt ganz viele Personen, die einfach nicht wissen, wie sie mit Trauernden umgehen sollen. Und ja, es ist traurig, dass viele nicht einfach offen reden können oder so gar kein Verständnis zeigen, aber leider, leider muss man lernen, sich dann abzugrenzen, damit das Verhalten einen nicht jedes Mal so verletzt. Ich würde der Tochter deines Mannes einen Brief schreiben und ihr darin deine Gefühle bzw. alles erklären, was du ihr sagen willst. Dann kann sie entscheiden, ob sie ihn liest und ob und wie sie darauf reagiert. Wenn das klappt, könnt ihr ja vielleicht noch einmal darüber reden. Und wenn sie das gar nicht möchte, dann musst du dir für dich überlegen, ob du damit umgehen kannst. Wenn du so verletzt bist, dass es für dich nicht mehr geht, dass du mit ihr Kontakt hast, ohne eine Aussprache, dann würde ich tatsächlich den Kontakt abbrechen. Manchmal geht es eben leider nicht anders. Oder du versuchst ihr und dir noch eine Chance zu geben und ihr versucht euch wieder anzunähern und möglichst "normal" miteinander umzugehen, so ähnlich wie vorher. Natürlich ist man nie mehr ganz so wie vorher, aber man kann doch nach einiger Zeit und es ist bei euch ja nun doch schon drei Jahre her, versuchen in manchen Situationen oder Belangen wieder so normal wie möglich zu sein. Du wirst sie ja nicht tagelang um dich haben und stundenweise ging das für mich eigentlich immer, dass ich auch mal versucht habe, nicht nur an meine verstorbenen Kinder zu denken oder von ihnen reden zu wollen, damit mit manchen Personen eben auch noch andere Themen ihren Platz finden. Ob das für dich geht oder nicht, kannst nur du ganz alleine entscheiden. Auch ob du überhaupt willst. Ich würde es verstehen, wenn du ihr nicht verzeihen kannst, die Reaktion war schon heftig, aber vielleicht hinterfragst du auch einmal, was hinter dieser Reaktion steht. Vielleicht hatte sie für sich einen Grund, wenn gleich es auch kein Grund rechtfertigt, aber manches Mal passieren nun mal Dinge, die nicht wirklich in Ordnung sind und vielleicht würde es nach einem Neuanfang aber dann doch wieder klappen. Ich würde mir also an deiner Stelle überlegen, ob es für dich überhaupt noch möglich ist, zu verzeihen und sich anzunähern. Und demnach würde ich dann handeln. Entweder Kontaktabbruch oder versuchen den Kontakt langsam wieder mehr herzustellen und sich gegebenenfalls doch noch einmal aussprechen bzw. eben ausmachen, wie ihr euch zukünftig begegnen könnt, dass es für euch beide in Ordnung ist und ohne euch gegenseitig zu verletzen. Ich wünsche dir alles Gute!

von sunnydani am 23.12.2019, 20:34



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Ich habe kein Sternenkind, deshalb weiß ich natürlich nicht, wie es ist ein Kind zu verlieren. Das ist mit Sicherheit das Schwerste, was man als Mutter mitmachen kann! Aber: dein Mann hat schon Enkel. Aus Sicht der Tochter kann ich schon nachvollziehen, dass sie sich und ihre Tochter da etwas "vernachlässigt" gefühlt hat. Du schreibst, DU tatest dich schwer, kleine Kinder zu sehen. Vielleicht hätte dein Mann da einfach mal ohne dich Zeit für die Enkelin aufwenden können. Immerhin kann ein Kind das schwer verstehen, wenn der Opa plötzlich keine Zeit mehr für sie hat. Ich würde der Tochter einen Brief schreiben. Vielleicht wäre das auf das Video schon eine passende Reaktion gewesen. Du schreibst, ein Aufeinandertreffen fand nicht statt, weil DU es psychisch nicht schaffst. Was ist mit deinem Mann? Es ist eine schwierige Situation, aber einen Kontaktabbruch fände ich für die Enkelin sehr schade.

von malini am 24.12.2019, 23:22



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Es tut mir sehr leid, dass du dein Kind gehen lassen musstest. Die Situation ist tatsächlich schwierig. Natürlich hat sich deine Stieftochter da jetzt unreif verhalten. Zumindest die Nachricht an di Familie zu schicken geht zu weit. Da hätte ein Gespräch mit euch von mehr reife gezeugt. Ich kann allerdings tatsächlich verstehen, dass sie sich verletzt fühlt. Natürlich kann und soll jeder trauern wie er will. Und niemandem steht es zu darüber zu urteilen. Aber hat denn mal jemand gefragt, wie es der großen Schwester ging? Hat sie sich vielleicht übergangen, ausgeschlossen gefühlt? Hängt es da vielleicht? Habt ihr erklärt, warum du jetzt ihr Kind nicht sehen kannst? Ich versuche nicht, ihr Verhalten zu rechtfertigen, aber einen Grund zu finden. Auch das mit der Hochzeit und eurer Tochter darf die Stieftochter befremdlich finden. Es ist natürlich euer Ding, aber nicht jeder muss eure Meinung teilen. Ich würde ihr auch eine Brief schreiben. Erkläre genau, was sich verletzt hat. Und bitte rechtfertige dich nicht. Du magst nicht alle richtig gemacht haben, aber das darfst du in eurer Situation auch. Wenn gar nichts hilft, geht tatsächlich nur ein Kontaktabbruch. Manchmal geht es nicht anders. Alles Gute

von Inena am 25.12.2019, 08:42



Antwort auf Beitrag von Candia

Zuerst einmal möchte ich dir mein herzliches Beileid aussprechen! Ich hatte "nur" eine Fehlgeburt, das was ihr erlebt habt, muss sich noch deutlich schlimmer angefühlt haben und noch immer anfühlen. Ich denke wie meine Vorschreiberinnen auch, dass es keinen falschen Weg gibt, zu trauern. In deinem Fall habe ich ein bisschen das Gefühl, dass du in deiner Trauer festhängst und auch daran festhältst. Für mich hört es sich ein bisschen so an, als würdest du irgendwie unterbewusst gar nicht wollen, dass deine Trauer weniger wird. Da das ja auch bedeutet, dein Kind immer mehr gehen zu lassen. Das kann ich schon verstehen. Aber ich denke, dass es gut wäre, wenn dir das immer ein bisschen mehr gelingen würde. Auch wenn es hart ist. Das würde ich mir für dich wünschen. Die Reaktion deiner Stieftochter war natürlich hart. Dennoch kann ich mich auch in sie rein versetzen. Auch sie ist Tochter. Nämlich die deines Mannes. Und auch wenn sie erwachsen ist, hat sie dennoch auch das Recht, Zeit mit ihrem Papa zu verbringen. Und auch die Enkelin. Wenn man trauert, vergisst man leicht alles außen rum. Verständlicherweise. Dennoch muss man, finde ich, auch verstehen, dass der Verlust nicht für alle das zentrale Thema über Wochen, Monate und Jahre sein kann. So hart das klingt, aber das Leben geht für die andern eben früher weiter als für einen selbst. Und das ist auch völlig in Ordnung! Ich denke es wäre schon gut, wenn es dir wieder gelingt, auch die andern um dich rum wahrnehmen. Mit ihrem Leben. Ihren Interessen. Vielleicht tut es dir auch gut, mal an was anderes zu denken. Das würde ich dir wünschen. Das heißt nicht, dass dein Kind dadurch in Vergessenheit gerät oder weniger wichtig ist. Es hat dennoch seinen Platz. Vielleicht keinen so übermächtigen und über allem stehenden mehr. Aber vielleicht wäre genau das auch richtig. Es hat seinen Platz. So wie alle anderen auch, wie beispielsweise die anderen Kinder deines Mannes. Ich würde deiner Stieftochter ebenso einen Brief schreiben. Schreib ihr, wie du dich fühlst. Aber frag auch nach ihr. Wie es ihr mit all dem geht. Ich denke, sie hat sich sehr ausgeschlossen gefühlt. Vergiss nicht, sie ist auch das Kind deines Mannes. Ich wünsch dir alles Gute!

von CarmenMS am 27.12.2019, 08:31



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Liebe Candia, mir tut es sehr leid, dass ihr eure kleine Tochter gestorben. Das ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Ich habe meine Tochter vor 10 Jahren in der 40. SSW verloren und die Zeit danach war die Hölle für mich. Von Depressionen bis Suizidgedanken, die ich angesichts meiner 4-jährigen Tochter damals dann -zum Glück- wieder verworfen hab. Aber manchmal kam mir einfach der Gedanke, jetzt das Steuer kurz nach rechts ziehen und der ganze Schmerz hat ein Ende...mir ging es einfach schlecht und ich fühlte mich einsam und unverstanden in meiner Trauer. Auch ich wollte keinen sehen, keine kleinen Kinder um mich herum haben. Ich kann dich voll verstehen. Man hat einfach keine Kraft für all das; das kann man vielleicht nicht nachvollziehen, wenn man "nur" ne Fehlgeburt hatte (die hatte ich auch davor, von daher kenn ich das Gefühl auch). Aber das hat mich physisch und psychisch umgehauen. Die Stieftochter ist zwar immer noch Tochter, aber erwachsen und sollte, gerade da sie selber Mutter ist, ein wenig mehr Verständnis haben. Hej, es waren bei dir damals gerade mal 6(!) Monate vergangen!! Das ist nix! Zuerst ist man noch total unter Schock und irgendwann trifft einen die Trauer mit voller Wucht. Selbst einer 8-jährigen kann man erklären, dass Oma und Opa Zeit benötigen, weil deren Kind im Himmel ist und die im Moment sehr traurig sind. Ihr habt das schon toll gemacht: im Hospizverein, euch dort Hilfe geholt, wart für euch, habt euch in eurer Trauer unterstützt, gemeinsam was unternommen...Hut ab! Auch die Aktion mit der Einladung find ich schön. Du hast ja auch schon alles wieder probiert bezüglich einer Annäherung. Wie kann man nur so verbockt sein als erwachsene Tochter? Mir unbegreiflich. Ich würde es auch mit nem Brief versuchen. Vielleicht hilft es. Habt ihr jetzt denn Kontakt zur Enkelin? Dann beschränkt euch darauf und gut ist. Ich habe auch Kontakte zu guten Freundinnen abgebrochen. Es tat mir damals einfach nicht gut, nach nem halben Jahr zu hören, ich muss nach vorne gucken und es reicht jetzt...ja ja...try working in my shoes, sag ich da nur. Ich drück dich und wünsch dir alles Gute!!! Ach so, mir geht's jetzt wieder gut. Hat lang gedauert mit Selbsthilfegruppe und so (die ich ne Zeitlang selber geleitet habe). Da sind Gleichgesinnte, die einen verstehen und all deine Gefühle nachvollziehen können und dich stärken. Wir haben dort viel geweint und viel gelacht! LG Sylvie

von nejumi am 10.01.2020, 09:44



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Hallo und ein großes Dankschön an Alle, die mir hier geantwortet haben und sich somit Zeit für meine Sorgen genommen haben. Meine Rückmeldung kommt spät, entschuldigt. Ich danke euch sehr für euer Mitgefühl und Verständnis! Insbesondere dir, liebe(r) nejumi. Bei deinen Zeilen habe ich gleich Gänsehaut bekommen und gespürt, dass du irgendwie meine Situation sehr gut verstanden hast und im Grunde ähnlich denkst wie ich auch. Es war verdammt nochmal erst 6 Monate her. Da hatte man früher noch jedes Recht der Welt zu trauern, in schwarz zu gehen und das Haus nicht verlassen zu müssen. Was ist denn heute mit dem Trauerjahr geschehen? Darauf hat man gefühlt keinen "Anspruch" mehr, schade! Tatsächlich bin ich auch in eine Depression gefallen und wirklich so wie du gedacht, nejumi, jetzt das Steuer nach rechts und all diese Gefühle muss ich nicht mehr aushalten. Dieses ständige sich rechtfertigen müssen, warum man dies macht, aber darauf keine Lust mehr hat, das hat mich sehr angestrengt! Und die Tochter ist über 30 Jahre alt, kein kleines Mädchen, kein Teenie, selbst Mutter zwei Kinder, da hätte sie ihr Verhalten reflektieren können. Dennoch habe ich euer aller Zeilen genutzt und auch mich versucht zu reflektieren. Mein Mann hat natürlich versucht seiner Tochter zu vermitteln, dass es für uns, ohne ein Gespräch mit ihr, nicht einfach so weitergehen kann wie früher. Das lehnt sie eben ab. Sie muss darüber nicht reden. (klar sie konnte uns ja auch in Ruhe ihre Sicht der Dinge innerhalb des Videos schildern. Leider konnten wir das nicht). Wir sind wirklich der Ansicht, dass wir reden und nicht schreiben wollen. Im Schreiben entstehen leider nur noch mehr Missverständnisse. Solang sie dazu nicht bereit ist, wird auch nichts großes stattfinden. Mein Mann hat darum gebeten, auch wenn kein Kontakt zurzeit zwischen ihm und ihr besteht, dass er vielleicht dennoch Kontakt zu den Enkelkindern haben kann, denn diese vermisst er schon. Das lehnt sie leider auch sehr vehement ab. Solang er nicht gewillt ist, mit ihr Kontakt zu haben und die Sache ruhen zu lassen, sieht er auch die Kinder nicht. Da kann man nichts machen. Ich für meinen Teil entziehe mich dem Ganzen. Im Grunde hat ja auch eine enorme Ablehnung meiner Person stattgefunden (Mein Mann sollte mich nicht heiraten, ich werde nirgendwo erwähnt,zum Geburtstag gratulierte sie mir gleich nicht mehr)-> das schmerzt, weil ich neben meinem Kind nun auch die Stieftochter verloren habe und ich weiß gar nicht recht, was ich wann hätte anders machen sollen. Sollten Familientreffen stattfinden und sie ist anwesend, habe ich hoffentlich die innere Stärke das Auszuhalten. Nochmals Danke an Euch alle! Es hat mir sehr gut getan, eure Zeilen zu lesen und vor allem auch mich hier auskotzen zu können, ohne das jemand mich schimpft ;-) Liebe Grüße an Alle

von Candia am 10.01.2020, 13:32



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Candia, es schimmert durch, dass das Problem zwischen Euch und Deiner Stieftochter eigentlich ein ganz anderes ist. Sie scheint wohl ein Problem mit Eurer Partnerschaft an sich zu haben und die Sache mit Eurem toten Kind ist da möglicherweise einfach ein Ventil (und zwar ein vollkommen unpassendes). Natürlich hast Du vollkommen Recht, dass sie Euch nicht so hätte angehen dürfen. So wie es klingt, legt Ihr den Kontakt zu ihr wohl am besten erstmal auf Eis. Ihr könnt da vermutlich aktuell nicht viel dran ändern. Es können auch wieder andere Zeiten kommen.

von Mörchen17 am 10.01.2020, 18:30



Antwort auf Beitrag von Candia

Mörchen, das sehe ich ähnlich, ja. Natürlich hat sie das, was ich wirklich schade finde, aber natürlich nicht ändern kann. Sie ist ein Trennungskind und musste viel auf ihren Papa verzichten. Im Grunde ihre ganze Kindheit hindurch, da sie mit ihrer Mutter in ein anderes Bundesland zog und somit kaum Kontakt bestand. Als sie älter war näherten sie sich wieder an. Irgendwie kam da wohl unser Kinderwunsch bzw unsere Familienplanung „dazwischen“. Sie ist sicher eifersüchtig. Den Kontakt werde ich, wie geschrieben einstellen. Vielleicht ist es auch so besser und sie und ihr Vater dadurch die Möglichkeit ein gewisses Maß an Kontakt herzustellen. Ich weiß es nicht. Patchwork ist schon echt hart. Auch wenn die Kinder groß sind hat man als Stiefmutter mitunter eine schwierige Rolle einzunehmen. Ich muss es akzeptieren. Danke für deine Rückmeldung!

von Candia am 10.01.2020, 19:13



Antwort auf Beitrag von Candia

Hallo. Ich möchte sagen, dass ich das absolut normal und verständlich finde, dass die Trauer um ein gestorbenes Kind niemals weg geht. Dafür solltest du dich nicht nicht rechtfertigen müssen. Die Situation ist sehr verfahren und ich wüsste keinen Weg, das wirklich noch zu ebnen. Zumal die Tochter deines Partners nicht darüber reden möchte. Und wie soll man etwas auflösen, ohne darüber zu sprechen, das geht nicht. (Du hast recht, ober WA, bzw. social media, das ist ein Unding.) Ich verstehe auch, dass sie nicht möchte, dass dein Partner seine Enkel sieht - denn wie soll das denn gehen, wenn sie und er sich nicht begegnen sollen? Und was sollen die Kinder empfinden, wenn Mutter und Opa sich strikt meiden? Da seh ich in der aktuellen Situation tatsächlich keinen praktikablen Weg. Solange der Konflikt nicht geklärt ist, ist es m.E. leider (!) vielleicht zumindest für die Enkel der beste Weg, gar keinen Kontakt zu haben. Ohne dir oder jemandem Vorwürfe zu machen - trotz allem denke ich, die Tochter deines Partners leidet selbst am meisten. Es ist dramatisch und für einen Menschen eine dauerhafte Belastung, den Kontakt zu einem Elternteil abzubrechen. Ich denke auch, die Beziehung zwischen der Tochter und deinem Partner hatte immer schon einen Sprung, sonst wäre sie daran nicht zerbrochen. Du schreibst, dein Partner ist sehr jung Vater geworden. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, wie man sich als Vater verhält, war möglicherweise nicht bei der Geburt dabei? War noch stärker an Ausgehen mit Kumpels und dem Aufbau der Karriere beschäftigt als damit, Zeit mit seiner Tochter zu verbringen? Meine Vermutung ist nämlich, dass seine Tochter nie eine sichere Bindung zu ihm hatte. Ist mein Gedankengang dazu, ob das sein könnte, könnt ihr ja selbst bewerten. Der Tod deines Kindes tut mir sehr leid.

von Esmeralda am 14.01.2020, 00:20