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Mein Kind wird "vergessen"

Thema: Mein Kind wird "vergessen"

Hey ihr Lieben, Ich weiss nicht, ob es hier hinpasst, aber ich schreibe es einfach mal nieder. Es brodelt schon so lang in mir. Es muss einfach mal raus. Es ist schon Jahre her als mein Baby starb. Es ist das mittlere meiner Kinder. Mein großes Kind hat natürlich alles mitbekommen und weiss auch alles. Unser Nachzügler ist noch zu klein, aber er soll natürlich auch erfahren, dass es einen Engel gibt, der auf ihn aufpasst. Groß und Klein sind 11 Jahre auseinander. Meine Eltern sind geschieden. Nachdem unser Kind ein Engel wurde, haben wir allen Eltern eine Fotocollage mit den schönsten Fotos gemacht. Es schmerzt mich zwar immer das Hängen zu sehen, aber es freut mich auch sehr. Meine Mama fährt auch regelmäßig zum Grab und besucht unseren kleinen Engel. Mein Vater hat die Collage sofort in den Keller getan. Er spricht nicht darüber und will es auch nicht. Bei ihm zu Hause gibt es eine ganze Wand mit allen Enkelkindern. Ich glaube er hat jetzt 11 oder 12 (durch seine neue Frau, die hat 5 Kinder und die haben auch alle Kinder). Unser Engel hängt natürlich nicht an der Wand. Im Hause meines Vaters existiert sie einfach nicht. Das verletzt mich immer sehr. Mama sagt immer, dass er damit einfach nicht umgehen kann. Vom Kopf her, weiss ich auch, dass das okay ist. Im Herzen tut es trotzdem weh. Das es meinem Vater nicht egal ist, weiss ich auch. Als er damals kam um sich zu verabschieden...noch nie habe ich einen Menschen so schlimm weinen sehen. Allein der Gedanke daran bricht mir das Herz. Dann ist da noch die Familie meines Mannes. Sein Bruder hat 2 kleine Mädchen. Da ist immer ordentlich was los. Die beiden sind nur 2 Jahre auseinander. Bei uns geht es mit dem großen Altersunterschied recht entspannt zu. Mein Mann und ich möchten aber noch ein Kind haben. Das sagen wir auch offen. Letztens waren seine Eltern zu Besuch und seine Mutter sagte dann: "Wenn ihr bald euer drittes Kind bekommt, dann wisst ihr auch mal wie stressig es mit 2 kleinen Kindern ist. Wie bei deinem Bruder." Innerlich koche ich dann immer und denke 'unser viertes Kind' und am liebsten würde ich ihr dann ins Gesicht schreien: "Wir wissen sehr wohl wie es mit zwei kleinen Kindern ist, schon vergessen??? Glaubst du etwa es ist kein Stress ein Kind auf Intensiv liegen zu haben und mit dem anderen im Ronald McDonals Haus zu leben?" Mich verletzt einfach dieses "vergessen". Was ich manchen sogar als bewusst unterstelle. Ich merke auch, wenn mich Leute fragen wie viele Kinder ich habe, dann sage ich 3. Manchmal kommt die Frage wie alt sie sind, dann sage ich: Unser Mittleres wäre nun... Dann ist es ja jedem klar. Ich merke auch oft wie die Familie meines Mannes dann mit den Augen rollt, weil ich jetzt wieder unser totes Kind erwähne. Es zählt doch nicht, es lebt nicht mehr, es macht keine Arbeit. Warum zähle ich es auf? ...so kommt das dann für mich rüber. Zb hat sein Bruder für beide Kinder diese Angelcare Matte. Uns stand ein intensivmonitor zu, ich wollte aber keinen für Nummer 3. Das verstand seine Mutter nicht. Sie fand wir bräuchten auch so eine Matte. Sein Bruder sagte dann auch, dass die Matte sehr gut sei. Er bräuchte die nur für die eigene Beruhigung und er könnte es gar nicht aussprechen oder sich vorstellen, dass seinen Mädels mal was passiert. Da denk ich auch immer: Haaaaallooooo...wem erzählst du das? Ich bin da immer sehr zurückhaltend, weil es die Seite meines Mannes ist. Deshalb schreie ich nur in Gedanken. Mein Mann steht hinter mir. Er versteht meine Ängste und Sorgen und egal wie verrückt es manchmal sein kann, er hält zu mir. Er ist aber auch eher der ganz stille Typ. Von sich aus würde er nie drüber reden (außer mit mir und unseren Kindern). Aber das ist okay. Ich weiss wie es in seinem Herzen aussieht. Ich glaube man ist oder ich bin durch diesen Schicksalsschlag einfach so leicht verwundbar. Da geh ich innerlich schnell von 0 auf 100. Aber für mich gibt es manchmal nichts schlimmeres als wie wenn man mein Kind "vergisst". Oder bin ich nur ein Trotzkopf, der sein verstorbenes Kind auch in dieser Welt erwähnt haben möchte? Mir fällt es oft schwer das Ganze klar zu sehen. Dafür sind die Gefühle einfach zu stark.

von GwendolineB am 25.10.2019, 08:02



Antwort auf Beitrag von GwendolineB

Es tut mir schrecklich leid, dass euer mittleres Kind gestorben ist. Und ich verstehe dich total. Es ist euer Kind und wird immer zu eurer Familie dazu gehören und es ist wirklich sehr schade, dass deine Familie das nicht so sehen kann. Ich würde mal um ein Gespräch bitten. Also ich würde sagen, dass dir etwas Wichtiges auf dem Herzen liegt, das du gerne mal ansprechen möchtest und darum bitten, dass dir bis zum Ende zugehört wird und du ernst genommen wirst, weil es dir einfach wichtig ist. Dann würde ich sagen, wie du dich fühlst und wie es dir damit geht, dass immer wieder solche Ansagen kommen und dass dein Kind einfach vergessen wird. Und in genau diesen Momenten, in denen solche Ansagen kommen, würde ich auch nicht schlucken, sondern genau das sagen. Zwar in einem neutralen Ton, nicht anklagend, aber ich würde das auch nicht so auf mir sitzen lassen. Das sind ja auch wirklich dämliche Aussagen, wie z.Bsp. die, dass du dann siehst, wie stressig es mit zwei Kleinkindern ist. Was soll denn das? Ist das jetzt ein Wettkampf unter euch, wer es schlimmer und stressiger hat? Es ist doch von jedem die eigene Entscheidung, in welchem Abstand er seine Kinder haben will und da gibt es auch nichts aufzuwiegen, wem es jetzt besser oder schlechter geht. Also ich kenne deine Familie ja nicht, ich weiß auch nicht, ob es bei ihnen zielführend ist so ein Gespräch zu führen. Manche Personen machen ja komplett dicht oder sind überhaupt nicht zugänglich. Das musst du natürlich abschätzen, aber ich würde es versuchen. Oder wenn du meinst, sie würden dich nicht ernst nehmen oder dir nicht zuhören, dann würde ich einen Brief schreiben. Einfach mal für dich, damit du all deine Sorgen loswirst und dann kannst du dir ja überlegen, ob du ihnen den Brief geben willst. Ich selber habe zwei Kinder bei mir und zwei Sternenkinder. Mein erstes Kind kam in der 18.SSW still zur Welt. Mein zweites Kind kam zum Glück gesund und munter in der 37.SSW zur Welt. Und meine Zwillinge waren extreme Frühchen, kamen bei 25+2 auf die Welt und einer der beiden hat den Kampf um sein Leben verloren und ist mit 6 Wochen gestorben. Wir gehen damit sehr offen um und unser Umfeld zum Glück auch. Natürlich kamen auch schon von manchen Personen dämliche Kommentare, aber ich muss sagen, die meisten sind sehr einfühlsam. Mein erstes Kind ist aber im Vergleich zu meinem Zwilling auch eher vergessen. Mein näheres Umfeld denkt schon noch an ihn und manchmal sprechen wir darüber, aber der Tod von unserem Nico ist für alle doch greifbarer gewesen, dass ich finde, dass man in der Hinsicht da schon einen Unterschied merkt. Mein erstes Kind war für Außenstehende immerhin "nur" eine Fehlgeburt, die nie da war. Bei Nico konnten sich alle mehr darunter vorstellen und immerhin ist sein Zwillingsbruder ja auch hier bei uns. Aber ich habe für mich jetzt nicht das Gefühl, dass meine Kinder vergessen sind. Für mich und unsere nahe Familie haben sie einen festen Platz in unserem Leben und gehören einfach dazu. Mein Vater hat bei meinem ersten Sohn auch einmal gemeint, ich solle nicht immer daran erinnert werden und es wäre doch besser, nicht dauernd davon zu reden. Da habe ich ihm aber gesagt, dass es für mich nicht besser ist. Denn ich denke ohnehin ständig an ihn und werde ihn nie vergessen. Und für mich ist es schön, wenn ich weiß, dass auch andere Leute an ihn denken. Wir haben auch eine Gedenkecke für unseren ersten Sohn und Fotos von unserem Nico im Wohnzimmer hängen und unsere Eltern haben auch Fotos von ihm. Meinen Großen hat es auch sehr mitgenommen, dass einer seiner kleinen Brüder gestorben ist. Und auch wenn wir nicht ständig von Nico reden, ist er doch immer präsent bei uns und wird auch immer wieder zum Thema. Bei meinem ersten Kind habe ich bei dummen Ansagen auch noch eher geschwiegen und nicht richtig gewusst, wie ich reagieren soll. Z.Bsp. auf die Ansagen, ich bin ja noch so jung und könnte noch so viele Kinder kriegen. Das war für mich auch immer mitten ins Herz, denn dieses Kind werde ich nie wieder haben, egal wie viele Kinder ich noch kriege, dieses Kind werde ich nie kennenlernen und kein anderes Kind der Welt könnte ein Ersatz für genau dieses, mein erstes, Kind sein. Aber jetzt sage ich das den Leuten dann offen, wenn ich etwas nicht angebracht finde. Zwar höflich und nett, aber ich sage es, damit sie es wissen. Ich bin da eben eher der offene Typ. Wenn ich merke, jemand spricht nicht davon, weil es ihn selbst so verletzt oder derjenige ist sehr unsicher, dann hake ich da jedoch nicht nach und lasse ihn. Manchmal können Leute wirklich nicht mit so einem Thema umgehen und ich finde nicht, dass es mir jetzt zustehen würde, sie dahingehend zu belehren. Ich finde, man hat schon im Gespür, mit wem man eher darüber sprechen kann und mit wem nicht. Aber bei so Ansagen wie: Du kannst ja froh sein, dass es wenigstens einer geschafft hat (die hab ich wirklich von mehreren Leuten gehört), konnte ich nicht einfach nur schweigen. Denn ja klar bin ich froh, dass es Tim wenigstens geschafft hat, aber des ersetzt doch Nico nicht und relativiert auch nicht den Schmerz und die Trauer um ihn. Denn ich hätte normalerweise jetzt zwei so kleine Zwerge hier, die vermutlich schon miteinander plaudern und kommunizieren würden. Und wenn ich meinen Tim ansehe, dann muss ich automatisch immer daran denken, dass Nico auch da sein sollte und merke einfach, wie sehr er fehlt. Er wird immer fehlen, denn eigentlich sollten sie zu zweit sein. Und das sage ich diesen Leuten dann auch. Oder ich habe während der Neo-Zeit, wenn ich gesagt habe, wie schwer es mir fällt, die Babys im KH zu lassen, auch gehört, dass ich sie normalerweise ja auch noch nicht sehen würde, so quasi, ist ja nicht so schlimm, dass du sie nicht zu Hause hast, weil normalerweise hättest du sie ja auch noch nicht zu Hause. Das hat mich auch sehr verletzt und darauf habe ich dann gesagt: Nein, ich würde sie noch nicht sehen, aber ich hätte sie immer in meinem Bauch und würde sie jeden Tag spüren, ich müsste sie nicht alleine im KH zurücklassen, sondern hätte sie behütet und beschützt in meinem Bauch. Ich müsste nicht zusehen, wie sie leiden und kämpfen und wie schlecht es ihnen geht, sondern ich wüsste sie vergnügt turnend in meinem Bauch. Ich hätte ihnen das einfach alles gerne abgenommen und sie davor beschützt, aber das konnte ich nicht und deshalb fällt es mir jetzt noch schwerer, sie gefühlt ganz alleine im Krankenhaus zu lassen. Ohne Mama, in dieser kalten Welt, in der ständig jemand etwas mit ihnen macht, das sie nicht mögen und die ein ständiger Kampf ist. Darauf sagte dann keiner mehr etwas. Wenn ich gefragt werde, wie viele Kinder ich habe, ist es oft wirklich schwer. Da wiege ich ab, wie gut ich die Person kenne oder wie es sich gerade anfühlt. Oft sage ich, ich habe zwei Kinder hier bei mir. Das gibt die Möglichkeit für den Gesprächspartner entweder nachzufragen oder den Satz so stehen zu lassen. Und je nachdem wie er sich entscheidet, passt das für mich. Wenn mein Großer dabei ist, übernimmt er das auch oft, denn er sagt dann meistens, dass er nicht nur einen Bruder hat, sondern zwei, einen hier und einen im Himmel. Seinen "großen" Bruder erwähnt er nicht, er weiß zwar, dass es ihn gibt, aber er war da noch nicht auf der Welt und das ist nicht so greifbar für ihn und das ist für mich auch in Ordnung so. Es ist natürlich schwer, wenn man sich unverstanden fühlt, aber für dich musst du versuchen einen Weg zu finden, dich selber zu schützen, damit du nicht immer mehr und mehr verletzt wirst. Es gibt da auch kein Richtig und kein Falsch, es ist wichtig, dass es für dich passend ist. In manchen Situationen erwähne ich meine beiden verstorbenen Kinder auch nicht, weil es für mich einfach nicht passend ist. Oder teilweise, wenn es um die Frühgeburt geht und dahingehende Fragen kommen und ich von Nico erzähle, erwähne ich meinen ersten Sohn oft auch nicht. Für mich gehört er aber trotzdem dazu, auch wenn ich nicht überall von ihm erzähle und ich habe das schlechte Gewissen dahingehend für mich auch ablegen können. Weil ich meinem Sohn am Friedhof einmal erklärt habe, dass er für mich immer mein erstes Kind sein wird und ich immer an ihn denken und ihn nie vergessen werde, auch wenn ich ihn nicht vor jedem erwähne. Das hat mir einfach geholfen, dass ich so besser damit umgehen kann. Deshalb musst du versuchen für dich auch so einen Weg zu finden, damit es dir einfach besser damit geht. Und wenn das ist, dass du dein mittleres Kind immer dazuzählen und erwähnen willst, dann ist das völlig in Ordnung und sollte von allen anderen Personen akzeptiert werden. Und du solltest das auch offen sagen dürfen und nicht hinunterschlucken. Dass andere von deinem mittleren Kind sprechen oder an es denken, kannst du ja leider eh nicht beeinflussen, aber für dich kannst du wenigstens entscheiden, dass du es mit dabei haben willst und das sollte doch verstanden werden. Ich wünsche dir, dass du das für dich in deiner Familie klären kannst und dass dir Verständnis entgegengebracht wird. Alles, alles Liebe und Gute und ich denke fest an dein zweites Kind! Dani

von sunnydani am 25.10.2019, 09:54



Antwort auf Beitrag von GwendolineB

Liebe Gwendolin, Du bist alles andere als ein Trotzkopf! Du bist eine Mutter, der das Schlimmste überhaupt passiert ist, du hast dein Kind zu den Sternen ziehen lassen müssen. Unendlich schmerzvoll allein die Vorstellung. Ich musste es auch tatsächlich erleben, deshalb kann ich deine Gefühle glaub ich ein bisschen nachempfinden. Todes- und Geburtstag werden hier von mir und meinem Mann imme gefeiert. Wir gedenken ihrer Seele mit Licht und kleinen Geschenken für ihr Grab und ihre Gedenkwand. Derer, die ihrer noch gedenken, sind im laufe der Jahre, immer weniger geworden. Meine Eltern sind da ganz eisern. Viele Bilder und Kerzen brennen dort von unserem Engel. Tja, das war es auch schon. Keine weiteren Bekundungen, Erinnerungen, Glückwünsche. Es schmerzt, aber ich werde das überleben. Es war mein Kind, schade dass die Omas und Opas sie nicht „mehr“ wahrnehmen. Aber so ist es nun mal. Ihren Namen erwähne ich natürlich dennoch, auch in Kreisen von denen ich weiß, das ihnen das Thema eher unangenehm ist. Aber es ist nun mal IHR Gefühl. Dafür kann ich nichts und nur aus Rücksichtnahme mein Kind „verleugnen„? Niemals! Durch den Tod unseres Engels ist leider auch teilweise Kontakt zur Familie meines Mannes zerbrochen. Wir wollten gern am ihrem Geburtstag heiraten, um dem ganzen Tag noch mehr Symbolik zu geben und weil uns diese Sache enorm zusammengeschweißt hat. Die älteste Tochter meines Mannes kam nicht. Sie sagte über eine what’s app Botschaft ab, in der sie uns mitteilte, dass man weder wegen eines gesunden noch kranken noch toten Kindes heiraten sollte und warum dann im Anschluss nicht wenigstens noch eine große Feier stattfindet . Es hat mich so stark verletzt, dass ich sie bis heute nicht sehen will. So gehen Leute tatsächlich mit Trauer und Verlust um. Ich denke vielen ist dieses Thema einfach so unangenehm und beängstigend, dass sie es völlig ausblenden und einem aus dem Weg gehen. Ich habe mittlerweile gelernt mit, ich sag mal, schwierigen Reaktionen, umzugehen. Das ändert nichts am Schmerz, aber ich kann schneller einen Haken dran setzen. Ich finde offen trauernde Mamas und Papas unheimlich mutig, stark und ehrenwert! Lasst euch das nicht nehmen, denke an deinen Schatz. Denken wir alle an unsere Schätze, wer hätte es mehr verdient als sie? Alles Liebe

von Candia am 26.10.2019, 17:59



Antwort auf Beitrag von GwendolineB

Niemand sollte sein Kind zu Grabe tragen. Das ist das schlimmste überhaupt... Es tut mir im Herzen weh, wie deine Familie damit umgeht. Du solltest dringend das Gespräch suchen und sagen, wie du dich dabei fühlst. Dein mittleres Kind gehört genauso zur Familie wie alle anderen. In meiner Familie sind wir mit dem Tod meines Bruders (15) anders umgegangen. Ich war damals 14. Ich habe meine Eltern bitterlich weinen sehen. Meine Mutter hat das eh schon kaum verkraftet. Bruder u. Mutter sind nicht mehr da und manche Erinnerungen, wie ihr Geruch verblassen, manches nicht. Manchmal erinnere ich mich an ihre Stimmen, wenn ich ihre Bilder ansehe. Ale Familienmitglieder hängen bei unserem Vati über dem Sofa, auch die toten. Manchmal fragen mich meine Kinder, wer die alle sind und dann erzähle ich über meine Großeltern, meine Mama oder meine Geschwister, weil eben alle ein Teil der Familie sind. Genauso kennen meine Kinder die Gräber der Verstorbenen und ich spreche mit ihnen darüber. Wenn deine Familie keinen solchen Ort anbietet, solltest überlegen, welche Alternativen du hast. Du kannst sie ja schlecht dazu zwingen. Ich habe das Gefühl, dass deine Familie wirklich nicht mehr an dein Kind denkt. Dafür sprechen die Aussagen. Es geht nicht um Wettkampf oder um Vorwürfe, sondern um eine Sensibilisierung für deine Situation.

von Kätchen77 am 29.10.2019, 23:22



Antwort auf Beitrag von GwendolineB

Ich finde es unfassbar schlimm was euch passiert ist und möchte nichts davon kleinreden, nur einen anderen Blickwinkel zeigen: Mein Mann hat im Alter von 12 Jahren durch einen Autounfall seinen Zwillingsbruder verloren. Er selbst war schwer verletzt und lag wochenlang im Koma, viele OPs, usw. Ich kenne die Familie ja nun schon 15 Jahre und musste über die Jahre erkennen, dass (unter anderem) der unterschiedliche Umgang mit dem Tod mittlerweile fast zum Bruch zwischen meiner Schwiegermutter und meinem Mann führt. Meine Schwiegermutter (sehr extrovertiert und dominant) redet von ihrem toten Sohn, so als würde er noch leben, überall stehen Bilder von ihm. Sie hat den Tod damit verarbeitet dass sie ihn immer um sich hat. Mein Mann ist aber das komplette Gegenteil (introvertiert, sehr sensibel). Er konnte den Tod nicht gut verarbeiten weil ihn genau das davon abhält. Er ist eher der Typ, der verdrängen möchte, wodurch er in seiner Kindheit und Jugend keine Chance hatte, dadurch dass durch seine Mutter das Thema immer sehr präsent war. Ich will damit sagen: jeder hat (abhängig vom eigenen Typ) seine eigene Mechanismen mit solchen Tragödien umzugehen. Aber den anderen unmittelbar beteiligten Familienmitgliedern SEINE Methode aufzudrängen ist auch nicht ok und man sollte Rücksicht darauf nehmen. Mein Mann trauert auch um seinen Bruder und denkt hin und wieder an ihn, aber die starke Präsenz bei seiner Mutter überfordert ihn sogar noch heute (nach über 30 Jahren). Er hat sich übrigens nie getraut seine Mutter darauf anzusprechen.

von bellis123 am 17.11.2019, 16:03