Kleine Engel

Forum Kleine Engel

Männer und Trauer

Thema: Männer und Trauer

Hallo! Ich versteh langsam die Welt nicht mehr. Den Tod unseres Sternenkindes vor 1,5 Jahren haben mein Mann und ich beziehungstechnisch mit Bravour gemeistert, so blöd wie's klingt. Wir waren für einander da und haben uns gegenseitig Halt gegeben. Seit der Geburt unserer zweiten Tochter geht unsere Ehe den Bach runter. Er versteht einfach nicht, dass mir unsere erste Tochter so extrem fehlt! Die Trauer ist wieder so richtig stark geworden, weil mir jetzt irgendwie bewusst geworden ist, was für eine riesige Lücke sie hinterlassen hat. Da hilft auch meine kleine Maus auf dem Arm nichts. Sie wäre so oder so da und ist ja kein Ersatz! Das versteht er aber nicht. Er meint, wir wären doch jetzt eine richtige, normale Familie. Wenn ich ihm dann sage, dass dafür jemand fehlt, wird er sauer. Also er trauert schon noch und geht auch regelmäßig zu ihr auf den Friedhof, aber für ihn ist jetzt nach der Geburt der zweiten zum Glück lebenden Tochter irgendwie alles "gut". Das ist ja auch okay, dass er damit so gut umgehen kann, aber wieso kann er nicht verstehen, dass es für mich halt nicht so leicht ist? Dass ich sie trotz meinem Baby so fürchterlich vermisse? Sie wäre jetzt knapp 1,5 Jahre alt und würde wahrscheinlich ihre kleine Schwester ärgern. Eine super schöne Vorstellung! Anstatt mich zu trösten, wird mein Mann meistens ungeduldig und genervt. Wir streiten deswegen und weil ich so eine übertriebene Angst um die Kleine habe fast täglich, richtig heftig. Er sagt dann manchmal, ich soll keine Angst mehr haben, das letzte Kind, um das ich mir soviel Sorgen gemacht habe, ist jetzt tot. Als wenn ich Schuld an dem Tod bin! Meint er wahrscheinlich nicht so, kommt aber so rüber. Wegen der Angst will ich professionelle Hilfe, aber es dauert ewig, bis man da einen Termin bekommt! Manchmal bin ich richtig wütend, auf meine Sternentochter. Wenn sie bei uns geblieben wäre, wäre alles so schön! Dann habe ich aber sofort ein schlechtes Gewissen, wenn ich so denke und es geht mir noch schlechter. Kennt ihr das auch?

von Else2011 am 24.07.2011, 11:55



Antwort auf Beitrag von Else2011

genauso ist es bei mir und meinem mann.er versteht meine trauer nicht und wir streiten auch sehr heftig.für ihn muss nun alles gut sein,da nun endlich unsere tochter geboren ist (25.10.2010) ist. ich habe auch große angst um meine tochte rund bin jede sekunde für sie da....das ist weder gut für sie noch für mich,aber ich kann einfach nicht anders.abends bin ich dann total ausgelaugt und das hat zur folge das ich ein ventil suche-da muss mien mann dann dran glauben. ich kann dir keinen tip geben,aber ich glaube das wir uns irgendwann einen weg suchen mit allen sachen fertig zu werden.eine psychologische hilfe anzunehmen finde ich richtig-mir hilft es und man kann seinen ärger oftmals dort loswerden. ich habe direkt einen termin bekommen....vielleicht kennt dein hausarzt einen guten psychologen/-in und kann dort für dich anrufen.....meiner hat mir da geholfen. ich wünsche dir alles gute.

von sandra.a. am 24.07.2011, 13:19



Antwort auf Beitrag von Else2011

Ich kann mir gut vorstellen, dass es deinem mann genauso geht wie dir. ich könnte mir vorstellen, dass er die gedanken die du hast einfach nicht zulassen möchte, weil er sich nicht vorstellen mag, wie es wäre, wenn euch eure erdentochter auch verlässt.... ich denke, die gedanken schmerzen ihn zu sehr und deswegen lässt er sie nicht zu. er sieht, wie du dich damit quälst und das möchte er nicht. bei meinem mann war es so, dass er bis zum tag der beerdigung sehr viel von phillip sprach. ich habe ihn nochmal von einer ganz anderen seite kennengelernt und war froh, dass er so offen war. er ist sonst auch eher ein sehr ruhiger mensch, der kein überflüssiges wort sagt. und gefühle doch ziemlich unter verschluß hält. als phillip dann beerdigt wurde, war alle aus. es schien so, als wenn die beerdigung ein schlußstrich für ihn war und nun geht es weiter. er ging wieder arbeiten. für ihn veränderte sich im weiteren leben offensichtlich nichts... natürlich hatte sich was verändert, aber er tat so, als wäre nichts gewesen. die gespräche mußten aber auch über phillip handeln. sei es um die grabgestaltung, später um die arztunterlagen, die ich mir habe kommen lassen. Etc. Es gab Momente, da hat mich mein Mann einfach mit meinem Drang über Phillip zu reden stehen gelassen. Er hat sich umgedreht und das wars. als ich ihm zb. erzählte, das unsere damals 2jährige tochter zu "Vanille" "Phillip" sagt, war er schrecklich entsetzt und nöhlte rum, als wenn ich ihr das so beigebracht hätte und ihr ständig mit phillip einen floh ins ohr setzen würde... wir reden kaum mehr über phillip. es gab im nov. letzten jahres die situation, dass wir über phillip sprechen mußten. er begleitet mich bei meinem vorhaben usw. stand auch hinter mir, aber geheuer war ihm und ist ihm das alles nicht. vor einiger zeit, ein großer schritt für meinen mann..., erzählte er mir abends im bett, dass er auf dem friedhof war. er war schon öfter mal dort, aber hat nie was gesagt. manchmal hab ich ihn gefragt und er sagte dann auch ja. ich fragte dann, ob die blume, die ich paar tage vorher hingestellt hatte, noch gut aussieht. er sagte dann ja. und das wars dann auch schon mit dem gespräch. ich fand einfach nur toll, dass er gesagt hat, das er dort war. weil er sonst immer ein geheimnis draus gemacht hat. Ich war auch sauer auf die niedrigsten kleinigkeiten auf phillip. zb. war ich sauer, weil er mir einfach meine für ihn ausgesuchten namen genommen hat. solange haben wir uns einen namen ausgesucht. und dann.... wird er mir einfach genommen. ich war/bin sauer, dass phillip uns das alles angetan hat. die ganze trauer, die ganzen tränen. die ganzen schmerzen nach der geburt. darauf, dass er uns verlassen hat und uns hiergelassen hat...

von PhiSa am 24.07.2011, 19:13