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Brauche mal Rat - Achtung sehr lang

Thema: Brauche mal Rat - Achtung sehr lang

Hallo, ich brauche mal einen Rat von Euch. Nach der stillen Geburt unserer Tochter vor 10 Wochen hat sich unser Freundeskreis stark verändert. Einige Menschen haben sich von uns zurückgezogen, da sie mit unserer Trauer nicht umgehen können, andere (von denen wir es gar nicht erwartet haben) haben uns positiv überrascht und geben uns Halt. Ich habe es akzeptiert, dass sich in solchen Situationen zeigt, wer zu einem steht. Was mir allerdings sehr zu schaffen macht, ist die Reaktion einer meiner engsten Freundinnen. Wir kennen uns schon seit 20 Jahren und haben viel zusammen erlebt. Positives wie Trauriges. Wir waren füreinander da. Seit der Geburt meines Sohnes vor 2,5 Jahren hat die Beziehung zu meiner Freundin allerdings Risse bekommen, da sie, schon sehr lange alleinstehend mit unerfülltem Kinderwunsch, mit der Situation nicht gut klar kam. Außerdem war es einfach so, dass ich mit Baby zeitlich nicht mehr so flexibel war wie zuvor. Trotzdem hatten wir regelmäßig Kontakt, telefonierten oder unternahmen etwas gemeinsam. Ich merkte einfach nur, dass sie sich gefühlsmäßig von mir entfernte. Ich sprach sie mehrfach darauf an, aber sie wollte nicht darüber sprechen. Trotzdem hätte ich unsere Freundschaft nie in Frage gestellt. Letzten November wurde ich mit unserer Tochter schwanger. Die Reaktion meiner Freundin war lediglich die Frage, ob das geplant wäre (aufgrund meines Alters von 39). Keine Gratulation nichts. Als ich meiner Freundin von der SS erzählte, sagte ich ihr auch, dass nicht klar wäre, ob die SS überhaupt intakt ist, da man bis dahin nur eine Fruchthöhle und keinen Embryo sah (das Herz war erst in der 9. Woche zu sehen). In den darauffolgenden Wochen und Monaten (auch Weihnachten und Jahreswechsel) hörte ich nichts von ihr. Ich war ehrlich gesagt auch zu verletzt über ihre Reaktion als dass ich das Bedürfnis nach Kontakt gehabt hätte. Außerdem kämpfte ich mit wahnsinniger Übelkeit und ständigen Blutungen (lag auch stationär). Dann bekamen wir die Nachricht, dass unser kleines Mädchen sehr krank ist und die SS wahrscheinlich nicht überleben wird. Es folgten unzählige Untersuchungen und letztendlich das Ende des Albtraumes, der Tod unseres Babys und die stille Geburt in der 16. SSW. 3 Wochen nach der stillen Geburt hatte ich Geburtstag und bekam eine Geburtstagsmail von ihr. Ich hatte bis dahin nichts von meiner Freundin gehört und auch selbst keinen Kontakt gesucht. In dieser entschuldigte sie sich, dass sie sich nicht gemeldet hätte. Sie hatte Probleme mit der Arbeit und ihrer Mutter (sehr schwieriges Verhältnis). Sie fragte, ob die SS intakt wäre und wenn nicht, hoffe sie, dass mich meine Familie auffangen würde. Zum Schluss stand noch, sie würde sich freuen von mir zu hören. Ich habe mich daraufhin hingesetzt und ihr geschrieben, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Dass die SS intakt war, aber meine Tochter gestorben ist und ich sie still gebären musste und dass es mir sehr schlecht geht. Die Mail ist jetzt 7 Wochen her und seitdem habe ich nichts von ihr gehört. Ich frage mich, ob die Mail nicht angekommen ist (obwohl das wahrscheinlich die einzige Mail von mir in den letzten Jahren wäre, die nicht angekommen ist), da ich es nicht glauben kann, dass ein Mensch, mit dem ich so eng verbunden war, keinerlei Reaktion zeigt. Ich weiß, dass sie bei Überforderung dazu neigt, sich zurück zu ziehen, aber eine kurzes „es tut mir leid“ sollte doch möglich sein. Ich hätte an ihrer Stelle auch nicht gewusst, wie ich mich verhalten soll, aber ich wäre für sie da gewesen. Egal was die Monate vorher war. Was würdet Ihr machen? Davon ausgehen, dass sie die Mail bekommen hat und es auf sich beruhen lassen? Kontakt zu ihr suchen und mir eventuell Ausflüchte anhören müssen, warum sie sich nicht gemeldet hat? Ich bin so traurig und verletzt über die Sache. Vielen Dank fürs Lesen.

von Zwerg1511 am 01.05.2012, 22:06



Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Das Problem ist, dass du erwartest, dass si etwas dazu sagt. Ich befüchte, dass es viele Menschen gibt die gar ncihts dazu sagen bevor sie was falsches sagen. Meine engsten Freunde sagen auch wenig aber sie sind einfach da. Sie nehmen mich in den Arm und sagen, dass die Worte fehlen und das ist für mich vollkommen okay. Es ist deine Freundin, natürlich tut ihr das leid und du tust ihr leid aber letztlich war es für sie eine Schwangerschaft, von der sie nur per Mail wußte und so erfuhr sie auch das traurige Ende. Eine Pflicht-Floskel, dass es einem leid tut wäre mir nicht wichtig. Es kommt etwas herzliches (auch gwen wortlos) oder es ist wertlos. Da ich nie eine FG hatte wüßte ich außer, dass es mir leid tut wohl auch nicht viel zu sagen und ich würde meine Freundin einfach in den Arm nehmen. Da du ihre Kinderlosigkeit erwähnst sagt mir du denkst sie fühlt deshalb nicht genug mit dir... erwarte nicht zu viel und interpretiere nicht zu viel hinein, denn dann geht es dir auch nicht besser. Durch musst du und damit leben.

von never_regret am 01.05.2012, 22:24



Antwort auf Beitrag von never_regret

Nein von der Schwangerschaft wusste sie durch ein persönliches Gespräch. Nur vom Ende per Mail. Ich bin nur verletzt, dass nach 7 Wochen gar keine Reaktion kommt. Ich hätte mich einfach gefreut, wenn sie für mich da gewesen wäre. Wie ich es andersrum auch für sie gewesen wäre. Vielleicht kann sie sich aufgrund ihrer Kinderlosigkeit wirklich nicht reinversetzen, was es heißt, ein Kind tot auf die Welt zu bringen, aber wenn mir meine Freundin schreibt, "mir geht es sehr schlecht", dann wäre ich für sie da. Zum Reden, zum Schweigen , zum Weinen egal zu was. LG

von Zwerg1511 am 01.05.2012, 22:31



Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Ohweh, das ist eine blöde Situation. Wenn es dir wichtig ist, das zu klären, würde ich sie fragen, ob deine Mail nicht angekommen ist. Ist sie dir wichtig und sie sagt nein, wirst du ihr das wahrscheinlich glauben. Und danach an ihrer Reaktion dir und deinem Schicksal gegenüber neu beurteilen. Sagt sie ja, aber..., würde ich ihr klar sagen, dass es in solcher Situation kein aber gibt, weil sie dich gut genug kennen müsste, dass sie hätte wissen müssen, dass ein "ohnein, wie schlimm! Das tut mir sehr leid für dich!" oder so ähnlich gereicht hätte und dich die "Nichtreaktion" sehr traurig gemacht und verletzt hat. Ich glaube so würde ich das machen und das wohl auch telefonisch, weil es ja sein könnte, dass auf eine Mail wieder keine Antwort kommt. Stille Grüße und weiterhin viel Kraft Marie mit 2 Sternchen (20. SSW & 8. SSW) und Ida fest auf dem Arm

von HSVMarie am 01.05.2012, 22:33



Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war, habe ich mich mit meiner besten Freundin schwer zerstritten und über Monate keinen Kontakt gehabt. Meine Tochter starb in der 37. SSW. Ich teilte es meiner Freundin per SMS mit, warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Sie meldete sich daraufhin, sagte sofort, sie wisse nicht, damit umzugehen, könne mich auch nicht groß trösten. Wenn ich aber Ablenkung bräuchte, wäre sie für mich da, zum shoppen, rausgehen etc. Das hat mir ziemlich viel bedeutet. Sie ist danach meine Trauzeugin geworden. Der Kontakt ist jetzt nicht mehr wie früher, aber wieder sehr gut. Ich will damit sagen, irgendeine Möglichkeit der Reaktion hätte es für deine Freundin gegeben - wenn sie denn gewollt hätte. Ihr Schweigen hätte mich sehr verletzt und ich glaube, für mich wäre die Sache erledigt. Ich würde keinen Kontakt mehr zu ihr suchen, so schmerzhaft und traurig das auch ist. Ich wünsch dir, dass andere Freunde dir weiterhin Kraft geben!

von Else2011 am 01.05.2012, 23:13



Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

so schlimm das jetzt klingt, aber lege sie auf den stapel: Erledigt ! Auf solche Freunde kann man getrost verzichten, auch wenn es zuerst weh tut. das legt sich mit der zeit. ich habe ähnliche erfahrungen machen müssen, leider. Als ich damals mit unserem zweiten kind schwanger war, hat meine damalige freundin jede woche angerufen. wir wohnen 30 km auseinander, sahen uns nur sehr selten, aber wir haben regelmässig telefoniert. Sie war auch schwanger, und bekam den zweiten Sohn. Sie war etwas enttäuscht, weil sie so gerne eine tochter gehabt hätte. aber sie freute sich dennoch über ihren sohn. dann hat sie sich paar wochen nicht gemeldet. damit hatte ich keine probleme, da ich selber weiß, wie viel man mit einem neugeborenen um die ohren hat. Dann passierte was passieren mußte. ich erfuhr, daß ich eine tochter bekomme. mein sohn war damals 2 jahre alt. meine freundin meinte nur: och mensch, können wir nicht tauschen? ich wollte so gerne ein mädchen. gut, ich habs als scherz abgetan. man sagt oft dinge, die man nicht so meint. danach meldete sie sich wieder wochenlang nicht. wenn ich anrief, hatte sie immer keine zeit und war nur kurz angebunden. Dann verlor ich meine tochter. Sie starb zwei wochen nach der geburt. ich wußte nicht was ich tun sollte. meine freundin anrufen oder nicht? ich war sehr enttäuscht von ihr, weil es inzwischen mehr als 3 monate waren, in denen sie sich nicht gemeldet hat. ich hab sie nicht angerufen! eine woche nach der beerdigung meiner tochter meldete sie sich auf einmal. ich denk, ihr schlechtes gewissen hatte sie dazu getrieben. ihre erste frage: "Hattest du nicht vor kurzem Entbidungstermin? ist deine Maus schon auf der welt? seid ihr schon zu viert? ich antwortete: "Ja, wir sind zu viert, aber meine maus ist zu den sternchen gegangen. sie ist letzte woche beerdigt worden" So, das einzige was sie sagen konnte:"oh weia, dann lass dich nicht stören, ich meld mich wieder" Seitdem hab ich nie wieder was von ihr gehört !! das sind jetzt fast 18 jahre Aber ich habe durch diesen schicksalsschlag auch neue menschen kennengelernt. Als die Todesannonce in der zeitung war, meldete sich eine Frau aus unserem ort. Sie meinte, sie hatte leichte Skrupel anzurufen, weil ich vielleicht denken könnte, sie sei nur neugierig was passiert sei. aber sie hat auch eine tochter mit 4 monaten verloren und dachte, ich könnte sie vielleicht brauchen. nun sind wir seit fast 18 jahren befreundet und gehen durch dick und dünn. wildfremde menschen bieten ihre hilfe an, und menschen die einem bis dato nahestanden, entpuppen sich. nicht alle, aber viele wenn sich deine bekannte nochmal melden sollte, schreib einfach: "tut mir leid, aber ich habe neue menschen kennengelernt, die mir in den stunden des schmerzes nahestanden. menschen, von denen ich dachte, sie sind mit nah, haben sich von mir entfernt. und dazu gehörst du auch" knallhart reagieren....... die ausrede, daß sie nicht wußte wie sie reagieren soll, lass ich da nicht gelten. man muß nicht viel sagen, nur die schultern anbieten. und das sollte unter freunden möglich sein.

Mitglied inaktiv - 02.05.2012, 09:09



Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Ich habe in den letzen Wochen bei fast allen Menschen, die von meiner SS wußten, das Gefühl nicht verstanden zu sein und auch nicht ernst genug genommen werde.... die Freundschaft kündigen, würde ich trotzdem nicht. Wenn ihr lange Freunde seit, würde ich wahrscheinlich noch ein bisschen Zeit vergehen lassen, das du nicht mehr so emotional bist zu der Geschichte - vielleicht meldet sie sich ja auch noch von sich aus... wenn nicht, würde ich vielleicht in ein paar wochen ein klärendes gespräch suchen bzw. nochmal die möglichkeit dafür per e-mail nochmal ebnen.... ist ja schwer, eine gute freundin einfach gehen zu lassen - jeder macht mal fehler und sie kann sich vielleicht auch nicht so in die situation reinversetzen oder möchte es auch nicht, aus ihrem persönlichen grund (vielleicht eigener schmerz über kinderlosigkeit). ich würde sie nicht einfach abhacken - lieber gras drüber wachsen lassen und dann nochmal versuchen neuzustarten.

Mitglied inaktiv - 02.05.2012, 10:56



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Hallo, zunächst einmal tut es mir sehr leid, was Dir passiert ist. Zu Deinem Posting fiel mir sofort ein Erlebnis mit einer vermeintlich guten Freundin ein. Es ist nur sehr vage vergleichbar mit Deiner Geschichte, denn es ging nicht um ein Kind, sondern um ein totkrankes Pferd (das letztlich auch gestorben ist), aber das, was ich erlebte, ähnelt Deinem Erleben doch sehr. Ich hatte ebenfalls eine sehr gute, sehr enge Freundin, dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt. Sie war meine Trauzeugin und wir haben viele, viele lange und intensive Gespräche geführt. Wann immer ich ihr allerdings von meinen Sorgen um das Pferd erzählen wollte, hat sie sofort das Thema gewechselt und nur von sich und ihrem Vierbeiner geredet und was sie alles tolles erleben. Ein Mal war sie sogar dabei, als das Tier zusammenbrach - ich war noch nicht da, sondern auf dem Weg. Aber anstatt wie eine andere Freundin mit auf den Tierarzt zu warten, ist sie ausgeritten. Und als sie wiederkam, erzählte sie freudestrahlend, wie schön es war - fragte aber nicht einmal danach, was denn der Tierarzt gesagt hatte. Ich war maßlos enttäuscht von diesem Verhalten und habe mich zurückgezogen. Mir wurde immer deutlicher, dass es bei ihr eigentlich immer nur um sie ging - und dass sie mit meinen Problemen nichts zu tun haben wollte, sich nicht damit belasten wollte. Das ist für mich aber keine Freundschaft. Ein guter Freund/eine gute Freundin steht einem gerade in solchen Situationen bei und signalisiert zumindest, für einen da zu sein und einen aufzufangen. Ich kann Deine Enttäuschung sehr, sehr gut verstehen. Wenn es Dir wichtig ist, sprich sie darauf an und teile ihr Deine Enttäuschung mit. Ich habe das damals getan, das hat aber leider nicht geholfen bzw. gab es bei der Anderen keinerlei Einsicht. Vielleicht ist es Deiner Freundin wirklich nicht bewusst, wie weh sie Dir getan hat. Dann lässt sich das im Gespräch klären. Wenn nicht, hake sie ab, wie Andere hier schon empfohlen haben.

von trompetchen am 02.05.2012, 16:33



Antwort auf Beitrag von trompetchen

genau das meine ich. ich habe damals auch meiner freundin die chance gegeben, sich nochmal zu melden. sie sagte ja, sie ruft wieder an. hat sie aber nicht getan. wieso sollte ich ihr hinterherlaufen? eine freundin sollte immer da sein, auch in schweren zeiten das leben ist nicht immer rosarot :(

Mitglied inaktiv - 02.05.2012, 22:31



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Ja, Christine, genauso sehe ich es auch! Wer nur in guten Zeiten einem zur Seite steht, ist kein wahrer Freund.

von trompetchen am 03.05.2012, 13:52