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Beziehung zu anderen Kindern

Thema: Beziehung zu anderen Kindern

Hallo, mich beschäftigt gerade was und ich würde gerne von Euch Sternenmamis wissen, wie Eure Erfahrungen sind. Wie geht/gingt ihr mit Euren anderen Kindern um, als Ihr Eurer Sternchen bekommen habt/gehen lassen musstet? Wie hat sich die Beziehung zu dem/den anderen Kind/ern geändert? Hintergrund ist, dass ja meine Freundin ihr Baby in der 18 SSW geboren hat und es dann gestorben ist. Ich hatte das geschrieben, vielleicht erinnert sich ja wer. Mittlerweile hat sie das Baby beerdigt, es hat ein eigenes Grab bekommen, zu dem sie täglich geht. Ihre anderen zwei Kinder stehen für sie gerade voll im Hintergrund. Sie lässt sie nicht mehr an sich ran und man hat das Gefühl, das im Moment nur die Trauer um das verlorene Kind zählt. Die Kinder sind mittlerweile schon etwas verstört und der große Sohn reagiert schon langsam etwas agressiv. Z.B. zertritt er absichtlich einen Käfer und sagt dann zu seinen Mama : so, der ist jetzt tot wie das Baby. Ich finde das schon krass und weiß nicht so recht, was ich ihr sagen/raten soll. Sie hat ja ein Recht auf ihre Trauer, aber die Kinder sollten eben auch nicht darunter leiden müssen. Erzählt mal bitte. Wie war/ist das bei Euch und wie geht Ihr mit der Situation um. Liebe Grüße Tonic

Mitglied inaktiv - 19.08.2010, 20:57



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Hallo Tonic, Ich glaube mich ganz wage an dich und deine Freundin zu erinnern...Ich habe meinen Sohn Milan Jonah im November 2008 tot geboren, nachdem er im Bauch gestorben war. Auch in der 18.SSW. Ich habe Wochen gebraucht, um zu mir zu kommen. Ich musste, ich habe drei Kinder zu versorgen gehabt. Die erste Zeit (während der sechs Wochen Krankschreibung nach der Geburt) war mein Partner für mich und für die Kinder da. Er hat sie geweckt, angezogen, angetrieben, Frühstück gemacht in die Schule geschickt - zur Tamu gebracht...abgeholt, Essen gemacht mit Ihnen gespielt, vorgelesen und ins Bett gebracht...all das hätte ich alleine nicht geschafft. Ich habe mich leergeweint...Er hat mich getröstet und sie getröstet, selbst das konnte ich damals nicht von mir aus schaffen. Nach sechs Wochen musste ich wieder Arbeiten und das war in den ersten zwei Wochen die Hölle. Aber, es ging. Mit jedem Tag wurde es ein bisschen mehr Alltag. Jeden einzelnen Abend in den Monaten danach, wenn die Kinder im Bett waren und alles ruhig wurde, hat sich fast sowas wie ein Ritual entwickelt: wir weinten zusammen unter der Bettdecke zusammengekuschelt um unser Baby....Meine Kinder haben auch sehr viel erleiden müssen, aber wir sind dadurch viel viel näher Zusammengerückt, als es schon jemals war. Sie haben mich leiden sehen und haben mitgelitten. Ein bisschen hatte ich damals das Gefühl, dass sie sich von mir zurückgezogen haben und mich in Ruhe gelassen haben. Das tat irgendwie weh, war aber eine ganz normale Reaktion. Uns hat der Tod unseres Babys sehr verändert, wir sehen viele kleine Probleme mit anderen Augen. Was soll ich noch erzählen?? Deine Freundin braucht sicher viel Hilfe und Verständnis über das Geschehene hinwegzukommen. Weiß nicht, was ihr wirklich helfen würde, bei jedem ist es ja anders. Ob das, was ihr Sohn mit dem Käferchen gemacht hat wirklich Aggressionen sind oder eine Folge von Vernachlässigung, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber der Vergleich ist schon "interessant". Es zeigt vielleicht, dass er sich mit dem Thema stark auseinandersetzt. Meine dreijährige Tochter erinnert sich an die Zeit der Fehlgeburt überhaupt nicht mehr, hat vor einigen Wochen mal im Kindergarten aus reiner Neugier Käfer totgetreten um zu sehen, was mit denen passiert...Kinder machen mal sowas. Seit wann hält denn diese Situation an?? Kannst du mit ihr evtl. vorsichtig darüber reden? Vielleicht braucht sie einfach etwas länger, Trauerbewältigung kann man einfach nicht beschleunigen, auch nicht um der Kinder willen...sie alle müssen da jetzt gemeinsam durch, es gibt keinen anderen Weg...solltest du das Gefühl haben, die Kinder werden zu sehr vernachlässigt, solltet ihr gemeinsam nach Lösungen suchen. Z.B. Kurantrag stellen zur Entlastung, Therapiegespräche suchen, zusammen was unternehmen oder ihr mal die Kids abzunehmen und und und. Es wird ihr und den Kindern wenig helfen, sich im Hintergrund über ihre Art der Trauerbewältigung Sorgen zu machen. Sprich es an! Klartext hat mir damals und seitdem auch immer das Beste gebracht und durch die Entlastung von den Kindern konnte ich gestärkt umso schneller zu meinem Alltag wieder hineinfinden. lg hannahlea

Mitglied inaktiv - 19.08.2010, 22:12



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Liebe Tonic, ich kann mich leider nicht an den Beitrag erinnern. Wie lange ist das mit der Totgeburt bei deiner Freundin denn her? Es ist schwer zu beurteilen, was in ihr vorgeht. Vielleicht möchte sie ihre Kinder auch vor ihrer Trauer schützen? Dass die nicht mitbekommen, wie ihre Mutter weint und wie traurig sie ist? Ich habe Jule in der 40.SSW still geboren und bei mir war das Gegenteil der Fall. Ich hatte soviel Liebe für dieses Baby in mir und wußte nicht wohin damit. Ich habe alles über Nele ausgeschüttet, sie so oft im Arm gehalten und mich quasi an ihr festgehalten. Auch mit der Angst im Hinterkopf, dass ich sie vielleicht auch verlieren könnte. In solchen Momenten habe ich auch immer versucht, meine Tränen zurückzuhalten, so dass sie nicht immer eine traurige Mutti vor sich hat. Aber das ging leider nicht immer. Und ganz oft hat sie mich dann auch mal getröstet und in den Arm genommen. Sie war da 4 1/2. Und wenn ich jetzt zum Friedhof gehe, nehme ich Nele auch oft mit und ihre kleine verstorbene Schwester wird in unsere Gesprächen auch mit einbezogen. Einige Tipps hat meine Vorrednerin ja schon angeführt. Denen kann ich mich nur anschließen. Die Familie muss unbedingt wieder zueinander finden. Die beiden Kleinen sollen nicht darunter leiden dürfen und vielleicht negative Gefühle dem verstorbenen Geschwisterchen gegenüber entwickeln, weil es ihnen die Mutter "weggenommen" hat. Vielleicht sprichst du auch erst mal den Vater an, falls ihr einen guten Draht zueinander habt? Wünsch euch alles Gute LG Sylvie

Mitglied inaktiv - 20.08.2010, 07:22



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Als ich Arwen gehen lassen musste brach für mich eine Welt zusammen. Ich hab damals eine Ausbildung zur Kindergarten-Erzieherin gemacht. Ich hab die Lehre ein paar Wochen später geschmissen, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte. Die Kinder und Erzieher wussten, dass ich ein Baby bekam und plötzlich war sie nich mehr da und ich hatte drei-sechs-jährige auf dem Schoß un wollte nur noch heulen weil ich das nicht mehr haben würde. Ich selber habe keine weiteren Kinder, aber ich habe damals für die ersten paar Monate den Kontakt zu meinen Patenkindern etc. abgebrochen, leider. Immer wenn ich Mütter auf der Straße sah, wollt ich nur noch fliehen. Ich weiß nicht mehr genau wann das aufhörte, etwa 8 Monate nach Arwens flug mit den Engeln, wurde mir ein weiteres Patenkind geboren und ich hab mich riesig gefreut. Ihre Mama war im 8. Monat als wir beim Umzug zusammensaßen und ich konnte wieder lachen, mit ihr über das kommende Baby reden und alles. Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen LG Anne mit Arwen und Marc

Mitglied inaktiv - 20.08.2010, 10:48



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Hallo, Danke für Eure Erzählungen. Ich werde mal mit ihr reden und dann mal sehen. Sie ist jetzt zu ihren Eltern gefahren und ich hoffe, ihr geht es schon ein wenig besser, wenn sie zurückkommt.... Ihr Mann unterstützt sie schon, muss allerdings arbeiten und sie ist den ganzen Tag alleine mit den Kindern. Ich habe den Eindruck, dass er zwar traurig ist, aber ihre Trauer, in dieser Intensität, nicht nachvollziehen kann. Er hat das Baby ja nicht wie sie gespürt... Alles Gute Euch Tonic

Mitglied inaktiv - 20.08.2010, 13:56



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Hallo, ich habe vor drei Jahren meine Tochter Nele in der 37. SSW auf die Welt gebracht. Sie starb einen Tag später an einer Zwerchfellhernie. Wir wussten vorher das alles evtl. nicht gut ausgehen würde, haben aber bis zur letzten Sekunde gehofft. Wir hatten aber schon vier wunderbare Kinder und gerade unsere Kinder haben uns über Neles Verlust hinweg geholfen. Natürlich gab es immer Höhen und Tiefen und die gibt es auch noch heute, aber wir haben unsere Trauer zusammen bewältigt, wir haben offen über alles geredet. Ich denke gerade das war eine gute Bewältigung für alles. Letztes Jahr im Sommer habe ich unseren Sohn in der 19. SSW verloren. Meine Gebärmutter ist gerissen und seitdem kann ich keine Kinder mehr bekommen. Wir sind im Moment an einem Punkt, wo wir ganz gut mit allem klar kommen. Klar gibt es Tage wo es nicht besonders gut läuft und einem alles einholt, aber ich glaube wir haben es ganz gut geschafft. Aber nur "gemeinsam"! Alleine schafft man das nicht. www.schattenseitendeslebens.blogspot.com

Mitglied inaktiv - 20.08.2010, 22:29