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Arbeitseinstieg -emotional am Ende

Thema: Arbeitseinstieg -emotional am Ende

Hallo zusammen, Vielleicht kann mir hier jemand einen Rat geben. Ich arbeite nun seit 3 Wochen nach der stillen Geburt im Oktober wieder. Psychisch geht es mir seitdem von Tag zu Tag schlechter. Ich habe kein Stress bei der Arbeit und war auch erst einmal vor Ort. Also eigentlich recht entspannt. Aber mir setzt das sooo zu, einfach der Gedanke , dass ich arbeite anstatt meine Tochter im Arm zu halten. Ich war wie gesagt einmal vor Ort und hätte die ganze Zeit heulen können. Vor meinem Chef gebe ich mich aber immer recht stark. Auch zuhause geht es mir nicht gut. Ich frage mich nun, ob ich da einfach durch muss oder mich doch nochmal krankschreiben lassen soll. Wird es irgendwann besser? Nächste Woche soll ich an einem Tag ins Büro und ich habe jetzt schon totale Angst davor. Aber immer davon laufen geht auch nicht, ich weiß wirklich nicht was ich tun soll

von An3003 am 25.03.2021, 14:48



Antwort auf Beitrag von An3003

Liebe An3003, Es tut mir sehr leid, dass du dein Kind hast gehen lassen müssen. Meine Tochter ist im Juli letzten Jahres nach der Geburt gestorben. Ich kann dir gern von meiner Erfahrung berichten. Ich arbeite offiziell seit Februar wieder. .. wobei ich erst seit zwei Wochen dort sic anwesend bin. Ich fühle so mit dir! Der erste Tag war der Sschlimmste. Bei der Arbeit selbst war alles in Ordnung, zu Hause kam dann der Zusammenbruch, da war ich wieder ganz unten angekommen in dem Loch aus Trauer, Wut und Verzweiflung. Jetzt nach zwei Wochen, fühlt es sich noch immer nicht richtig an... aber es wurde von mal zu mal besser. Es fühlt sich einfach falsch an.. eigentlich würdest du ja noch nicht wieder arbeiten...mit diesem Gedanken kämpfe ich auch nach den zwei Wochen noch... aber ich falle nicht mehr in das tiefe Loch wie an den ersten Tagen. ...die ersten Tage bei der Arbeit ohne unsere Kinder! Du hast den ersten Tag schon geschafft! Du kannst sehr stolz auf dich sein. Das war ein riesiger Schritt! Es wird von mal zu mal leichter...vllt fühlt es sich ja auch irgendwann nicht mehr falsch an... da bin ich persönlich aber noch nicht angekommen. Es ist jetzt ok für mich dort zu sein... ich funktioniere dort ...aber mehr auch nicht... Denke ist auch wieder ein kleiner Meilenstein... Ich mache zum Wiedereinstieg eine Wiedereingliederung in den Beruf... somit bin ich im Moment nur ein paar Stunden am Arbeiten... vllt ist das ja auch eine Möglichkeit für dich? Wenn du aber merkst es geht gar nicht, dann lass dich wieder krankschreiben...du weißt am besten was dir gut tut! Gehe achtsam mit dir um und höre auf dein Gefühl! Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen? Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Woche! Fühl dich herzlichst umarmt!

von Mamavn4 am 25.03.2021, 17:37



Antwort auf Beitrag von An3003

Wahrscheinlich gibt es keine allgemeingültige Aussage, wann genau man wie fühlen "muss"... da ist einfach jeder anders. Mir hat es zb auch geholfen, nach der Totgeburt (9. Monat) wieder arbeiten zu gehen. Für mich war es total wichtig, eine Tagesstruktur zu haben; mich nicht ständig im Selbstmitleid zu vergraben. Und trotzdem hab ich natürlich getrauert! Da ist einfach jeder anders... Wenn du noch Zeit brauchst, würde ich mit dem Arzt sprechen. Ich wünsch dir alles Gute!

von blattlaus am 25.03.2021, 20:49



Antwort auf Beitrag von An3003

Ich hatte 2017 eine traumatisierte Fehlgeburt in der 10. Ssw gehabt. Ich war knapp 5 Wochen krankgeschrieben und wollte wieder arbeiten gehen, eigentlich. Weil ich dachte das der Alltag unbedingt wieder kommen muss. Mein Problem war recht schwer da ich bei Lidl arbeite und dort nun mal öfters Babys oder schwangere zu sehen sind. Ich hätte von meinem Chef aus auch mir noch mehr Zeit nehmen können damals. Aber ich wollte und hatte mit ihm einen Deal gemacht, das wir erstmal mit wenig Stunden anfangen und ich im Backshop bin und im Laden aber nicht an der Kasse um den engeren Kontakt erstmal zu meiden. Nach 10 weiteren Wochen habe ich mich dann wieder an die Kasse getraut. Und dann war ich sehe mutig. Da ich gleichzeitig mit einer Bekannten schwanger war, eigentlich, hab ich sie dann zur Geburt ihrer Tochter besucht ( 4 Wochen später hätte ich mit Krümmelstern ET gehabt). Es war schwer und habe auch geweint als sie mir die kleine auf den Arm gab, weil ich dachte das eigentlich ich vielleicht jetzt hier sitzen würde mit unseren Engel. Aber es tat auch gut. Der Schritt zeigte mir das ich es schon etwas verarbeitet hatte. In der zweiten Schwangerschaft 2019 wars jedoch von Angst wieder alles überschattet. Aber es ging diesmal gut aus und ich bin unserem Krümmelstern sehr dankbar das er täglich seinen Bruder beschützt. Du musst wissen ob du noch Zeit brauchst oder ob du besser vielleicht erstmal langsam wieder in den Job einsteigst.

Mitglied inaktiv - 27.03.2021, 11:08



Antwort auf Beitrag von An3003

Mir sind zwei Gedanken gekommen, als ich Dein Posting gelesen habe. Erstens: Bist Du in psychologischer Behandlung? Dein Posting schreit geradezu danach, finde ich. Ich habe nach der späten Fehlgeburt (18. Woche), die ich erlitten habe, eine Weile Psychotherapie bei einer Psychologin, die auf das Thema spezialisiert war, "gemacht", und da wurden genau solche "Zustände", wie Du sie gerade schilderst, thematisiert und bearbeitet. Es war schon nicht schlecht, da eine geschulte Person, die nicht so unmittelbar von dem Ereignis betroffen ist, an der Seite zu haben; für mich war das v.a. wichtig, weil ich mir nicht sicher war, ob ich gerade völlig "entgleiste" oder ob meine Gefühle im Bereich des Normalen waren, aber es ging auch um Fragen wie die weitere Zukunftsplanung (nicht nur hinsichtlich Kindern, auch ansonsten) und schlicht und ergreifend darum, zu realisieren und zu verarbeiten, dass (in meinem Fall waren es Zwilinge, die ich verloren hatte) die so lange ersehnten Kinder eben nicht lebendig waren und auch nicht mehr lebendig werden würden. An dem Punkt bist Du augenscheinlich noch lange nicht. Vielleicht wäre da eine Psychotherapie schon hilfreich. Zweitens: Gefällt Dir Dein Beruf oder Dein konkreter Job generell oder wärest Du eigentlich ganz froh gewesen, Dich da "ausklinken" zu können? Wenn Letzteres, wäre vielleicht eine berufliche Umorientierung das Richtige für Dich, damit Du nicht ständig den Eindruck hast, am falschen Platz zu sein?

von Mörchen17 am 27.03.2021, 12:33



Antwort auf Beitrag von An3003

Zunächst möchte ich allen für eure Erfahrungen danke! Es ist tut mir auch für euch sehr leid, dass ihr alle eure Kinder gehen lassen musstet. Ihr seid alle so starke Frauen und ich wünsche euch alles erdenklich Gute @Mamavn4 Du sprichst mir aus der Seele. Es fühlt sich einfach falsch an :( Ich arbeite voll und ich denke es ist doch für den Anfang zu viel. Ich habe am Montag einen Termin bei meinem Hausarzt und werde das mal mit ihm besprechen. Vielen Dank für deinen Beitrag! Ich wünsche dir auch alles erdenklich Gute und viel Kraft für die kommende Zeit! @Mörchen17 Ich bin seit der stillen Geburt in Therapie. Mir ging es auch vor dem Arbeitseinstieg recht gut und ich war sehr stabil. Hatte wieder mehr Freude am Leben. Der Arbeitseinstieg war aber für mich wohl ein doch tieferer Einschnitt. Der letzte Schritt in das normale und alte Leben zurück... Ich habe gestern nochmal mit meiner Therapeutin gesprochen und mir geht es schon wieder deutlich besser und werde nun nach Lösungen suchen. Das mit dem Job siehst du ziemlich richtig. Meine Stelle wurde schon neu besetzt und ich habe eine neue Stelle in der ich nicht wirklich glücklich bin. Derzeit suche ich auch nach einem neuen beruflichen Weg, durch die Pandemie leider nicht so einfach.

von An3003 am 27.03.2021, 16:31