In wenigen Wochen wird meine Tochter (6 Monate) einmal die Woche für 7 Stunden von einer Tagesmutter betreut werden, da ich eine geringe Teilzeittätigkeit aufnehme. Die Kleine fremdelt bereits, kennt die Tagesmutter seit 3 Monaten und hat sie in der Zeit so in etwa alle 2-3 Wochen gesehen im Rahmen einer (hoffentlich) sanften Ablösung. Meine kleine Tochter ist sehr auf mich fixiert, akzeptiert mittlerweile aber auch den Papa und bevorzugt mich nur, wenn sie die Wahl zwischen uns beiden hat. Kann sie eine 3. Bezugsperson in der Tagesmutter schon verkraften und wird sich dies nicht negativ auf ihr Bindungsverhalten auswirken? Diese berufliche Tätigkeit ist für die Zukunft sehr wichtig, weil sie den Weg bereitet für eine langfristige Tätigkeit von zuhause aus, andererseits möchte ich in keinem Fall meine kleine Tochter traumatisieren durch eine zu frühe Fremdbetreuung.
Die Kleine war einmal für 1 Stunde durch die Tagesmutter betreut und konnte von ihr beruhigt werden. Wie oft sollte sie nun noch von der Tagesmutter vorher betreut werden, bevor sie gleich 7 Stunden am Stück abgegeben wird? Oder reicht das, wenn es bereits für 1 Stunde geklappt hat? Ich bin eigentlich eine erfahrene Mama mit dem 3. Kind und war davor länger alleinerziehend und hatte den damals 8jährigen Sohn Vollzeit fremdbetreut. Nun lebe ich wieder in einem familiären Rahmen mit dem 3.Kind und möchte keinesfalls zugunsten des Geldes dem Kind einen Schaden zufügen.
Eine sanfte Ablösung ohne negative Auswirkung auf das Bindungsverhalten ist mir sehr wichtig.
Darf ich die Kleine schon mit 6 Monaten für diese Zeit (7 Stunden/Woche) abgeben? Dazu anmerken möchte ich, dass ich grundsätzlich unheimlich gerne Arbeiten gehe, wenn ich die Kleine gut versorgt weiß. Ich wäre aber auch bereit, darauf zu verzichten, wenn der Preis der wäre, dass es ihr nicht gut dabei geht.
Mitglied inaktiv - 10.05.2007, 00:00
Antwort auf:
Tagesmutter für 6monate altes Baby
Hallo kleinedunkel,
absolut wichtig ist, dass ein Kleinkind eine vertrauensvolle und verlässliche Bindungsbeziehung zur Mutter erlebt, aufbaut und stabilisieren kann. Für Kinder sind elterliche Anwesenheitssignale zu Beginn des Lebens von großer Bedeutung. Wie sich die Bezugsperson (Mutter/Vater) anhören, riechen und anfühlen lernen Säuglinge bereits kurz nach der Geburt. Mit 2 Monaten zeigt das Baby physiologisch messbare Stressanzeichen, wenn keine Bezugsperson/en mehr in seiner Nähe ist/sind. Das Kennen lernen geht in den nächsten Lebensmonaten weiter, eine individuelle Beziehung entsteht, der Unterschied zwischen bekannt = vertraut und unbekannt = fremd gewinnt zunehmend an Bedeutung. Seinen Höhepunkt erreicht die Differenzierungsleistung mit etwa acht Monaten, die Zeit des Fremdelns gegenüber Menschen beginnt, die nicht so beschaffen sind wie Mama, Papa und die Geschwister, die man schon häufig erlebt und für vertrauenswürdig befunden hat und deren Verhalten einschätzbar ist
Das Fremdeln dauert bis zum ca. 30. Lebensmonat noch an. Das bedeutet, ängstliches Verhalten gegenüber unbekannten Personen ist in dieser Lebensphase am ausgeprägtesten. Nach dem dritten Lebensjahr nehmen Fremdeln und Trennungsangst immer mehr ab. Den Kindern fällt es jetzt leichter, Beziehungen zu fremden Personen aufzunehmen und einige Stunden ohne Mutter auszukommen. Die individuelle Persönlichkeit spielt jedoch für Grad und Dauer des Fremdelns eine große Rolle.
Diese aller erste Lebensphase und das damit verbundene Aufbauen einer vertrauensvolle, verlässlichen und stabile Mutter-Kind-Beziehung ist prägend für alle weiteren Bindungserfahrungen im späteren Leben Ihres Kindes.
Diese Information sollten Sie bei Ihrer Überlegung ob und ab wann lasse ich mein Kind fremdbetreuen berücksichtigen.
Sollten Sie sich entschließen wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, dann würde ich ihnen empfehlen nicht direkt mit einmalig 7 Stunden, sondern mit einer deutlich geringeren Betreuungszeit am Tag zu starten.
Wie ist die Betreuung angedacht?
Betreut die Tagesmutter Ihre kleine Tochter bei Ihnen zu Hause – als Kinderfrau – oder bringen Sie Ihre Tochter zur Tagesmutter in den Haushalt der Tagesmutter?
Wichtig ist, dass Ihre Kinderfrau/Tagesmutter eine Beziehung zu Ihrer kleinen Tochter aufbauen kann und dies geht nur, wenn beide anfänglich regelmäßig stundenweise in der Woche Kontakt haben. Wenn Ihre Tochter darauf positiv reagiert, die Kinderfrau/Tagesmutter anlächelt und mit ihr Kontakt aufnimmt, sich von ihr beruhigen und unterhalten lässt, dann können Sie die Betreuungszeiten im Laufe der Zeit ausdehnen.
Wichtig ist, dass Ihr Bauchgefühl dazu immer wieder stimmig ist.
Freundliche Grüße
Gaby O-Mascher
von
Gaby Ochel-Mascher
am 14.05.2007