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Was würde auf mich zu kommen?

Thema: Was würde auf mich zu kommen?

Ich bin zur Zeit in der 25. Schwangerschaftswoche mit Zwillingen. Ich habe ein PRÄEKLAMPSIE Risiko und schwangerschaftsdiabetes. Ich hatte auch leider schon 1 Blasenentzündung mit einer anschließenden vaginal infektion und im Januar eine aufsteigende Harnwegsinfektion, die sehr schmerzhaft war. Ich habe immer Glück gehabt, so schnell wie möglich behandelt zu werden. Trotzdem möchte mein Gefühl im Bauch nicht weggehen, dass die Mädchen früher kommen. Bei meinem Sohn vor 14 Jahren hatte ich einen Nierenstau 3. Grades und nach 3 tägiger Einleitung wurde es doch ein Not Kaiserschnitt. Es war die 36. Woche. In den letzten Jahren dann 3 Fehlgeburten und 2 Eileiterschwangerschaften. Ich habe schon intensiven Kontakt zur Klinik in der ich entbinden werde. Sie haben auch eine gute Kinderklinik neben an mit allen drum und dran. Das war mir sehr wichtig. Eigentlich wollte die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs etwas über Frühgeburt und Risikoschwangerschaft erwähnen. Leider wegen den Umständen wurde alles abgesagt, verständlicherweise. Deswegen frage ich mich hier mal rum, um ein wenig vorbereitet für die Zeit zu sein, wenn es überhaupt möglich ist. Also heute sind es 24 +1. Ich weiß das alles ab 30 natürlich besser ist. Aber die nächste infektion könnte dann aber ein Strich durch die Rechnung machen, deswegen denke ich von Woche zu Woche. Beide Babys sind bei ca. 500 g und man konnte im ctg Herztöne hören. Das eine Köpfchen liegt unten im Becken und das andere an der Leber und beide sind sehr lebhaft. Gebährmutterhals hat noch eine gute Länge, aber das Gewicht drückt ganz schön nach unten. Es wird definitiv ein Kaiserschnitt und will gleichzeitig mich sterilisieren lassen. Was muss ich beachten wegen stillen, anziehen, wickeln, wie lange ist so ein Aufenthalt und in wie weit ist rooming in möglich, Entwickelung und welche Unterstützung benötigen sie später.

von vegeta-bunny am 21.03.2020, 17:17



Antwort auf Beitrag von vegeta-bunny

Das kann dir niemand vorher sagen, wie es genau bei deinen Kindern werden wird. Ich kann dir nur sagen, dass du alles Mögliche tun solltest, dass die Kinder so lange wie möglich im Bauch bleiben können. Diese Woche, in der du gerade bist, ist noch sehr kritisch. Es gibt noch sehr viele Komplikationen, die sie in so einer frühen Woche haben können. Das werden dir Kinderärzte in einem Aufklärungsgespräch sagen, wenn wirklich eine Frühgeburt bevorsteht. Meine Zwillinge kamen bei 25+2 auf die Welt. Es ging ihnen anfangs beiden sehr, sehr schlecht. Man schaut nur von Tag zu Tag. Jeden Tag gibt es neue Hiobsbotschaften, die es zu bewältigen gibt. Am Anfang ist die Gefahr von Hirnblutungen sehr groß. Ebenso sind alle Organe noch nicht ausgereift, die Verdauung, die Lunge, können sehr große Probleme machen. Die Haut ist noch ganz dünn und durchsichtig, sodass man die Babys nur großflächig berühren und nicht streicheln darf. Die Augen wurden bei meinen meist abgedeckt, da sie ebenso noch sehr empfindlich sind und der Sauerstoff, den die Babys brauchen, kann den Augen schaden. Am Anfang hat man kaum Kind gesehen, sondern nur Kabel, Schläuche, Elektroden. Die Windel ging bis weit hinauf, obwohl es eine Miniwindel war. Meine Kinder waren am Anfang beide beatmet und sediert. Dann kommt es aufs Kind darauf an, manche Kinder haben weniger Komplikationen, manche mehr und jedes Kind andere. Einer meiner Zwillinge hatte sehr Probleme mit der Lunge, oft Pneumothorax, also Luft im Brustraum und hat Lungendrainagen gebraucht. Der zweite Zwilling hatte in den ersten Tagen eine größere Hirnblutung und wir wussten lange nicht, in wie weit er deshalb beeinträchtigt sein wird. Es wurde uns gesagt, sie betrifft das Motorikzentrum der Beine und man kann wahrscheinlich erst mit ein bis zwei Jahren sagen, welche Auswirkungen es wirklich haben wird. Es wurde von einem Spitzfußgang ausgegangen. Solche Gespräche und Ungewissheit begleiten einen dann täglich. Es hat auch mehrere Tage gedauert, bis ich überhaupt mal mit ihnen känguruhn durfte, weil es ihnen einfach sehr, sehr schlecht ging. Mein erster Zwilling hat den Kampf um sein Leben dann nach 6 Wochen verloren. Er hat noch einmal eine Infektion bekommen und alles in allem war einfach alles zu viel für ihn. Der zweite Zwilling hatte noch sehr viele Komplikationen. Er wurde insgesamt dreimal operiert, hat einen Shunt im Kopf, da sein Hirnwasser aufgrund der Fehlbildung nicht abfließen konnte. Insgesamt war er 16 Wochen auf der Neo. Es gab viele Aufs und Abs. Jetzt ist er 20 Monate alt und für seine Prognosen geht es ihm erstaunlich gut. Er ist entwicklungsverzögert, hat wie prognostiziert, Probleme mit seinem rechten Bein, kann noch nicht stehen oder gehen und nur robben bzw. seit kurzem zieht er sich hoch und steht mit Festhalten auf. Aber der Fuß hat eine falsche Stellung und wird nie ganz normal werden. Aber es geht ihm sonst gut. Er ist geistig fit, er ist ein so fröhliches, lebensfrohes, an allem interessiertes Kind und ich bin mir sicher, er wird seinen Weg gehen. Aber natürlich ist es nicht ganz so wie bei einem normalen Kind. Er wird sein Leben lang Therapien brauchen, der Shunt im Kopf bleibt auch für immer und muss immer wieder kontrolliert werden. Im Gesamten haben wir eben mehr Therapien, Kontrollen, Förderungen und die Entwicklung dauert viel länger. Es geht alles nur in kleinen Schritten voran, aber immerhin geht es vorwärts. Und wir sind froh und dankbar, dass er da ist. Er bereichert unser Leben. Wie es noch weitergeht, wissen wir natürlich noch nicht, aber ich bin sehr froh, dass er es so gut überstanden hat und ich blicke der Zukunft auch positiv entgegen. Die Zeit war aber sehr schwer und hart und ich wäre so unendlich froh gewesen, wenn wir noch ein paar Wochen weitergekommen wären. Auf der Neo waren viele Babys, die ein paar Wochen älter waren und die sind eigentlich alle ganz gut durchgekommen. Wir haben ein paar Frühchen kennengelernt, die gar keine Komplikationen hatten, aber auch Frühchen, denen es ähnlich schlecht wie meinen oder noch schlechter gegangen ist. Ich will dir keine Angst machen! Ich hab dir nur meine persönliche Erfahrung mitgeteilt, da es für mich selber hilfreich war auch auf das Schlimmste vorbereitet zu sein. Man sollte nicht schwarzmalen, aber auch nicht verklärt sehen. Wenn es so ist, dass sie kommen müssen, dann werden die Ärzte das Beste geben und die Kinder werden kämpfen. Frühchen sind Kämpfer, aber leider geht es nicht immer bei allen gut aus. Je länger sie im Bauch bleiben können, desto besser ist. Ab der 30. SSW haben sie schon sehr, sehr gute Chancen und die meisten Kinder, die nach der 30.SSW auf die Welt kommen, überstehen die Frühgeburt sehr gut und können oft auch schneller entlassen werden. Vor der 30.SSW kommt es eben darauf an, manche Frühchen haben Glück und überstehen das auch sehr gut und manche haben Pech. Bei uns war so die 28+0 SSW auch eine magische Grenze, die wir gern erreicht hätten. Ab da sind die Chancen nämlich schon sehr gut. Aber davor haben die meisten Babys einfach in irgendeinem Bereich Schwierigkeiten, wenn es auch welche gibt, die es dann langfristig gesehen unbeschadet überstehen. Unsere Kinderärzte haben gesagt, Frühchen in der 25.SSW ungefähr bzw. eben zu dem Zeitpunkt, bei dem meine kamen, kann man als Faustregel sehen, dass etwa ein Drittel gesund wird, ein Drittel behindert oder eben beeinträchtigt bleibt und ein Drittel stirbt. Zu welchem Drittel man gehört, weiß man vorher natürlich nicht und es soll auch nur so ein Richtwert sein. Aber es ist wichtig, dass man trotzdem immer irgendwie etwas Positives sehen kann, das hilft einfach durch die Zeit. Und bezüglich wickeln und Babypflege zeigen dir dann alles die Schwestern, wenn es so weit ist und möglich ist. Bei uns hat es ein bisschen gedauert, bis ich selber wickeln und überhaupt irgendetwas machen durfte. Stillversuche kann man auch erst dann machen, wenn die Babys weitestgehend stabil sind. Zuerst bekommen sie das Essen über eine Magensonde und es dauert bei vielen ziemlich lange, bis sie überhaupt saugen, schlucken und gleichzeitig atmen können. Bei uns hat das Stillen dann leider nicht mehr geklappt, da meine Milch durch den ganzen Stress immer weniger wurde und als mein Kleiner es dann endlich geschafft hätte, selbst zu essen, hatte ich keine Milch mehr. Auch das Flaschenessen hat bei ihm sehr lange gedauert, bis er es konnte. Wir wurden noch mit Magensonde entlassen und ich musste ihn anfangs sondieren. Wir haben sie zum Glück aber schnell weggebekommen und jetzt ist er ein guter Esser. Das Essen ist ja auch bei vielen Frühchen ein problembehaftetes Thema, was bei uns zum Glück nicht ist. Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass deine Kinder noch viele Wochen im Bauch bleiben können. Im schlimmsten Fall lass dich stationär aufnehmen und halte strenge Bettruhe ein. Das hilft bei einem verkürzten Gebärmutterhals oft schon sehr viel. Und sollten sie wirklich zu früh zur Welt kommen, dann wird dir alles, was du wissen willst, zeitnah erklärt und man kommt dann irgendwie einfach hinein in die Situation. Bevor man es nicht selber erlebt, kann man es sich ohnehin nicht vorstellen, wie es wird. Und wenn sie wirklich früher kommen sollten, wünsche ich euch alles erdenklich Gute und dass sie es dann gut meistern werden! Aber vielleicht schafft ihr es ja auch noch weiter, als du dir jetzt denkst! Alles Gute!

von sunnydani am 22.03.2020, 13:22



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Ich danke dir für deine ehrlichen Worte. So in etwa ist das was mir halt im Kopf rumschwirt. Die Prognosen Berechnung ist ähnlich wie bei meiner ICSI Behandlung. Ich war halt dir glückliche beim ersten Versuch. Um so mehr war ja dann die Angst es könnte noch was kommen. Ja realistisch gesehen ist es weder schön zu reden noch darf man nicht aufgeben. Sollte ich in der Situation sein, denk ich ist eine psychologische Begleitung eine große Hilfe. Das mit dem deinem Zwilling tut mir sehr leid, auch wenn meine Fehlgeburten und Eileiterschwangerschaften nicht vergleichbar ist, wie ein fassbares Kind, ahne ich aber den Schmerz und hoffe das es deinem anderen Kind gut geht. Ich habe halt immer viel im TV gesehen. Ich denke aber das es nicht immer so ausschaut, wie es dargestellt wird. Ich danke dir für so viel Ehrlichkeit und für den Austausch deiner Erfahrung. Ich werde mein bestes tun, dass wir ganz lange durchhalten. Ich wünsche dir einen schönen Abend.

von vegeta-bunny am 22.03.2020, 19:05



Antwort auf Beitrag von vegeta-bunny

Ja, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass ihr es noch ganz weit schafft. Es war schon ein Schock für mich am Tag der Geburt, dass sie wirklich schon kommen mussten. Man schafft dann alles irgendwie und es ist in der Medizin wirklich schon viel möglich. Aber es ist eben auch sehr schwer die vielen Wochen der Ungewissheit und die Sorgen und Angst um die Kinder durch zu stehen. Im TV kommt es nicht wirklich wie in der Realität hinüber, finde ich. Bei den Dokus, die ich gesehen habe, hatte ich eher das Gefühl, dass es nur ein kurzer Einblick war und die Probleme, die es oft gibt, wurden da auch nur angeschnitten und nicht so dargestellt, wie es sich in der Realität anfühlt. Genauso hatte ich dabei das Gefühl, dass es im TV gefühlt viel schneller geht, dass es den Babys gut geht und sie heim dürfen. Dass es immer Rückschritte geben kann bzw. was es für eine Mama wirklich heißt, jeden Tag sein Kind dortlassen zu müssen und es dem Klinikpersonal anvertrauen zu müssen, auch wenn man weiß, es ist das Beste, und nicht zu wissen, was einen am nächsten Tag erwartet, ist für mich noch in keiner Doku rübergekommen. Aber es ist sicher auch sehr schwer, das so darzustellen, weil es ja sicher auch bei jedem etwas anders ist und es jeder auch anders empfindet. Ich hätte es meinen Kindern einfach so gerne erspart und sie haben mir so leid getan, dass sie so viel mitmachen mussten. Aber ja, wenn es sein muss, muss es sein. Und viele kämpfen sich ins Leben und es lohnt sich dann ja. Meinem Kleinen geht es jetzt gut und ich bin froh, dass wir es überstanden haben. Aber es prägt einen natürlich und ich bin wirklich froh, dass wir es hinter uns haben. Sein Bruder fehlt natürlich auch noch jeden Tag. Aber verzweifeln darf man trotzdem nicht. Es geht oft besser aus, als man denkt. Und man entwickelt unglaubliche Kräfte, wenn man muss und für seine Kinder da sein will. Alles Gute und hoffentlich noch viele Wochen im Bauch!

von sunnydani am 22.03.2020, 20:16