Frage: Spontannachahmung

Sehr geehrter Herr Posth, wir haben einen etwas über zwei Jahre alten Sohn, der leicht entwicklungsverzögert ist. Uns fällt auf, dass er kaum Dinge spontan nachahmt. Beispielsweise legt er einen Schlägel zwar immer auf das Glockenspiel oder die Trommel, je nachdem was er gerne vorgespielt haben möchte, er würde den Schlägel aber nie selber auf das jeweilige Instrument schlagen, um selbst Töne zu erzeugen. Seine Hand lässt er auch partout nicht führen. Hängt das mit seiner geistigen Entwicklung zusammen, oder warum schlägt er nicht wie alle anderen Kinder auf Trommeln oder Kochtöpfe? Vielen Dank für eine Antwort. Grüße von Anja

Mitglied inaktiv - 09.08.2010, 16:06



Antwort auf: Spontannachahmung

Liebe Anja, Ihre Frage ist ein bisschen schwer für mich zu beantworten, da ich nicht weiß, welcher Art die Entwicklungsverzögerung Ihres Sohnes ist und was die Ursache dessen ist. Das Imitationsverhalten hat einerseits etwas mit den Funktion der Spiegleneurone im menschlichen Gehirn zu tun, wie man seit einigen Jahren weiß, andererseits natürlich auch mit der kombinatorischen Intelligenz. Die Spiegelneurone arbeiten von Geburt an und ermöglichen einfache Lernvorgänge, ohne das komplizierte Netzwerke im Frontalhirn zustande gekommen sein müssen. Die kombinatorische Intelligenz ist aber an geistige Operationsfähigkeit gebunden. Letztere ist ein Entwicklungsphänomen vorwiegend ab dem 2. Lebensjahr. So können Eltern einem 1-jährigen Kind vormachen, dass man Klötzchen zusammenschlägt, um Geräusche zu erzeugen oder aufeinandersetzt, um eine Konstruktion hervorzubringen. Der Säugling macht es dann nach (so gut er feinmotorisch kann). Möglicherweise setzen die Entwicklungsschritte bei Ihrem Sohn erst nach dem 2. Geburtstag ein. Sie sollten also nicht ermüden darin, Ihren Sohn weiter zu Imitationen zu stimulieren. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.08.2010