Hallo Herr Dr. Posth,
unsere Tochter (2,5 J.) ist z.Zt. wieder sehr anhänglich. Sie hat schon als Baby stark gefremdelt. Vor 6 Monaten sind wir umgezogen, da war es wieder schlimm mit der Anhänglichkeit. Danach ging es einige Zeit. Es ist immer in Situationen, in denen andere Kinder sind. In der Spielgruppe, Kinderturnen, selbst gestern bei ihren Cousins (2 u.5 J.) klebt sie nur an meinem Rockzipfel. Ich war früher allerdings auch so extrem schüchtern.
Bisher habe ich immer gedacht, dass eine gute Bindung da ist (Familienbett, nie schreien gelassen, keine Fremdbetreuung.)
Oder liegt es an der LL, die evtl.nicht gut klappt? Mein Mann könnte sich noch etwas mehr um sie kümmern, meine ich. Zu Bett bringen ist Stress für ihn. Nach der Arbeit spielt er zwar mal mit ihr, aber immer nur, wenn ich es sage. Vor kurzem kamen sie vom Spielplatz nach Hause u. ich war nicht da. Da konnte er sie gar nicht mehr beruhigen. Die Oma schafft sowas alles. Ist das noch normal?
LG Vreni
von
vreni29
am 19.09.2011, 07:41
Antwort auf:
Sehr anhänglich liegt das daran das die Loslösung nicht klappt?
Stichwort: Schüchternheit
Liebe Vreni, leider ist das in unserer Gesellschaft eher die Normalität als die Ausnahme. Die Väter sind immer noch eher selten ausreichend präsent und dem Beruf wird zumeist ein höhreres Gewicht beigemessen als der Vaterrolle. Die allgemeinen gesellschaftlichen Ansichten unterstützen auch noch diese Haltung. Aber für die Kinder ist das nicht gut.
Mag sein, dass zu der etwas schleppend verlaufenden Loslösung auch noch eine Veranlgung Ihrer Tochter zur Defensivität dazu kommt, die sie möglicherweise von Ihnen geerbt hat. Wovor Sie sich aber hüten müssen ist, diese Veranlagung durch ihr stilles Vorbild noch weiter zu schüren. Denn es kommt hauptsächlich das von der Veranlagung durch, das im Lebenszusammenhang scheinbar gewünscht ist und unterschwellig gefördert wird. Schüchternheit bewirkt aber Ängste im sozialen Auftritt, und bei Kindern sind das auch Ängste in der Gruppe. Denn hier spüren Sie, dass sie eigentlich funktionieren müssen, und weil alle Augen auf ihnen ruhen, trauen sich dann nicht. Helfen können Sie Ihrer Tochter, in dem Sie sie bei der Kontaktaufnahme mit den anderen Kindern unterstützen und sie zunächst noch begleiten. Das geht am besten so, dass Sie gemeinsame Spiele anstoßen und sich ein Weilchen daran beteiligen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.09.2011