Frage: Schluckt sie es runter

Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit! Meine Tochter, 13 mon., hat, seit sie 5 Monate ist, eine Kinderfrau. Bis vor kurzem war ich aber (arbeitend) trotzdem immer in der Nähe. Jetzt bleibt sie daheim, wo auch Papa ist. Manchmal weint sie, wenn ich gehen will, dann bleib ich noch ein bisschen, bis sie abgelenkt ist und gehe dann. Komme mittags immer nach Hause und stille immer noch rund um die Uhr. Kind ist fröhlich und gesund. Hängt sehr an mir und kommt schon in die Trotzphase, so scheint’s. Zumindest haut sie, wenn wir ihr etwas verbieten, ihren Kopf gegen unseren. Was mich verunsichert: sie sagen, dass ein Kind sich anpasst und dann nicht weint, obwohl die Trennung schmerzhaft ist. Hat das mit dem Hauen auch zu tun? Ist das ihre Aggression? Wie kann ich wissen, ob sie die Trennung verkraftet?

von AnnaC am 10.12.2012, 07:28



Antwort auf: Schluckt sie es runter

Hallo, zunächst einmal zeigt jedes Kind sofort durch Weinen und Anklammern oder auch wütenden Ausbruch, ob es die Trennung akzeptiert und verkraftet oder nicht. Der wütende Ausbruch erfolgt dann, wenn das Bindungsbeürfnis des Kindes ignoriert wird und die Trennung gegen den Willen des Kindes erzwungen. Geschehen diese dinge aber immer wieder und agiert das Kind weiter erfolglos hört es je nach Temperament über kurz oder lang auf zu protestieren und ergibt sich in seine Schicksal. Dann weint es nur noch still in sich hinein.Nach außen erscheint es angepasst und eine kurzsichtige Pädagogik hält dieses Verhalten für einen erzieherischen Erfolg. Das Schlagen des Kopfes gegen die Wand oder auch gegen den Kopf der Bezugsperson ist ein Ausdruck aufkommender Aggressivität. Im 2. Lebensjahr ist das nicht untypisch. Ist das Aggressionsobjekt nicht greifbar wird eben die Wand oder der Boden genommen. Die Trennung durch Ablenkung des Kindes zu entschärfen, ist in den ersten beiden Lebensjahren sicher sinnvoll. Ist das Kind durch Ersatzbezugsperson emotionale abgesichert, fällt ihm das Fehlen der Bindungsperson erst einmal gar nicht auf. Fragt es dann, kann ihm versichert werden, dass die Mutter oder der Vater gleich zurückkommen ("wieder da sind"). Ein definiertes Zeitgefühl besitzen die Kinder in diesem Alter noch nicht und halten sich nur an die Aussagen des "Wieder-da-seins". Viele Grüße und danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.12.2012