Frage: Problembewältigung

Hallo Dr. Posth, ich habe Ihnen schon mal zu unserem Sohn,jetzt 2 Jahre, geschrieben. Er hat zu Beginn viel geschrien,was für meine Frau und mich sehr anstrengend war.Wir haben uns aber ganz gut arrangiert.Trotzdem ist der Stress meiner Frau sehr an die Nerven gegangen,so daß sich das auch auf unsere Bez auswirkte.Es gab dann eine Situation, als das Kind 13M alt war.Meine Frau verlor die Nerven,packte Ihre Sachen und wollte mit dem Kind weg.Ich ließ das aber nicht zu und so ging sie alleine.Sie war ca.3 Std gegen abend weg und kam ganz aufgelöst wieder,weil Sie das natürlich eigentl. gar nicht wollte.Ich konnte Sie sehr gut verstehen,hatte ich ja auch meinen Beitrag dazu geleistet.Das Kind hat alles mitbekommen.Den Streit, das Packen,die Flucht.Als sie wieder kam hat er geschlafen.Seit dem kann ich mit ihm spielen,einkaufen,spazieren gehen,wickeln,trösten.Aber er fragt immer nach Mama u muß wissen wo sie ist.Auch ins Bett gehts nur mit ihr.Hat er das Erlebte nicht vergessen?Was tun?

Mitglied inaktiv - 15.11.2010, 10:36



Antwort auf: Problembewältigung

Hallo, man darf davon ausgehen, dass ein Kind bis etwa 3 oder 4 Jahre rein faktisch bzw. inhaltlich, was die Erlebnisse angeht, wenig erinnert oder nur sehr verschwommen und diffus. Dafür merkt es sich die emotionalen Zusammenhänge, die mit diesen inhaltlichen Erlebnissen verbunden gewesen sind. Diese Gefühle bleiben und bestimmen dann das Empfinden und Verhalten des älter werdenden Kindes. Aber das Kind weiß nicht, woher diese Gefühle kommen. Der elterliche Streit scheint bei Ihrem Sohn etwas bewirkt zu haben, was ich als "beschleunigte " Loslösung beschreibe. Das setzt aber voraus, dass der Vater sehr präsent ist und engagiert, was die "Übernahme" seines Kindes angeht. Allerdings ist bei Ihrem Sohn doch eine feste Bindung an die Mutter im 1. Lebensjahr entstanden, andernfalls würde er sich jetzt anders verhalten. Was sich aus all dem ergibt ist, dass sich Eltern möglichst nicht in Gegenwart ihrer Kinder so heftig streiten sollten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.11.2010