Ohne KInd verreisen

Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Ohne KInd verreisen

Sehr geehrter Dr. Posth, ich muss am Freitag zu einer Preisverleihung nach Berlin (ca. 600km von uns entfernt) und ursprünglich sollten Mann und Sohn (17M) mitkommen. Dann wäre der Abend im Hotel für die beiden vermutlich kompliziert, da mein Sohn noch immer auf mich beim Einschlafen besteht, aber nachts wäre ich da (stille auch noch ca. zweimal nachts). Nun sind wir alle aber relativ reisemüde und überlegen, ob ich von FR bis SA alleine fahre. So lange und vor allem über Nacht waren mein Sohn und ich noch nie getrennt. Einerseits bricht es mir das Herz und ich bin sehr besorgt, wie es ihm nachts ergehen würde (tagsüber denke ich wird es kein Problem sein), andererseits muss er 1200km weniger still sitzen, kann raus mit Papa und auch Oma und irgendwie denke ich auch – "vielleicht ist es einen Versuch wert, dass ich mal eine Nacht gar nicht da bin." Was glauben sie, könnte das die Bindung schädigen? Wäre eine gemeinsame Reise doch besser? Vielen herzlichen Dank! Andrea

von andread am 11.06.2012, 07:08

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Antwort auf: Ohne KInd verreisen

Liebe Andrea, eine nicht ganz leichte Entscheidung. Ich denke, es geht sehr stark vom Loslösungsstatus Ihres Sohnes ab, ob er sich in der Nacht von seinem Vater trösten und beruhigen lässt oder nicht. Die Gewohnheit gestillt zu werden und damit vermutlich auch beruhigt zu werden, ist natürlich ein bisschen hinderlich. Es könnte zu einem starken Protest führen, wenn Sie dann nicht da wären. Aber Protest bei einer beständigen und geliebten Bezugsperson ist sicher noch am wenigsten bindungsschädigend. Ihr Mann sollte dann ruhig bleiben und sich etwas einfallen lassen. Viele Mütter versprechen sich etwas davon, wenn sie ein T-Schirt von sich da lassen, das ein bisschen nach Mama und Muttermilch reicht. Das könnte Ihr Mann dann notfalls zur Hand nehmen. 1200 Kilometer hin und zurück sind schon eine mühsame Angelegenheit für alle Beteiligten. Ein bisschen müssen Sie es aber darauf ankommen lassen. Viele Grüße und viel Erfolg

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.06.2012

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