Frage: Man kann ihm nichts recht machen

Sg. Herr Posth! Mein Sohn (Juni 4 J.)besucht seit Okt. halbtags den Kiga. Ablösung war nicht leider nicht sanft (da dies in diesem Kiga nicht gewünscht wird), aber nach 2-3 Wochen Anfangssch.geht er gerne hin. Anfangs Schreibaby, braucht viel Körpernähe auch nachts und wird eigentlich mit größtmöglicher Liebe und Toleranz erzogen. Löslösung hat auch gut geklappt sodass ich momentan (Wochenenden)abgemeldet bin (2 Sohn ist 9 Monate). Was allerdings unser Familienleben ziemlich belastet ist seine Unausgeglichenheit und sein Weinerlichkeit. Er hat oft Phasen in denen ihm bis zu 2h nichts passt. Man geht zu schnell/langsam, man redet zu laut/leise etc. egal was man macht es wird einfach nicht passen. Dann weint er hysterisch und ist kaum zu beruhigen. Auch wenn wir uns sehr bemühen und ihn trösten, aber nach 2h bin ich fertig und schreie ihn schon mal an. Aber ich kann doch nicht immer nachgeben, damit alles passt, was ihn stört. Wie sollen wir damit umgehen? Danke Lynnemel

Mitglied inaktiv - 19.02.2007, 10:30



Antwort auf: Man kann ihm nichts recht machen

Stichwort: sanfte Ablösung Liebe Lynnemel(?), die Verhaltensweisen, die Ihr Sohn noch stark zeigt und die Ihnen - sagen wir - auf die Nerven gehen, gehören noch ganz ins 2. Lebensjahr, also an den Beginn der Loslösung. Wenn auch andere Loslösungsmerkmale schon weiter voran sind, so scheint doch insgesamt kein harmonisches Entwicklungsbild vorzuliegen. Die harte Ablösung im Ki-ga wirft die Kinder in ihrer Entwicklung oft wieder deutlich zurück. Die Last tragen dann weniger die Erzieherinnen im Ki-ga, den dort passen sich die Kinder notgedrungen an, sondern die Eltern zu Hause, denn hier leben die Kinder ihre innere Konfliktbeladenheit aus. Den Eltern bleibt nichts anderes übrig, als diesen Entwicklungsbruch auszuhalten, denn reagieren sie jetzt ebenfalls hart, verschlimmert sich das Phänomen bis zur Entstehung von aggressiv-oppositionellen Verhaltensweisen. Die schlagen dann auch wieder in den Ki-ga zurück und jetzt beschweren sich die Erzieherinnen bei den Eltern. Der Vorwurf lautet: Zu Hause würden den Kindern keine Regeln beigebraucht und die Eltern müßten endlich lernen, ihren Kindern Grenzen zu setzen. Ziemlich verdreht das Ganze. Sie können nur Folgendes machen: Handeln Sie die Regeln mit Ihrem Sohn vorher in aller Ruhe aus und vereinbaren Sie mit ihm, was passiert, wenn er die Regeln nicht einhält. Fragen Sie ihn auch vorher oder noch im Konfliktfall, was er denn gerne möchte, wie Sie reagieren. Diese seine Entscheidung werten Sie jetzt wie ein Regel und bleiben dann dabei, auch wenn er protestiert. Immerhin können Sie ihm dann sagen, daß er sich so entschieden hat. Selber "ausrasten" und sein Kind anschreien führt nur zur Beschämung des Kindes, weil es sich dadurch gekränkt und zurückgewiesen fühlt. Das aber reduziert das ohnehin noch zu gering vorhandene Selbstbewußtsein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.02.2007