Lieber Herr Dr. Posth
Ja, wenn der Papa nach Hause kommt will er unbedingt mit ihm spielen, aber das ist schon lange so. Dann könnte es trotzdem der Beginn der Loslösung sein? Anhänglichkeit = sichere Bindung? Keine Fremdbetreuung.
Wegen der Impfung, kurz danach war er am Tag etwas weinerlich, vielleicht wegen der Einstichstelle. Dann steigerte es sich einige Tage nach der Impfung und bis 3 Wochen danach. Endlich wirds besser. 2 Wochen ist er ständig schreiend erwacht und liess sich sehr schwer beruhigen. Er hat also 2 Wochen lang fast jede Nacht MINDESTENS eine Stunde geschrien. ist das nicht schädlich? Klar waren wir liebevoll bei ihm, trugen ihn. Auch auf andere impfungen reagierte er so, aber jeweils nur 1 Nacht. Was kann man dagegen tun?
2. Frage: Nimmt ein 4 Wochen altes Baby beim schreien lassen mehr Schaden als ein 9 Monate altes? Möchte das wissen, weil unsere Hebamme meinte, es sei nicht schlimm, wenn das Baby mal warten muss.
Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit!
von
manzanillo12
am 29.08.2011, 11:13
Antwort auf:
Könnte das der Beginn der Loslösung sein?
Hallo, ja richtig, sichere Bindung verursacht zu Beginn der Loslösung vorübergehende Anhänglichkeit. Wenn Sie ins Wasser springen und noch nicht richtig schwimmen können, gucken sie auch zuerst danach, wo sie sich retten können.
Dass das nächtlich Angsterscheinungsbild Ihres Sohnes tatsächlich etwas mit der Impfung zu tun hat oder nicht, wird sich schwer beweisen lassen. Psychische Irritationen nach Impfungen sind in der Tat beschrieben. Man weiß allerdings nicht, ob solche Irritationen auch mit Unwohlsein und Schmerzen zu tun haben. Man kann diese Kinder ja nicht fragen, was sie fühlen. Ihnen blieb nicht anderes übrig, als sich liebevoll um Ihren Sohn zu kümmern. Aber das spüren die Kinder und dadurch ist ihre Angst automatisch gemindert.
Schreien-lassen ist in jedem Alter schädlich. Der Schrei ist Ausdruck höchster Not und immer verbunden mit starkem Stress im Körper. Der Stress im Gehirn (durch CRH und Noradrenalin) ist es aber, der schädlich ist, weil der die synaptischen Verbindungen der Hirnzellen behindert oder ganz unterbindet. Das gestresste Gehirn schaltet automatisch auf Überleben. Alle Entwicklungsfaktoren werden sofort gebremst. Im gesamten Körper machen das Cortisol und Adrenalin zusammen. Alle Vitalfunktionen weden gesteigert, aber alle Wachstumsfaktoren und heilenden Entzündungsvorgänge wie Reparaturprozesse werden gebremst. So etwas lernt auch eine Hebamme. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.09.2011