Monatsforum Mai Mamis 2022

Wochenbett

Wochenbett

Krümelratte

Hallöchen ihr Lieben, mir brennt ein Thema auf der Seele, über welches es offensichtlich leider unfassbar viele Missverständnisse und viel zu wenig Wissen gibt, nämlich das Wochenbett. Leider ist auch dabei nicht zwangsläufig Verlass auf Ärzte und Hebammen, da viel Wissen darüber erst in den vergangen Jahren gewonnen wurde und somit nicht in den Lehrzeiten vieler Akteure in dem Bereich heutzutage liegt (gar nicht vorwurfsvoll, ist einach der Stand der Dinge). Leider ist es offensichtlich sehr vielen nicht klar, dass der Begriff Wochenbett nicht umsosnt so heißt: WochenBETT! Sehr viele Frauen denken, dass wenn es sich halbwegs gut anfühlt, sie wieder guten Gewissens aufstehen können, essen kochen, spazieren usw. Bitte macht das nicht! Mindestens die erste Woche nach der Entbindung sollte man sich strikt horizontal aufhalten, Ausnahmen bilden lediglich der Toilettengang und die Dusche. Nicht zu den Ausnahmen zählt wickeln, Essen kochen und essen, spazieren gehen, den Hund pullern lassen usw. Für diejenigen, die dann direkt denken: wie soll ich das machen? Die allermeisten haben einen zugehörigen papa, das ist seine Aufgabe. Für die wenigen, bei denen das nicht so ist: ihr habt Anspruch auf eine Haushaltshilfe, die Vollzeit für euch arbeitet und von der Krankenkasse übernommen wird. Nun gibt es ja leider die vorangegangen Generationen mit ihrem " Früher ging das doch auch" (bekannterweise ein selten dummes Argument, früher trank und rauchte man auch in der Schwangerschaft und vieles mehr), "wenn nichts wehtut, dann ist alles ok" (Nein, der Schaden, den man dem Beckenboden antut, zeigt sich häufig erst nach Wechseljahren, ein Grund für die heutzutage regelrecht standardisierte Erkrankung der Inkontinenz, weil Frauen der vergangenen Generationen einfach aufgestanden sind) oder gar Gruselgschichten von irgendwelchen angestauten Wochflussresten im Becken (bitte glaubt solche Gruselgeschichten nicht, sowas ist ein pathologisches Problem was bei keiner gesunden person einfach passiert). Also long story short: Bitte nehmt euch die Zeit und bleibt im Bett. Es gibt den schönen Spruch: eine Woche im Bett, eine auf dem Bett, eine um das Bett. Kocht euch Essen vor und friert es ein, wenn Oma partout das Enkelkind gleich sehen will, soll sie Essen mitbrignen und bei der Gelegenheit gleich das Bad ptuzen. Wem das nicht passt, soll nicht in der ersten Zeit aufkreuzen. Auch wenn ihr eher aktive Typen seid: tut euch und dem Baby den gefallen. Kuschelt, schlaft, lest und liegt. Spätestens nach den Wechseljahren werdet ihr euch selbst dafür danken Ich schreibe das heute, damit alle, denen das so vllt nicht klar war, genug Zeit haben, sich entsprechende Hilfe zu organisieren. Seid gut zu euch


Servus-17

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Vielen Dank für den tollen Post Und dass du uns alle nochmals daran erinnerst bzw. darauf aufmerksam machst… Wirklich sehr sehr gut geschrieben Ich gehöre nämlich leider auch oft zu der Sorte Mensch, die sich zum einen gern übernimmt solange es mir ja „gut geht“ dabei und es halt erst allen anderen recht machen will bevor ich auf mich selber schaue Finde aber auch, dass man gerade in einer solchen Zeit dann unbedingt Ausnahmen machen MUSS… Ich denke, ebenso wichtig für das eigene Wohlbefinden ist gerade auch jetzt im Frühjahr / Sommer, dass man sich trotz des schönen Wetters dann nicht unter Druck setzt und ständig meint, man könne was verpassen wenn man „nur“ mit dem Baby zuhause rum sitzt oder so und nicht ständig Ausflüge oder sonstiges machen kann. Es soll wirklich eine Zeit für Mama und Baby sein. Beim ersten Kind war ich sehr jung und dachte ständig was zu verpassen - ich konnte die ersten Monate gar nicht genießen. Beim zweiten Kind hab ich diese „gemütliche“ Zeit mit Baby einfach nur genossen und dies wirkte sich sehr sehr positiv auf mein Befinden und auch das des Babys aus… wir waren die ganze erste Zeit über völlig tiefenentspannt und hatten weder Stillprobleme noch sonstige Schwierigkeiten… Und diese Zeit MUSS man auch einfach genießen, weil sie vergeht sooooo schnell und kommt nie mehr zurück Nun kommt auf uns natürlich die schönste Zeit des Jahres (Frühling / Sommer) auf uns zu, aber versuchen wir dennoch die schönsten ruhigsten (und manchmal kühlsten) Örtchen mit unseren Kleinen ausfindig zu machen oder auf der eigenen Terrasse zu sitzen und diese wundervolle Zeit zu genießen Für alles andere kommt später wieder genüüüüügend Zeit


Surfergirl

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Sooooo wahr! Bei unserer Tochter im April 2020 konnte ich das Wochenbett aufgrund von Komplikationen nicht wirklich beherzigen. Da sich geweigert wurde wegen Corona meine Tochter auch stationär wieder mit aufzunehmen, ich aber nicht ohne sie sein wollte, wurde sich 2-3x wöchentlich zu Ärzten geschleppt (es war die Hölle). Jetzt dürft ihr gerne gleich die Moralkeule rausholen: Für dieses Mal sammle ich schon Filme, die ich zusammen mit der großen kuschelnd gucken kann. Meine Güte dann ist der Medienkonsum mal erhöht. Außerdem will ich eine Spielkiste zusammenstellen die wir dann zusammen spielen können. Memory; Puzzle; diverse Bücher etc. eben Dinge die wir im Liegen oder halbliegend machen können. Freunde holen sie zwischendurch zum spielen ab und mein Mann ist auch zuhause. Besuch wird es die erste Woche auf gar keinen Fall geben. Der kleine läuft ja niemandem weg und erstmal soll er Mama, Papa und die große Schwester kennenlernen. Meine Empfehlung ist auch wirklich 6-8 Wochen mit dem Rückbildungskurs zu warten und sucht euch einen GUTEN. Keine von uns muss sofort wieder fit und in Shape sein!!! Lasst euch da nix einreden. Gesundheit ist so ein wertvolles Gut!


mlle.sakura

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Hallo, ich hüpfe mal aus dem Juni-Bus rüber (habe ET am 2.6, deshalb dachte ich, ich schaue hier auch mal rein) und danke dir vielmals für den wertvollen Post. Mir ging es bei meinen vorangegangen beiden Schwangerschaften immer direkt sehr gut, sodass ich sogar nach ein paar Tagen schon mit Tragetuch spazieren war usw..dafür hatte ich dann lange Zeit Probleme mit meinem Beckenboden und einer Rektusdiastase..Dieses Mal muss ich da wirklich besser auf mich achten und mir die Zeit nehmen, die mir zusteht..wird halt nicht einfacher, mit steigender Kinderanzahl, einfach mal nichts zu tun.


Mitglied inaktiv

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Alles schön und gut. Aber keine Krankenkasse zahlt eine 24/7 Betreuung. Und dann? Und der Papa arbeitet vielleicht, auch dann gibt es nicht pauschal für die Zeit eine Haushaltshilfe. Schön gedacht, nur leider nicht zuende. Aber es enthält gute Ideen.


Krümelratte

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Guten Morgen ihr Lieben, Vielen Dank für euer vieles positives Feedback. Wochenbett und seine Wichtigkeit gehört leider auch nach wie vor in die Reihe der Themen, die viel zu wenig besprochen werden. Ich habe auch mehrere Freundinnen, die das erstmal nicht so ernst genommen haben und es im Nachhinein sehr bereut haben. Mal von den körperlichen Sachen, die teilweise echt heftig sind (kenne da sehr unschöne Geschichten aus dem GynOP), sollte man vor allem die psychischen Folgen nicht unterschätzen. @Maikäfer22: es tut mir sehr sehr leid, dass dein Mann Arbeitsbedingt Probleme hat. Ich würde da an eurer Stelle nochmal ganz offen auf den Arbeitgeber zugehen und deutlich machen, dass jeder Vater in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Elternzeit ab Geburt hat. Wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht bewilligt wird, dann soll der Arbeitgeber bitte schriftlich bestätigen, dass er das nicht tut (why ever, rechtlich ist die Lage eindeutig). Dir würde ich dann empfehlen, Mal bei deinem KH nachzufragen, ob du in so einem Sonderfall nicht 3 sondern 5 Tage Bleiben kannst, die meisten KH sind da kulant, wenn man keinen anderen Weg findet. Die meisten Krankenkassen bezahlen zwischen 5 und 10 Tagen eine Haushaltshilfe Vollzeit. Wenn dein Mann arbeiten geht, ist er ja sicher auch nicht länger als 10h aus dem Haus. 8h sind dann schon von der Haushaltshilfe gedeckt und für die anderen 2h finden sich Lösungen. Leg dir dann das ganze Wickelzeug ans Bett, damit du dafür nicht aufstehen musst. Lass deinen Mann bzw die Haushaltshilfe dir genug essen für die kurze Zeit dazwischen ans Bett stellen. Eventuell kann ja auch eine Freundin/ eine Schwester/Bruder/Nachbar/Eltern/Schwiegereltern kurzfristig Urlaub nehmen oder ist in Rente? Und Bad putzen etc ist dann eben Mal nicht. Was Kinder angeht: meines Wissens Bietet das Jugendamt einen Bring- und Holservice für den Weg zur Kita oder Schule an, wenn man tatsächlich niemand anderen dafür finden sollte. Frag einfach Mal bei dir im Bürgerbüro an, die haben da eigentlich immer Familienberatungsstellen die helfen können. Auch für Haustiere gibt es im Normalfall Hilfsangebote (Tagesstätten mit Holservice usw). Wenn für dich jetzt schon absehbar ist, dass du in einer so schwierigen Lage bist, dass es für dich kompliziert ist, organisier dir jetzt schon auf allen Ebenen Hilfe und Koch dir schon Mal viel essen vor usw. Wenigstens eine Woche schaffst du hoffentlich im Bett und die zweite dann auf dem Sofa oder so. Die gesundheitlichen Folgen sind wirklich arger Mist und es wäre eher kurz gedacht, sich diese eine Woche nicht zu nehmen um dann womöglich chronische Probleme zu haben. Alles gute Dir auf jeden Fall


Leni1991

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Es ist wichtig sich viel auszuruhen, ja. Aber man darf auch nicht nur liegen, das ist total veraltet. Die Gefahr auf Thrombose ist in dieser Zeit enorm hoch! Also bitte nicht nur liegen sondern einfach auf den eigenen Körper hören und auf körpersignale achten, man weiß selbst am besten was man leisten kann und was nicht, wie viel Pause man braucht. Früher sind viele Frauen auch aufgrund Thrombose im Wochenbett verstorben, als es so streng eingehalten wurde.


Mitglied inaktiv

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Ich schleich mich mal aus dem Juni rüber. Meine Hebamme hat nach meiner ersten Entbindung gesagt. Ausruhen auf jeden Fall. Gut sind die "Ls" also liegen und laufen, schlecht die "Ss" also sitzen und stehen. Nur liegen ist definitv nicht sinnvoll. Für mich war das Wochenbett nach 11 Tagen sowieso vorbei, weil ich mit dem Baby, auf Grund einer Virus Infektion auf die Kinder-Intensivstation musste. Dort gab es für mich ein Klappbett, dass nur Nachts genutzt werden durfte, tagsüber musste es zusammengeklappt werden. Darüber hinaus gabs einen Stuhl und in der zweiten Klinik (wir wurden auf Grund von Plattmangel nach 2 Tagen verlegt) sogar einen Tisch und eine Wickelkommode, das Ganze auf wenns hoch kommt 6qm. Da war nichts mit viel liegen und laufen (Baby hing ja auch an der Überwachung). Toilette und Dusche natürlich auf dem Gang. Nach meinem Befinden hat niemand gefragt. Habs trotzdem überlebt und keinerlei Probleme. Rückbildung war trotzdem hervorragend, Beckenbodenmuskulatur auch.


Krümelratte

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Da ist tatsächlich sehr veraltet mit dem Thromboserisiko. Man kann dem auch im Liegen sehr gut entgegen wirken. Aufstehen in der ersten Woche bzw 10 Tage ist dagegen für den Beckenboden echt ein Problem (Stichwort Beckenbodensenkung). Am Ende muss das natürlich ohnehin jede Frau für sich entscheiden, es gibt einfach einige für die es dann eben das letzte kind war. Das ist ja auch nicht per se ein Problem, es gibt leider einige, denen das so nicht klar ist und die das einfach gerne davor gewusst hätten. Daher auch mein Posting, damit jede Frau wenigstens die Chance hat sich entsprechend z informieren und nicht am Ende im OP zu liegen und zu denken, das hätte sie so leicht verhindern können. Ist ja aber auch bei jeder Frau anders


Krümelratte

Antwort auf Beitrag von Leni1991

Da ist tatsächlich sehr veraltet mit dem Thromboserisiko. Man kann dem auch im Liegen sehr gut entgegen wirken. Aufstehen in der ersten Woche bzw 10 Tage ist dagegen für den Beckenboden echt ein Problem (Stichwort Beckenbodensenkung). Am Ende muss das natürlich ohnehin jede Frau für sich entscheiden, es gibt einfach einige für die es dann eben das letzte kind war. Das ist ja auch nicht per se ein Problem, es gibt leider einige, denen das so nicht klar ist und die das einfach gerne davor gewusst hätten. Daher auch mein Posting, damit jede Frau wenigstens die Chance hat sich entsprechend z informieren und nicht am Ende im OP zu liegen und zu denken, das hätte sie so leicht verhindern können. Ist ja aber auch bei jeder Frau anders


Momolita

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Huhu aus dem April, Es ist super , dass du zur Umsicht mahnst und dem Wochenbett einen so hohen Stellenwert einräumst :)) Letztlich ist es natürlich sehr individuell, was möglich ist oder wie sich die Mutter fühlt. Ich spritze aufgrund erhöhter Thrombosegefahr täglich Blutverdünner und möchte noch einmal verdeutlichen , dass es sehr wohl ein stark erhöhtes Thromboserisiko im Wochenbett gibt - in dem Fall aber aufgrund der körperlichen Abläufe (Schließen der inneren und äußeren Verletzungen), die so oder so ablaufen, aber durch ausschließliches Liegen entsprechend gefördert werden. Gebt auf euch acht :)


mari82

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Hallo aus dem April...Ich finde deinen Text sehr sehr gut, aber nicht umzusetzen. Teils zumindest nur. Ich bin mehrfach-Mami und hatte bei Geburt von k2 ein 30 Monate altes Kleinkind zusätzlich an der Hand gehabt. Mein Mann war die ersten zwei Wochen zwar daheim, aber nur liegen mit dem baby? Unmöglich. Nun erwarte ich K3 und die Großen sind bereits 13 und 10.5 Jahre, aber auch hier wird an nur liegen nicht zu denken sein. Wir leben in einer Doppelhaushälfte mit 3 Etagen....wickelkommode ist 1 OG. Man muss sich schonen, das ist klar. Am besten bleibt man einfach die ersten Tage im Krankenhaus, was leider viele nicht wollen. Aber 4 Wochen am Stück nur Piano zu machen ist in einer größeren Familie nicht umzusetzen. Wenn man k1 erwartet, kein Probleme, das erste Kind läuft sowieso irgendwann mit und man merkt es kaum. Soll jetzt keine Kritik sein oder so ..Aber ich kann mir das nicht im geringsten vorstellen als Mama mehr als eine Woche nur rum zu liegen. Beckenboden sollte man auch während der SS schon trainieren und nach der Entbindung kann man gleich mit Fahrstuhl-Übungen anfangen. Denn mit jedem Kind schwindet die Kraft des Beckenbodens. Ich finde deinen Ansatz super cool geschrieben. Glg und eine schöne restliche Kugelzeit


Mitglied inaktiv

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Witzig, dass du das auf mich beziehen möchtest. Keine Sorge, hier läuft alles prima, aber es gibt eben Fälle, in denen das nicht so toll geht, wie du es dir vorstellst. Und ich bin grundsätzlich dafür auch mal über seinen Tellerand und weiter als bis zur eigenen Haustür zu denken. Es gibt Länder ohne Elternzeit für den Vater. Es gibt Jobs, da arbeitet man durchaus länger als 10 Stunden Stück. Krankenhäuser werfen dicht aus, sobald du Geld kostest und keines mehr bringst usw. Vielleicht schaffst du es ja auch noch mal größer zu denken.


Krümelratte

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keine Sorge, ich kenne einige andere Länder, es klang so, als schreibst Du aus Deiner Erfahrung. Natürlich gibt es immer Länder mit sehr bedauerlichen Zuständen, das ist klar. Ich hab das schon ein paar Dinge gesehen, was wirklich unfassbar bedauerlich ist, insbesondere mit Blick auf Frauenrechte, medizinische Versorgung usw. Zum Glück gibt es da wirklich tolle Projekte, wo man Frauen in Not wirklich super helfen kann, Entbindungsdörfer in kritischen Regionen, internationale Hebammenverbände, usw. Aber Du hast natürlich Recht, ich ging in einem deutschen Forum jetzt erstmal von einem Wohnort in Mitteleuropa aus. Ein paar Bekannte von mit sind dafür auch extra zurück nach Deutschland gezogen, solange die Kinder klein waren, aber das kann sich natürlich nicht jeder leisten. Dennoch danke nochmal für den Hinweis. Hoffentlich finde ich irgendwann wieder etwas mehr Zeit und kann eventuell auch in entsprechenden Vereinen aktiv werden, damit diese von Dir beschriebenen Situationen sich endlich verbessern