Liebes Urotherapeuten-Team,
es geht um unseren Sohn. Er ist gerade fünf Jahre alt geworden. Seit gut einem Jahr geht er zur Toilette. Am Anfang klappte alles für Wochen prima. Wir hielten ihn für ein Naturtalent. Dann kamen die ersten nassen Tage. Wir sahen es locker. Diese Lockerheit ist beim ständigen Auf und Ab nun vergangen ...
Das große Geschäft funktioniert immer prima, es gab nie einen Ausrutscher. Das Urinieren klappt tagelang toll, er kann dann sogar recht lange einhalten, wenn der Weg zur nächsten Toilette weit ist. Lange Urlaubsfahrten, aufregende Tage - alles kein Problem.
Aber dann wieder klappt es für Tage oder gar Wochen kaum mit teilweise vier nassen Hosen pro Tag. Der Aufwand durch's Umziehen, die nasse Hose an sich, die Peinlichkeit vor seinen Freunden - alles scheint ihn wenig zu stören.
Nachts trägt er eine Hochziehwindel, weil er so tief schläft, dass er bei allen Unterhose-Versuchen immer erst wach wurde, wenn ihn die Nässe im Bett störte.
Wir waren beim Kinderarzt. Ultraschall vom Bauch, Urinuntersuchung - alles unauffällig. Blase nach dem Toilettengang komplett leer. Man könne versuchen, hieß es, mit "Kinderlax" künstlich Durchfall zu erzeugen, um zu sehen, ob es am Druck des Darms auf die Blase liege.
Das erscheint mir sehr brachial. Vor allem, weil seine Verdauung eigentlich ja gut läuft und wir bei ihm ohnehin lange um jedes Gramm, das er zugenommen hat, gekämpft haben.
Was sagen Sie zu diesem "Versuch"?
Ich hörte von Ergotherapie beim Einnässen. Ist das sinnvoll und nützlich?
Und generell: Hat mein Sohn mit seinem Verhalten in seinem Alter ein Problem oder ist das noch im Rahmen? Wir schwanken zwischen Abwarten und Handeln, zwischen Schimpfen und Belohnen, zwischen Vertrauen und ihn zu festen Zeiten auf die Toilette setzen ...
Vielen Dank Ihnen vorab!
Herzliche Grüße
Maria
von
FroggyMan
am 22.05.2019, 21:32
Antwort auf:
5 Jahre und immer wieder nasse Hosen
Hallo Maria
In der Regel sollten Kinder mit Vollendung des 5. Lebensjahres eine ausgereifte Blasenkontrolle haben aber und die Erfahrung haben sie sicher auch schon gemacht, es gibt bei allen Entwicklungen, die Kinder im Laufe ihres Lebens so durchlaufen, kleine Spätzünder. Daher müssen sie sich zurzeit keine Sorgen machen. Ca. 20-25 % aller Kinder zeigen diese Problematik noch in dem Alter.
Das Verhalten ihres Kleinen erscheint normal, die Untersuchungen beim Kinderarzt waren in Ordnung und er ist auf einem guten Weg, da er ja zeitweise seine Blase gut kontrollieren kann. Anfangs ist dieser Lernprozess noch sehr störanfällig, z. B. Veränderung der Lebenssituationen, Erkrankungen, Urlaube usw. können diese Entwicklung kurzfristig beeinflussen und kurze oder längere Pausen entstehen lassen. Außerdem ist die Blasen- und Darmkontrolle in seinem Alter nicht die einzige Entwicklung, die er durchläuft und wenn andere Reifungsprozesse verstärkt seine Aufmerksamkeit und Wahrnehmung fordern, darf die Blase hierfür auch gerne einmal vernachlässigt werden. Die Kinder sind mit der Vielzahl der neuen Aufgaben häufig schnell überfordert.
Zudem sind Kinder im Alter ihres Sohnemanns meistens mit vielen neuen Eindrücken, intensivem Spielen und neuen Erfahrungen beschäftigt – da darf es schon passieren, dass der Kopf die Blase zu spät oder manchmal auch gar nicht hört und schwupps ist die Hose nass bevor er überhaupt reagieren kann :-((((.
Haben sie Vertrauen in ihr Kind, versuchen weiterhin locker und entspannt zu bleiben :-))) und geben dem kleinen Mann gerne ohne Druck noch ein wenig Zeit.
Sie dürfen ihn gerne hin und wieder fragen ob er eventuell Pipi muss und ihn dann jedoch allein entscheiden lassen ob er zur Toilette gehen möchte. Langfristig sollte er ja lernen wann und wie schnell er auf seinen Harndrang reagieren sollte um trocken die Toilette zu erreichen ;-))). Kinder zu festen Zeiten zu schicken ist da eher kontraproduktiv da ihnen auf diesem Wege diese Entscheidung abgenommen wird. In sehr schlimmen Phasen des Einnässens dürfen gerne auch Höschenwindeln am Tag eingesetzt werden, vorausgesetzt er ist damit einverstanden.
Der Einsatz von Kinderlax würde aus unserer Erfahrung dann Sinn machen, wenn der kleine Mann eine Verstopfung des Enddarmes hätte (Ultraschall Kinderarzt????), denn dann würde die Blase in der Tat durch diese Aufweitung zu wenig Platz haben und ihr Kleiner hätte keine gute Wahrnehmung für die Blasenfülle. Kinderlax ist KEIN Abführmittel, sondern ein Stuhlweichmacher der es den Kindern schonend erleichtert einen breiartigen Stuhlgang abzusetzen und dann jedoch über längere Zeit gegeben werden sollte.
Ergotherapie zur besseren Wahrnehmung im Blasen- Beckenbereich können sie ihm zur Unterstützung sicher anbieten.
Die Windel für nachts darf gerne bleiben bis sie mehrere Tage/ Wochen trocken geblieben ist.
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 23.05.2019