Hat man mich im Krankenhaus an der Nase herumgeführt?

Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer Frage an Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Hat man mich im Krankenhaus an der Nase herumgeführt?

Guten Tag, vor 4 Monaten kam mein Sohn per geplanter Sectio zur Welt, da er leider bis zum Ende in BEL verharrte. Im Vorgespräch wurde mir im Krankenhaus gesagt, dass man mittlerweile vor den geplanten Kaiserschnitten mit Oxitocin die Wehen einleitet, um die Babys auf die "Geburt" vorzubereiten und ihnen einen guten Start zu ermöglichen. Mit dieser Vorgehensweise habe man gute Erfahrungen. Da ich ohnehin wegen des Kaiserschnitts sehr traurig war, hat mich diese Information sehr beruhigt und ich bin am Tag X mit einem guten Gefühl zur Klinik gefahren. Ich wusste, mein Baby wird nicht ohne Vorwarnung aus mir herausgeschnitten sondern es bekommt sozusagen einen "Startschuss". Im Krankenhaus kam dann alles anders als geplant, weil einfach unheimlich viel zu tun war auf der Geburtsstation. Nach stundenlangem Warten in einer Art Abstellkammer und Vorbereitung auf die OP, habe ich vorsichtig angefragt, was denn mit dem angekündigten Einleiten der Wehen sei. Die Hebamme gab mir unwirsch zu verstehen, man habe dafür keine Zeit, weil soviel los wäre und da ich momentan auch nur per Funk am CTG überwacht würde. Das Ganze sei aber auch Blödsinn und würde eh nichts bringen. Daraufhin ließen wir die zuständige Ärztin kommen, die ähnlich argumentierte. Nachdem ich in Tränen ausbrach, holte man den Chefarzt, der dann großzügig verkündete, dass alles kein Problem sei. Wenn ich Wehen wolle, würde man eben einen Tropf anhängen-alles kein Thema. Es wurde ein Tropf mit der Jonosteril angehängt und nach ca. 20 Minuten verkündet, man habe auf dem Funkschreiber nun gesehen, dass ich Wehen hatte und ob man nun endlich operieren könne? Letztlich habe ich eingewilligt, da ich es nun endlich hinter mir haben wollte. Nun meine Frage: Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es sich bei Jonosteril lediglich um eine Elektrolytlösung handelt. Ist es möglich, dass man die wehenauslösenden Mittel in diese Elektrolytlösung gemischt hat und wäre diese üblich oder hat man mich einfach nur mit dem "Placeboeffekt" an der Nase herumgeführt? Frei nach dem Motte "damit die heulende Patientin endlich Ruhe gibt, schließen wir mal schnell einen Tropf an und erzählen was von Wehen?" Bitte verstehen sie mich nicht falsch. Es geht mir nicht darum, hier nachzutreten.Letztlich habe ich einen gesunden und ganz wunderbaren Sohn zur Welt gebracht. Dennoch belasten mich die Geschehnisse rund um den Kaiserschnitt schon seit einiger Zeit und ich möchte in Bezug auf diesen Punkt einfach Klarheit haben, was man an diesem Tag mit mir gemacht hat. Mit besten Grüßen, scbf

von scbf am 09.08.2012, 14:56



Antwort auf: Hat man mich im Krankenhaus an der Nase herumgeführt?

Hallo, das Wehenmittel Oxytocin wird immer in einer entsprechenden Elektrolytlösung aufgelöst und wurde Ihnen ganz bestimmt verabreicht. Da gab es bestimmt kein Problem und ganz sicher keine Plazebo-Gabe. In meiner Klinik wird dieses Vorgehen aber nicht durchgeführt, da es keinen wissenschaftlich nachweislichen Nutzen dafür gibt, Ihnen vorher Wehen zu machen. Auch an der Uniklinik hatten wir dieses Vorgehen abgelehnt, wenn Frauen uns danach fragten. LG

von Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer am 09.08.2012



Antwort auf: Hat man mich im Krankenhaus an der Nase herumgeführt?

Hi du arme :-( Viell haben die das Medi in den Beutel dazu gespritzt?? Manchmal schreiben sie die Zusätze nachträglich drauf oder manchmal eben gar nicht.. Hast du das CTG angucken dürfen mit den wehen?? Alles Liebe und Kopf hoch!!!

von Missgreeneyes am 09.08.2012, 16:38



Antwort auf: Hat man mich im Krankenhaus an der Nase herumgeführt?

Hallo, danke für die lieben Worte. Nein, genau das war mein Problem. Ich war leider an einen Wehenschreiber angeschlossen, der in einem Nebenraum überwacht wurde und konnte selbst keinen Blick drauf werfen. In den 20-30 Minuten habe ich schon das Gefühl gehabt, dass ich leichte Wehen habe. Im Nachhinein habe ich mich aber natürlich gefragt, ob ich mir das nicht eingebildet habe... Dass Herr Hellmeyer und du schreiben, dass es durchaus sein kann, dass man das Mittel zu der Elektrolytlösung dazu gibt, beruhigt mich ein wenig. Auch wenn natürlich das Wichtigste ist, dass mein Sohn gesund und munter ist, fühlte ich mich doch im Nachhinein sehr schlecht bei dem Gedanken, dass man mich möglicherweise gar nicht ernst genommen und für dumm verkauft hat. Zumal ja nicht ich den Vorschlag mit dem Tropf gemacht habe, sondern dies von dem Arzt im Vorgespräch propagiert wurde und ich mich davon überzeugen ließ. Muss dazu sagen, dass leider auch der Rest des Tages nicht sehr toll verlaufen ist. Die PDA hat bei mir nur einseitig gewirkt. Nachdem man eine Stunde lange versucht hatte, es doch noch hinzubekommen, hat man letztlich entschieden, mir eine Vollnarkose zu geben. Meinem Mann, der bereits fertig im OP-Kittel im Vorraum bereit stand, wurde mitgeteilt, dass er nun leider doch nicht bei der OP dabei sein könne. Ich selbst habe den 1. Schrei meines Babys nicht gehört, geschweige denn es unmittelbar nach der Entbindung gesehen. Erst als ich nach zwei Stunden aufwachte, stand mein Mann mit unserem Sohn in ein Handtuch gewickelt auf dem Flur und durfte mich kurz begrüßen. Dann wurde ich noch einmal in einen Aufwachraum geschoben, wo ich mich dann aber nach einer Viertelstunde aus dem Halbschlaf gekämpft habe und endlich zu meinem Kind gebracht wurde. Tja, es ist nicht immer alles im Leben so, wie man es sich vorstellt. Ich bin heute wirklich froh und glücklich, wenn ich meinen kleinen Mann betrachte und liebe mein Kind über alles. Dennoch überkommt mich eine unendliche Traurigkeit, wenn ich an den Tag der "Geburt" zurück denke. Verrückt, aber so ist es nunmal. Danke für die Antworten, das hat mir ein wenig geholfen.

von scbf am 09.08.2012, 23:50



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