Frage: Bitte um Ihre Meinung

Sehr geehrter Herr Dr. Hellmeyer! Ich würde Sie als völlig Außenstehenden gerne um Ihre Meinung bitten. Ich hatte letztes Jahr eine Sectio nach 3x versuchter Einleitung mittels Prostaglandinbändchen (Propess). Also 3 Bändchen für jeweils 24 Stunden. Am 4. Tag Amniotomie und Oxytocin für 5 Stunden, kaum Wehen und keine Veränderung am vag. Befund. Danach eben die Entscheidung zur Sectio. Die Einleitung erfolgte bei Verdacht auf Plazentainsuffizienz, Wachstumsstillstand seit 3 Wochen und Anhydramnion bei GT-1. Vag. Befund war mediosacral, praktisch erhalten, knapp 1 cm geöffnet. War Erstgebärend und hatte einen diätetisch gut eingestellten GDM. Bei der Sectio wurde die Conjugata vera mit 10 cm gemessen, das Kind hatte 2870 g und einen KU von 32,5 cm. Außerdem zeigte sich bereits ein leicht konfigurierter Schädel und eine beginnende Geburtsgeschwulst - praktisch ohne nennenswerte vorherige Wehentätigkeit. Würden Sie mir beim nächsten Kind zu einer primären Sectio raten? Ich bin selbst Hebamme und daher natürlich für die Spontangeburt, allerdings glaube ich, dass meine Chancen schlecht stehen, oder? Vielen Dank für Ihre Mühe, Johanna PS: Was ich noch beobachtet habe, war, dass der Fundusstand in der gesamten Schwangerschaft 1 bis 2 Finger zu hoch war, bei einem eher kleinen Bauch - gibt es da einen Zusammenhang zum engen Becken?

von 08082013 am 01.04.2014, 21:11



Antwort auf: Bitte um Ihre Meinung

Hallo Johanna, ganz ehrlich, bei dem von Ihnen beschriebenen Verlauf trotz kleinem Kind und kein Ansprechen fast aller Einleitungsmethoden auf die Erweiterung des Muttermundes, würde ich beim nächsten Mal, auch in Anbetracht der kleinen Conjugata vera und des hohen Fundusstandes bei kleinem Kind, die primäre Sectio empfehlen. Das macht keinen Sinn und würde Sie und das Kind unnötig stressen. Das Ergebnis bleibt gut und erfreulich trotz Kaiserschnittes. Eine Spontangeburt um jeden Preis ist hier nicht anzuraten. LG

von Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer am 02.04.2014



Antwort auf: Bitte um Ihre Meinung

Vielen Dank für Ihre Antwort. Das bestätigt auch meine Meinung und jeder Schwangeren mit dieser Vorgeschichte würde ich ja das selbe raten. Nur bei mir selbst bin ich nicht ganz objektiv:-) Hatte psychisch auch ziemlich mit meinem - nur subjektiv und völlig ungerechtfertigt empfundenen, das ist mir klar - "Versagen" zu kämpfen. Ich glaube, ich musste von jemand anderem hören, dass es ok ist, eben gerade keine Spontangeburt um jeden Preis zu versuchen:-) LG

von 08082013 am 02.04.2014, 08:29



Antwort auf: Bitte um Ihre Meinung

Ja, bloß kein schlechtes Gewissen und mit Versagen hat das überhaupt nichts zu tun. Es ist ausgesprochen gut, schön und sollte normal sein, dass die Spontangeburt grundsätzlich favorisiert wird und dieses intuitive Verhalten ist gut. Alles erdenklich Gute

von Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer am 03.04.2014